27.04.2011

Otavalo-Quito

Ab Otavalo ging’s erst 17km und 600 Höhenmeter bergauf auf 3100müM mit wunderschöner Sicht auf den See “laguna de san pablo” und den Vulkan. Da der Vulkan abwechselnd ohne und mit Wolken sichtbar war kam es uns ehrlich gesagt gerade recht, dass es bergauf geht und wir nicht so schnell vorwärts kamen. Kaum war der Vulkankegel Wolkenfrei, flitzten wir auf die andere Strassenseite um ein Foto zu schiessen.

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In Cayambe merkten wir dann schnell, dass die ecuadorianischen Autofahrer wesentlich gefährlichere Zeitgenossen sind als wir es uns bisher gewohnt sind. Erst musste Oli eine ziemlich üble Vollbremsung machen, weil ein Autofahrer ohne zu schauen auf die Strasse fuhr und in Cayambe selbst sahen wir zu, wie ein Autofahrer (der eigentlich rot hatte) mit Vollgas in ein radfahrendes Kind fuhr. Das Rad lag unter dem Auto und dem Jungen schmerzte offenbar das Bein. Zum Glück ist nicht mehr passiert! Der Hammer war ja, dass der Autofahrer nicht einmal ausstieg um nach dem verletzten Kind zu schauen und einfach weiter fahren wollte! Er wurde dann aber von einigen Leuten gestoppt…

Wir müssen hier wohl wesentlich mehr aufpassen als sonst. Die Ecuadorianer haben wohl teilweise regelrechte Hirnlähmungen im Strassenverkehr. Auch die Fussgänger überqueren manchmal einfach so die Strasse und das, obwohl sie uns gesehen haben. Ob das an der dünnen Luft liegt…?

Die Fahrt von Cayambe nach Quito war ziemlich anstrengend. Trotzdem fluchten wir nicht einmal, denn die Strecke war wunderschön und wir hatten immer eine bombastische Sicht. Zuerst ging es lange bergab und danach natürlich genauso lange wieder bergauf. Wir hatten wunderbares Wetter und sahen den schneebedeckten Krater des 5800m hohen Vulkans “Cayambe”. Das ist nun wirklich eine Seltenheit und wir flippten fast aus.

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Der Vulkan ist die höchste Erhebung auf der gesamten Äquatorlinie, welche wir auch ziemlich in diesem Moment überquerten. War ziemlich speziell so plötzlich auf die Südhalbkugel zu fahren…

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Danach ging es natürlich weiterhin rauf und runter und plötzlich fuhren wir nur noch runter. Das kam uns dann sehr eigenartig vor. Wir stürzten regelrecht in eine Schlucht und das 20km bevor wir Quito erreichen sollten. Wir standen dann am frühen Nachmittag unten in der Guayllabamba-Schlucht und schauten ungläubig auf unseren Höhenmesser: Ach du sch…, 1900müM! Quito liegt auf knapp 2900müM…! Wir hofften, Quito noch vor Einbruch der Dunkelheit zu erreichen…

So kämpften wir uns bei brütender Äquator-Sonne 1000 Höhenmeter nach oben. Die Sonne ist etwas vom brutalsten, was wir je erlebt haben. Trotz 3 maligem eincremen mit Sonnenschutzfaktor 45 verbrannten wir uns das Gesicht. Bei Milena schaute ein wenig ihres Rückens heraus und da bekam sie (auch trotz eincremen) nicht nur Sonnenbrand, sondern regelrechte Verbrennungen mit Blasen.

Irgendwann kamen wir nach Calderon und neuerdings gibt es dort auch ein Hotel, aber da konnten wir Quito schon sehen und da war kein Halten mehr. Wir fuhren weiter…

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...nochmals 300 Höhenmeter nach oben und dann war fertig lustig. Zwei Weltuntergangsgewitter (eines von links und eines von rechts) trafen oben an uns zusammen und dann ging’s ziemlich zu und her. Blitze hellten auf und es donnerte so dermassen, dass es weh tat in den Ohren. Milena war mal wieder ziemlich schnell… Natürlich goss es auch noch wie aus Kübeln und die steile Strasse wurde zum Wasserfall. Wie auch schon in Bogota hatten wir auch von Quito keinen Stadtplan. Wir fuhren mal wieder auf gut Glück in eine Millionenstadt und schätzten die ungefähre Richtung. Milena kennt die Stadt einigermassen und kaum sah sie einen bekannten Strassennamen, bog sie ab. Immer mehr kam ihr bekannt vor und schliesslich nach fast einer Stunde bremste sie ab und kehrte um. Einen Block um die Ecke und wir standen vor dem Hostal. Da war sie ja unglaublich stolz darauf…! Stadtplan? Das brauchen wir doch nicht…

Im “Casa Helbling” wurden wir erst einmal vom deutschen Auswanderer Klaus herzlichst empfangen mit einem Bier, Cola und leckeren Mostbröckli. Dann kam die wärmste Dusche aller Zeiten und da fühlten wir uns wieder puddelwohl. Es war eine ziemlich wagemutige Aktion und wir hatten Glück, dass wir noch vor Einbruch der Dunkelheit in der nicht ganz einfachen Stadt Quito ankamen.

24.04.2011

Otavalo, Ostern 2011

 

Dummerweise haben wir uns im Tag verirrt. Der grosse Markt ist gar nicht am Sonntag, sondern am Samstag und der heutige Markt war viel kleiner. Unser super Rad-Reiseführer, wo weder die Höhenmeter noch die Kilometerangaben stimmen und jede zweite Ortschaft falsch geschrieben ist, hat uns auch mit dem Wochentag des tollen Marktes angelogen. Milena war zwar vor 7 Jahren schon hier, aber an den Wochentag kann man sich nach so langer Zeit nun auch nicht mehr erinnern.

Unser Taxifahrer schaute uns mit grossen Augen an als wir ins Taxi sprangen und zum Tiermarkt ausserhalb Otavalos wollten. “Ja aber, der Tiermarkt ist ja nur Samstags…” So ein Mist! Milena hat sogar den Wecker auf 5.00 (!) gerichtet, damit wir auch zum Tiermarkt können und jetzt ist Sonntag und fast nichts los. Aber eigentlich war es auch ganz recht, denn Otavalo ist auch ohne den Jubeltrubel ein sehr hübscher Ort, wo man sich prima erholen kann. Es gibt sehr leckeres und günstiges Essen und (zum guten Glück) auch eine Wäscherei.

Am “Plaza de ponchos” wurden dann aber doch noch ein paar Stände aufgestellt und wir konnten mit den superlieben Indiofrauen um die Preise feilschen.

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23.04.2011

San Gabriel-Otavalo

Für unsere 90km Etappe mit den 40km nur bergauf standen wir extra früh auf. Wir wollten gerade unsere Räder bepacken, da kam die Receptionistin des Hotels angerannt: “Hey, ihr bekommt doch noch Frühstück!” Seit unserer ersten Nacht auf unserer Reise haben wir das nicht mehr bekommen und wir fragten dummerweise schon gar nicht danach. Waren doch die Truckunterkünfte in Kolumbien natürlich nie mit Frühstück… In Ecuador ist das Frühstück aber meistens inklusive…

Nach einem riesigen Früchteteller, Rührei, Kaffee und Brötchen fuhren wir los in Richtung Ibarra. Wir stellten uns darauf ein, dass wir die Etappe auf keinen Fall schaffen werden. Zuerst ging’s bergig nach Bolivar und dann spektakulär runter von 2900müM auf 1500müM ins “valle del rio chota”. Die Abfahrt war bombastisch und die gewaltigen Berge und tollen Wasserfälle sorgten immer wieder für Vollbremsungen. Wir mussten an den armen Engländer von gestern denken. Der durfte das nämlich hoch fahren…! Kein Wunder fragte er als erstes, wie bergig Kolumbien ist…

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Im Tal hatte uns dann Erzfeind Nr.1 (Hitze) mal wieder fest im Griff. Dort unten leben die schwarzen Nachfahren der Sklaven. Wir assen unser zweites Frühstück und bereiteten uns auf die 40km vor. Aber zuerst kamen noch einige lange Steigungen und Abfahrten. Die letzten 33km ging es dann tatsächlich nur noch bergauf. Netterweise hielt sich aber die Steigung anfangs noch in Grenzen und erst die letzten 15km wurden dann richtig deftig. Da wir aber anfangs der Steigung bereits 75km auf dem Tacho hatten, machten uns die letzten km ziemlich fertig. Morgens wenn man noch ausgeruht ist, wäre dies ja ein Katzensprung gewesen aber jetzt mussten wir noch 450 Höhenmeter "hochklettern". Wir hätten ja gut noch im Tal zelten können, aber wir wollten lieber am Sonntag in Otavalo sein, weil da frühmorgens der berühmteste Indiomarkt von Südamerika stattfindet. Das trieb uns dann den Berg hoch. Zudem war die Landschaft mal wieder wunderschön…

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“Achtung! Radler auf der Strasse…!”

Als wir für ein Foto anhielten machte es anstatt “Pffft” ungewohnt “knack” und Oli’s Rad lag am Boden. Sein Veloständer ist einfach so abgebrochen. An der dicksten Stelle! Kein Wunder bei dem Gewicht… Als wir endlich oben waren konnten wir Ibarra schon lange sehen. Aber die Panamericana muss natürlich noch eine riesige Linkskurve bis zur nächsten Bergkette machen und führt erst dann langsam in die Stadt. Bergauf versteht sich…

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Wir kamen total k.o. genau bei Einbruch der Dunkelheit vor dem Hotel an und die Dame von der Reception musste erst noch geweckt werden. Nach einem Stück Pizza, welches wir im Halbschlaf verdrückten schliefen wir ziemlich schnell ein…

Seit wir in Ecuador sind, haben wir natürlich auch eine kleine Umstellung auf unserem Speiseplan. Milena schlürfte neulich frischfröhlich ihre Suppe aus und was kam da zum Vorschein? Ein Hühnerbein mit Krallen! Das dürfte sogar der Hahn gewesen sein, der uns morgens lautstark weckte! Nun haben wir nicht mehr nur Gedärme in unseren Suppen, sondern dazu noch Hühnerbeine und die dazugehörigen Lebern…

Der Weg nach Otavalo war wiederum weniger spektakulär. Die Panamericana ist neuerdings von Ibarra bis Quito sechsspurig und trotzdem schossen uns die Busfahrer gerne ab. Immer vor den Millionenstädten werden die irgendwie aggressiver als sonst. Vermutlich wollen sie einfach schnell ans Ziel kommen… Es ging ständig schleichend bergauf bis nach Otavalo. Wir fuhren quer durch den hübschen Ort und mussten uns ziemlich konzentrieren damit wir die so kleinen Indiofrauen nicht über den Haufen fahren. Hier werden wir einen Ruhetag einlegen und den tollen, bunten Markt anschauen. Milena’s Familie wird jetzt wohl vor dem PC sitzen und die Augen verdrehen. Hatten sie doch schon 2x tonnenweise Geschenke gekriegt… Aber keine Angst, auf dem Rad hat fast nix mehr Platz. Es kommt höchstens ein kleines Päckli zu den Einen…! Fotos der Farbenpracht folgen dann im nächsten Blogeintrag…

21.04.2011

Mocoa-San Gabriel (Ecuador)

 

Obwohl wir noch sehr gerne ein paar Tage in Mocoa geblieben wären, mussten wir los. Es wurde schon so relativ knapp und der Zöllner schaute uns ganz schön böse an.

Also warteten wir in Mocoa auf einen Bus, der uns zur Grenze brachte. Erst hiess es wir könnten gleich ohne umzusteigen nach Ipiales, doch nach dem Kauf des Bustickets hiess es dann plötzlich, dass wir in Pasto den Bus wechseln müssen. Na gut, ist ja kein Problem. Komisch kam uns aber vor, dass unsere Räder gratis Bus fahren durften. 3x fragten wir nach und immer hiess es: “Nein, kein Problem. Die kommen aufs Dach und stören ja nicht.” Komisch nur, dass der nette Mann danach verduftete. Unsere Befürchtungen, dass gleich eine riesen Preisdiskussion losgeht weil da ja zwei blöde Gringos stehen, stellte sich als falsch heraus. Unsere Velos fuhren wirklich gratis mit…

Die Strecke nach Sibundoy mag ja wunderschön sein, aber da mit dem Rad hoch??? Es fahren nicht mal Busse, sondern nur 4x4 Minibusse und selbst die haben teilweise richtig Mühe. Gleich nach Mocoa steigt die Strasse kräftig an und bei der ersten Polizeikontrolle wurde unser Bus kräftig auseinandergenommen. Mit Schraubenzieher wurde die Innenseite der Türe nach Drogen durchsucht und unsere Identitätskarten eingesammelt und kontrolliert. Da wird man schon etwas ungeduldig. Wir konnten per Fahrrad diese Kontrollposten immer schön passieren. Aber ist ja für die allgemeine Sicherheit und wir warteten dann schön brav im Regen… Neben Milena sass ein kleines Mädchen und als sie ihre ID hervor nahm rief die Kleine ganz ausser sich: “Mama guck mal, die Frau ist vom Roten Kreuz!” Milena erklärte ihr dann, dass sie nicht vom Roten Kreuz ist sondern aus der Schweiz. Das grüne Kreuz der kolumbianischen Ambulanz verwirrte dann aber das Mädchen noch ganz…

Dann gings richtig steil bergauf und der Bus holperte so dermassen, dass wir jeweils fast den Kopf am Dach anschlugen. Wir assen kein Frühstück weil wir der Meinung waren, dass wir ja 8h lang im Bus essen können. Denkste, bei diesem geholper muss man erst mal den Mund treffen können… Tennisballgrosse, lose Steine bei einer Steigung von 10-12% über fast 90km wären wohl kein Zuckerschlecken gewesen. Überhaupt kennen wir nur zwei Radler, die das (zumindest von dieser Seite aus) geschafft haben und die empfehlen wärmstens den Bus. Schon so sorgte die Strecke für Herzrasen, denn die Bus- und Lastwagenfahrer haben beim kreuzen eines anderen Fahrzeuges ziemlich halsbrecherische Manöver drauf. Die Strasse ist extrem schmal und eine Leitplanke sucht man vergebens. Dafür geht’s rund 500m den Hang runter… Kolumbien hat wohl auch eine “Calle de la muerte”…!

In Pasto wechselten wir den Bus. “in 15min. gehts los!” Jaja, da haben wir auch Angst… rund 1,5h später ging’s dann aber tatsächlich los und bei Abfahrt wurde es dunkel. Genau das wollten wir eigentlich verhindern…

In Ipiales fanden wir dann aber ein nettes Hostal gleich neben dem Busbahnhof mit Restaurant. Da wurde als erstes kräftig gefuttert. Am nächsten Morgen machten wir uns auf den Weg zur Grenze. Wir lassen Kolumbien nur sehr ungern hinter uns. Das Land ist einfach unglaublich schön und die Menschen sind freundlich wie sonst nirgends. Mit dem Gedanken, dass wir ganz sicher mal wieder nach Kolumbien kommen (alleine schon wegen Mocoa), holten wir unseren Ausreisestempel mit einem weinenden und einem lachenden Auge. Vor uns liegt nun Ecuador und Milena wurde immer euphorischer. Ist das doch ihre dritte Reise nach Ecuador und das kleine Land zählt schon fast zu ihrer zweiten Heimat. Den Einreisestempel bekamen wir schnell für die drei Monate. Da können wir uns wohl schön viel Zeit lassen.

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Unser Gepäck wollte niemand kontrollieren und nach nicht mal 2h standen wir schon vor dem ersten Berg! Ecuador begrüsste uns gleich einmal mit schwitzen und keuchen. Immerhin fuhren wir seit Bogota nicht mehr auf 3000müM und da schnauften wir schon etwas mehr als sonst. Soviel zum Thema “akklimatisieren”. Keine 5km nach der Grenze machte es zum 10. mal “Pfffft”! Wortlos wechselten wir in sekundenschnelle den Schlauch. Wir haben uns schon so daran gewöhnt und regen uns schon gar nicht mehr darüber auf. Zudem war die Landschaft zu schön zum fluchen. Mittlerweile sind wir aber wirklich rekordverdächtig schnell im Schlauch wechseln…

Wir wollten eigentlich auf den kolumbianischen Rennradler hören (“Spinnt ihr? Da geht’s 40km nur bergauf!”) und den Bus bis Ibarra nehmen, doch alles war so aufregend, dass wir eigentlich gleich weiter nach San Gabriel fahren wollten. Genau in diesem Moment kam ein Platzregen und den Wolken nach hörte der auch nicht mehr so schnell auf. So suchten wir uns halt in der nicht sehr schönen Grenzstadt “Tulcan” eine Unterkunft. Wir haben ja 3 Monate bekommen und alle Zeit der Welt…

Unser erstes Hotel in Ecuador war wohl eher für Selbstmörder als für Touristen. Unsere “Warmwasserdusche” (bestehend aus einem elektrischen Duschkopf) hatte die blöde Eigenschaft, dass er das warme Wasser nach hinten an die abisolierten Drähte spritzte. Klar ist es nur 110 Volt, doch wenn man nass ist gibt das schon einen ziemlichen Stromschlag… Wir sagten dies dem Hotelier und er meinte, er schaue sich das nachher an. Natürlich kam er nicht… Duschen gingen wir dann nicht. Wir hängen schliesslich an unserem Leben…

Am nächsten Morgen war der Bus natürlich überhaupt nicht von Interesse. Wir bepackten unsere Räder und flitzten los, bzw. wir kämpften uns auf 3300müM hinauf. Bereits die ersten 50km Ecuador stellten landschaftlich alle anderen Länder in den Schatten…

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Noch 200km bis Quito…

Das radeln auf über 3000müM ist aber trotz der dünneren Luft wesentlich angenehmer als auf 500m. Das einzige was uns nämlich ernsthaft zu schaffen macht (Erzfeind Nr.1) ist ganz klar die Hitze. Die kann einen ziemlich fertig machen. Danach kommt der Gegenwind, aber der ist nur bei ebenen Strecken nervig und das werden wir wohl hier in Ecuador definitiv nie haben. Alle Radler beschreiben Ecuador in etwa gleich: 20km bergauf, 20km bergab… bis auf diese einen 40km, auf die wir ja schon sehr gespannt sind…

Nach 24h in Ecuador trafen wir auch schon zwei andere Radler. Einer an der Grenze und der andere (ein Engländer) unterwegs zur Grenze. Der Engländer fragte uns, ob Kolumbien auch so bergig sei. Nein, nein…nur hügelig…! Lustigerweise spricht der überhaupt kein Wort spanisch. Nicht einmal den Anfängersatz “woher kommst du?” verstand er. Natürlich kann er mit Händen und Füssen nach Essen und Hotel fragen, aber ob das in einem Land wie Kolumbien wo die Leute ziemlich gerne Fragen stellen und quatschen Spass macht, ist sehr fragwürdig…

Der ganze Tag war das Wetter sehr angenehm. In der Sonne sehr warm, aber kaum kam eine Wolke wurde es ziemlich kalt. Da kamen wir kaum ins schwitzen und wir pedalten fast von alleine. Kurz vor San Gabriel bescherte uns dann unser erstes “Anden-Unwetter” eine zu deftige Abkühlung. Von einer Sekunde auf die andere kam ein Eisregen und danach ein Gewitter. Beim ersten Blitz und schnell folgendem Donner fuhr Milena dann ziemlich schnell den letzten Berg hoch. Wir wurden kurz vor dem Tagesziel total verregnet und froren wie blöd.

In San Gabriel bekamen wir dann unsere Warmwasserdusche…ohne Elektroschlag.

18.04.2011

San Agustin-Mocoa

 

Der letzte Tag in San Agustin war ganz schön verregnet. Wir kochten zusammen mit Uwe den ganzen Tag und quatschten lange rum. Ein Schweizer Paar kam noch zu uns ins Hotel und Milena durfte bei den beiden im Bungalow sogar warm duschen. Da hat sie sich ja gefreut!

Am Samstag gegen Mittag ging’s dann weiter mit einer Camionetta (4WD mit Ladefläche; keine Ahnung wie das auf Deutsch heisst) zurück nach Pitalito. Dort stiegen wir um auf den grossen Bus nach Mocoa. Der Preiskampf mit der “Busmafia” hielt sich schwer in Grenzen. Der Fahrpreis für die Räder bestimmt nämlich immer der Buschauffeur selbst und meistens verlangen sie für die Räder gleichviel wie für eine Person… Gut für uns aber, dass alle 30min. ein Bus fährt. Da mussten wir nur einmal erwähnen, dass wir bei diesem Preis lieber den Nächsten nehmen…

Die Fahrt nach Mocoa war wunderschön und wir bereuten schnell, dass wir nicht eine andere Strecke mal mit Bus fuhren sondern genau diese hier. Erst gings kräftig bergauf auf rund 2100müM und dann entlang eines Flusses mit Wasserfällen runter nach Mocoa. Wir klebten an der Fensterscheibe und hätten am liebsten einfach Stopp geschrien! Vor allem als aus dem grünen Nebelwald auch noch ein grosser Regenbogen auftauchte…

Mocoa (ca. 500müM) ist, obwohl relativ klein, die Hauptstadt des Departementos “Putumayo”. Südlich von Mocoa führt die Strasse hinunter in den tropischen Regenwald und westlich sieht man die riesigen Anden. Wie auch in San Agustin regnet es hier ziemlich häufig und der aufsteigende Nebel lässt die 3000er gleich noch viel schöner aussehen. Mocoa ist einer der Orte unserer Reise, der uns wirklich vor Schönheit fast umhaut! Wir leben hier in einem Bungalow inmitten einer kleinen Bananenplantage und können von der Hängematte aus ein halbes Dutzend junger Tukane beobachten. Die bevorzugen hier offenbar einen bestimmten Baum. Auch 2 kleine Äffchen, welche zu den kleinsten Affenarten überhaupt zählen hangeln an einem Baum rum. Die sind jeweils nur etwa 4m von uns entfernt und wir brauchen trotzdem den Feldstecher um sie zu sehen. So winzig sind die. Die neue Küche des Hostels ist auch der Hammer. Da gibt es endlich beschichtete Pfannen und Milena kann ihre Pancakes ohne das blöde “an der Pfanne kleben” machen.

Das Hostel ist sehr neu und der Besitzer ist hier wohl eine kleine Goldgrube am aufbauen. Mocoa gilt als (noch) gefährliche Gegend und wird den Rucksacktouristen (noch) abgeraten. Aber Billy aus Belgrad ist geduldig und er ist zu recht der Meinung, dass Mocoa in 2-3 Jahren das absolute Highlight Kolumbiens wird. Damit hat er wohl recht! Hier würden wir auf der Stelle auch etwas aufbauen, doch Billy war schneller. Sein Platz direkt am Fluss mit Badestelle wird wohl noch ziemlich beliebt werden. Momentan kennen dieses Hostel noch nicht mal die Taxifahrer Mocoa’s und wir können uns den Namen der Flusskreuzung einfach nicht merken… So sagen wir jeweils 300m weiter als die “Zona Libre” bitte (Mocoa’s Saufkneipe und die kennt natürlich jeder)…

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Aufgefallen ist uns auch sofort, dass man uns hier überhaupt keine Touren aufschwatzen will. Der Ort ist noch weit entfernt vom Massentourismus und Billy erklärte uns lediglich die abenteuerlichen Wege zu den Wasserfällen. Das war’s… Keine Jeep-Touren, keine Pferde-Touren, keine stressigen Guides… Man kann die Umgebung ganz alleine und auf eigene Faust entdecken. Wir landeten wohl geradewegs im Paradies!

So gingen wir am Sonntag bepackt mit Badesachen zu unserem ersten Wasserfall mit dem hübschen Namen “canalendres”. Hätte Billy uns den Weg nicht genau erklärt, hätten wir dort wohl auch keinen gefunden. Es existiert ein kleiner, ausgemantschter Wanderweg und mit viel Phantasie kommt man zu einem der wohl schönsten Plätzchen der Erde.

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Entgegen all unseren Befürchtungen einen völlig überlaufenen Ort vorzufinden (immerhin war gerade Sonntag), badeten wir den ganzen Nachmittag alleine in dem herrlich kühlen Naturpool. Da das Wasser gleich vom Berg runter kommt, ist es sehr angenehm kühl und klar. Um uns herum schwirrten hunderte bunte Schmetterlinge in allen Grössen. Mal ein Oranger, dann ein Blauer, Roter, Gelber, Grüner und sogar einer welcher rot war, aber beim fliegen blau wurde. Auch der grösste unter ihnen, der wunderschöne Morpho segelte in leuchtendem Saphirblau über unseren Köpfen herum. Ihn zu fotografieren ist schier unmöglich…

Und damit haben wir uns auch endgültig in Mocoa verliebt!

Das absolute Highlight ist aber der “Fin del Mundo” (das Ende der Welt). Wieder erklärte uns Billy lediglich den Weg. Hier nahmen wir eine Camionetta für Fr. 0,50 pro Person und dann mussten wir erst über eine Brücke. Nach rund 10min. kamen wir zu einer ziemlich unfertigen Finca und mussten den Eintritt von 1.- pro Person zahlen. Wir unterhielten uns etwas mit der Frau und ihre kleinen Kinder guckten uns verdutzt an. Der Frau gehört das Land, auf welchem die Wasserfälle stehen. Wird dies ein Touristenmekka, wird diese Frau einmal superreich und ihre Finca wohl die schönste überhaupt…!!!

Die nette “Paradies-Besitzerin” erklärte uns den Weg und wie wir alles finden. Es gibt drei Wasserfälle und der letzte ist der berühmte “fin del mundo”. Der Wasserfall ist gut 80m hoch und man kann von oben runter schauen. Die Frau mahnte uns aber, dass wir nur langsam auf dem Bauch zum Wasserfall hin rutschen denn die Steine sind ziemlich glitschig. Erst letzte Woche soll ein ausländischer Tourist ums Leben gekommen sein, weil er genau dies nicht tat. Da wurde Milena mit ihrer Höhenangst schon mal hellhörig…

Immer wieder wurden wir vor den rutschigen Steinen gewarnt und Oli machte uns einen Stock bereit. Umgehauen hat es uns nie, Milena sparte sich den Sturz für die Dusche zuhause auf…

Der Weg war ziemlich amateurhaft gemacht. Genau genommen wurde er mit dem gemacht, was da gerade so rumlag. Grosse Steine, morsche Holzbretter und reichlich Lehm. Aber genau das macht den Ort so toll. Keine Aussichtsplattformen mit Hotels und Restaurants, sondern ein ausgetrampelter Dschungelpfad und weit und breit kein Mensch. Sehr sympathisch…! Da es seit frühmorgens unaufhörlich geregnet hatte, war auch alles schön matschig und rutschig. Wie auch beim radeln gings als erstes ganz schön steil nach oben. Dann über Holztreppen fast senkrecht nach unten und nach gut einer Stunde standen wir beim Wasserfall Nr. 1. Ein wirklich schöner Ort, aber leider war es uns etwas zu kalt zum baden und so gingen wir weiter zum nächsten Wasserfall. Der Weg hörte aber auf…ungläubig schauten wir runter zum strömenden, braunen Fluss… Dann gings los:

Oli: “Schatz, wir müssen da durch!”

Milena: “Nein, kommt nicht in Frage! Der reisst uns mit!”

Oli: “Doch, da drüben geht der Weg weiter…”

Sch…! Milena hat heimlich gehofft, dass Oli den Weg auf der anderen Seite des Flusses nicht sieht. Der arme Oli musste dann erst satte 4x (!) den hüfttiefen Fluss überqueren bis Milena sah dass es funktionierte und sich endlich auch traute. In Unterhosen und händchenhaltend stiefelten wir da durch und hofften, dass uns auch ja niemand so sieht… Aber der Fluss reisste einen wirklich fast mit. Dann kam wieder der Weg und führte uns zu Wasserfall Nr. 2. Dort gab es sogar drei schöne Wasserfälle!

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Wasserfall Nr. 3 liessen wir dann aber beim Anblick der nächsten Flussüberquerung bleiben. Natürlich wäre es prima gegangen, hätte es nicht so Unmengen geregnet und das klare Wasser in eine braune, reissende Brühe verwandelt. Zudem wollte besonders Milena nicht unbedingt spüren, wie glitschig die Steine oben am 80m Wasserfall sind…! Also assen wir Pasta mit Sauce und gingen nach einiger Zeit wieder zurück. Nochmals in Unterwäsche durch den Fluss…

15.04.2011

Neiva-San Agustin

Die Strecke nach Hobo war sehr langweilig und wir wurden mal wieder kräftig verregnet. Dort wollten wir uns eine Bleibe suchen, aber das einzige Hotel im Zentrum ist momentan im Umbau. So fuhren wir wieder zurück zum Dorfeingang, wo es eine Unterkunft für Truckfahrer gibt. Diese sind meistens mit 3.- pro Person auch sehr günstig.

Hobo ist ein kleines Städtchen, wo nicht gerade viel los ist. Im Dorfzentrum pfiffen alle Leute ganz euphorisch (gut, das tun sie fast immer beim Anblick von uns und unseren Rädern) und riefen “Halt!”. Wir dachten erst wir hätten etwas verloren und kehrten um, da kam eine kleine zierliche Dame auf uns zugerannt. Auf Französisch labberte sie uns regelrecht voll (zum Glück versteht Oli etwas Französisch) und erst später kapierten wir. Auch sie ist mit dem Fahrrad hier! Francoise, wir nennen sie “Abuela” (Grossmutter) kommt aus Frankreich, ist satte 62 Jahre alt und radelt alleine von Venezuela nach Argentinien. Da staunten wir nicht schlecht! Diese Reise ist ein Traum, welchen sie sich nun erfüllt. Wir redeten keine 5 Minuten zusammen da kam auch noch Diego um die Ecke geradelt. Diego ist Kolumbianer und radelt ebenfalls vollbepackt durch Kolumbien. Abuela drehte fast durch, denn sie traf noch keinen einzigen “Gleichgesinnten”. Das war natürlich auch für die Bewohner Hobo’s eine Sensation und das ganze Dorf versammelte sich um uns. In diesem unscheinbaren Dorf verirrt sich so selten ein Tourist und jetzt gleich vier auf einmal. Da wurden wir natürlich regelrecht mit Fragen bombardiert.

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Aber sehr faszinierend ist natürlich Abuela. In ihrem Alter (und ihre rechte Hand ist auch noch kaputt) sowas zu unternehmen ist einfach unglaublich.

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Abuela und Diego starteten ihre Etappe rund 35km nach uns und dementsprechend fuhren sie noch ein Stück weiter. Wir übernachteten in einem Zimmer bei der Tankstelle. Diese Truck-Stopps sind prima, denn sie haben die Zimmer immer parterre. So müssen wir unsere Räder und das Gepäck nicht Treppen hochschleppen. Das ist (nach dem Preis) Kriterium Nr. 2.

Am nächsten Morgen trafen wir die beiden nach 20km. Abuela fuhr ein Stück mit, hängte uns dann aber ab. Wir mussten schon ziemlich laut lachen, dass wir von einer Grossmutter abgehängt wurden. Sie gehört zu denen, die ohne einmal abzusetzen ihre Etappen durchradeln. Sie ist auch (im Gegensatz zu uns) ansonsten begeisterte Radfahrerin. Wir benutzen das Rad, weil es ein prima Reisemittel ist und wir so die kleinen Dörfer besuchen, welche die Bustouris nur passieren. Wir halten auch gerne mal an um zu trinken, Fotos zu schiessen oder eine Banane zu futtern. So durchradeln ist nicht gerade unser Ding. Zum guten Glück ergänzen wir uns dabei sehr gut. Aber zu unserer Verteidigung: Wir holten sie in Gigante wieder ein…! :-)

Wir hatten eigentlich noch nicht genug vom radeln und hätten gut noch bis Garzon fahren können, aber Gigante ist eine so sympathische Stadt dass wir nicht weiter wollten. So freundliche Leute haben wir in unserem ganzen Leben noch nie gesehen. Wir fragten eine junge Frau nach einem günstigen Hotel, da sprang sie auf ihren Roller und führte uns vor ein herziges Hostel. Sie fragte nach dem Preis und erklärte uns wo wir sehr günstig essen können und wo es Brot zu kaufen gibt. Eine halbe Stunde später fuhr sie wieder vor das Hotel um uns auszurichten, dass Abuela in Garzon übernachtet. Unglaublich wie lieb diese Leute hier sind! Wir wurden neulich auch von einer Familie, welche eine Villa besitzt zum übernachten eingeladen, aber leider wäre dies ein Umweg von 10km gewesen und wir waren damals sowas von k.o., dass wir dann doch ein Hostel nahmen. Aber mal ehrlich: Würden wir in der Schweiz einen fremden, ausländischen Touri einfach so ins Haus einladen? Hier ist das schon fast normal…

Nach Altamira gings dann erst einen Canyon runter, dann wieder einen hoch und wieder einen runter. Danach ging’s schön schleichend und gerade bergauf. Total kaputt kamen wir in Altamira an und mussten ab unserem Hotelier lachen, der mal wieder in Unterhosen kam. Er gab sich unendlich Mühe, dass wir uns wohl fühlen bei ihm im Hostel. Er fragte alle 30min., ob wir etwas brauchen. Die Strecke nach Pitalito war dann wieder super schön und wir brausten einen tollen Canyon hoch und runter.

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Ein Rennradfahrer begleitete uns wieder ein Stück und gab uns Energie-Bonbons. Pitalito war erstaunlich gross und wir konnten seit langem mal wieder chinesisch essen gehen. Das war natürlich das Höchste aller Gefühle. Ganz viel Gemüse bekamen wir aufgetischt und wir überfrassen uns masslos. Unsere Dusche allerdings war für den grossen Oli nicht gerade hoch. Er musste kniend duschen.

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Unsere letzte Etappe per Fahrrad führte und nach San Agustin. Die Strecke war auch super schön und die letzten 5km ging es sehr steil bergauf mit toller Sicht auf den Rio Magdalena und vielen Wasserfällen.

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Die Gegend ist normalerweise notorisch verregnet, aber als wir den Berg hoch pumpten, brannte die Sonne gnadenlos auf uns hinunter. Milena überfuhr mal wieder beinahe eine Schlange. Eine andere Schlange fanden wir weiter oben und als wir abstiegen tat sie so, wie wenn sie sterben würde. War ja lustig. Kaum waren wir in San Agustin, kamen die Wolken. Schlagartig wurde es kalt und wir wurden verregnet. Wie immer…!

80km nach San Agustin ist auch die Quelle des Rio Magdalena, dem wir seit nun 1500km gefolgt sind. Dannach müssen wir leider per Bus weiter. Zu gerne wären wir die zwar sehr anstrengende, aber auch wunderschöne Strecke über Mocoa nach Sibundoy gefahren, aber unser Visum läuft ab und wir bräuchten für diese Strecke rund 10 Tage. Auch können wir uns fast nicht mehr von dem hübschen San Agustin lösen. Würde es hier nicht so oft regnen, würden wir vermutlich noch Wochen hier bleiben.

Wir nächtigen hier auf einer schönen Finca eines schweizer Auswanderers. Hier hausen auch unzählige Hunde deren Aufgabe es ist, uns zu bewachen. Allen voran eine 10 Wochen alte Labrador-Hündin ohne Namen. Die Kleine weicht seit unserer Ankunft nicht mehr von unserer Seite. Sie schläft auf unseren Füssen wenn wir essen, begleitet uns zur Toilette uns schläft sogar vor unserem Tipi-Zelt. Und wehe ein anderer Hund kommt in unsere Nähe, da knurrt und bellt sie sogar ihren eigenen Papa an. Sie geht nicht mehr in ihr Haus, wo sie eigentlich auch Futter bekäme. Lieber ist sie bei uns. Wir hatten etwas Mitleid mit ihr, weil sie sich so unsterblich in uns verliebt hat und sie nicht einmal mehr frisst. Auch ihr Besitzer wundert sich über ihr Verhalten. Wir haben nun angefangen sie abzulenken und dann etwas Futter in der Küche zu verstecken. So weiss sie nicht, dass das Futter von uns ist und frisst wenigstens ab und zu etwas. Aber wäre sie älter und wären wir nicht per Fahrrad hier, würden wir wohl keine Sekunde zögern. Der Abschied von der Kleinen wird uns gar nicht leicht fallen.

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Wir lernten noch eine Schweizerin, eine Deutsche und ein österreichisches Paar kennen. Mit denen war es super lustig. Wir alle machten dann eine Pferdetour im archäologischen Park. Die Tour war toll und Oli schlug sich das erste mal zu Pferd ziemlich gut. Leider wollten aber die Pferdchen ständig rennen und nach 4h tut einem da so einiges weh… Milena war mal wieder zur falschen Zeit am falschen Ort und das vordere Pferd schlug aus. Eigentlich hätte der Schlag Milena’s Pferd gegolten, doch das wich blitzschnell aus und ihr Schienbein musste dran glauben. Naja, sie ist sich’s ja gewohnt…

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Am nächsten Tag hatten wir aber seit langem wieder mal Muskelkater in den Beinen. Wir besuchten noch den Parque Archeologico ca. 5Km entfernt von San Agustin. Dort stehen viele Steinskulpturen die in den 40er und 80er Jahren entdeckt und ausgegraben wurden. Die Bedeutung der von Hand gemeisselten Steinfiguren ist nicht genau bekannt. Der Park ist schön gestaltet aber nicht unbedingt so interessant wie immer in den Reiseführern beschrieben wird. Am Eingang des Parks gab es den berühmten Superkaffe aus dem kolumbianischen Hochland. Mmhh…lecker!

Dann kam noch Uwe. Der Deutsche lebt und arbeitet in St. Gallen und ist mit einem Motorrad unterwegs, welches er spontan in Venezuela gekauft hatte. Er fuhr dieselbe Strecke wie wir, nur etwas schneller… Brauchte er doch für die Strecke San Gil-Bogota gerade einmal einen Tag, wo wir 7 Tage unterwegs waren…

Trauriger Nachtrag:

Puyo (Ecuador), 23.5.2011

Leider haben wir gestern erfahren, dass die junge Deutsche Frau der so tollen Gruppe unseres Reitausfluges am 10.5.2011 tödlich verunglückt ist. Bettina (auf dem Foto ganz rechts) kam auf eine sehr tragische Weise bei einem Busunglück auf der Strecke Cuenca-Loja im süden Ecuadors ums Leben. Uns tut das Ganze unendlich leid. Es trifft immer die Falschen... Den Angehörigen und auch ihrer Reisekameradin Yvonne wünschen wir viel Kraft!

Uns wird dieser Tag mit Euch allen in unvergesslicher Erinnerung bleiben. Es war einer der schönsten Ausflüge unserer Reise...

06.04.2011

Bogota-Neiva

Der Abschied von Bogota viel uns nicht leicht. Zu gerne hätten wir dort noch etwas rumgehängt und noch mehr spannenden Geschichten von Radler Heinz und Globetrotter Reto (seit 16 Monaten unterwegs) gehört. Reto kam an unserem letzten Tag in Bogota dazu und als erstes schaute er Oli an und meinte: "Dich kenn ich!" Es dauerte aber noch eine gute Stunde bis die beiden merkten, dass sie einst Nachbarn waren. Reto wohnte im selben Block wie Oli (bevor wir in den Sennhof zogen) und die beiden haben sich nie wirklich bewusst gesehen. Schon verrückt: Da lernt man seinen Ex-Nachbarn in Bogota kennen...! Manchmal gibt es schon schräge Sachen... Trotzdem mussten wir weiter denn langsam geraten wir in visabedingten Zeitdruck. Die Kolumbianer geben einen für ihr riesiges Land lediglich 60 Tage Aufenthaltsbewilligung. So bepackten wir am 1. April unsere Räder wieder und suchten den Weg aus Bogota heraus. Reinfahren war definitiv einfacher als raus. Zudem hatten wir keinen Stadtplan von Bogota und wussten lediglich die ungefähre Richtung. Die Collectivos (kleine Stadtbusse) drängten uns dauernd von der Fahrbahn und der restliche Verkehr machte uns wahnsinnig. Doch wir fanden die richtige Strasse (fast) auf Anhieb. Erst ging es im Regen ein paar Kilometer bergauf auf knapp 3000müM und dann kam eine geniale Abfahrt ins tropische La Mesa auf ca. 1200müM. 20km wurden wir noch von einem sehr netten Rennvelofahrer begleitet der uns davon abriet, den Weg von der kolumbianischen Grenze nach Quito zu fahren. “Spinnt ihr?!? Da geht es 40km nur bergauf!” Naja, das haben wir auch schon öfters gehört. Aber dies von einem Velofahrer mit Waden wie Arnold Schwarzenegger zu hören ist schon etwas anderes als von einem kleinen, dicken Taxifahrer. Wir werden sehen wie Nordecuador so wird…

IMG_0961 Neblig und regnerisch…

In La Mesa herrschte schon wieder eine Höllenhitze und wir hatten natürlich lange Klamotten an. In Bogota war es auch sehr kalt… Wir haben schon gehört, dass es im Tal des Rio Magdalena heiss ist, aber dass es schon auf 1200m so warm ist, damit haben wir nicht gerechnet. In La Mesa übernachteten wir und am nächsten Morgen gings weiter nach Girardot auf rund 400müM. Es regnete mal wieder und uns gurkte das gestrampel etwas an, da kam dieses Schild:

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Sorgte schon ziemlich für Aufheiterung… Leider ging die Strecke nicht nur bergab, sondern immer wieder mit fiesen Steigungen zwischendurch und es wurde immer wärmer. Zudem war Samstag und die Leute auf der Strasse sturzbetrunken. Bei unserer Ankunft in Girardot hatten wir eine Gruppe lallender Kolumbianer um uns und wir amüsierten uns prächtig. Ihr Spanisch wurde zum Chinesisch und wir mussten uns das Lachen extrem verkneifen.

In Girardot fanden wir ein nettes Hotel und zum ersten mal sahen wir auch einen Skorpion. Der übernachtete bei uns im Bad und Milena musste immer zuerst den WC-Deckel untersuchen, bevor sie pinkeln konnte. Wir kennen viele Schlangen und Spinnen, aber mit Skorpionen haben wir noch gar keine Erfahrungen gemacht. Keine Ahnung, ob die vielleicht auch giftig sind…

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Von Girardot gings weiter in das kleine, aber sehr nette Natagaima. 90km rauf und runter und dort wurde es richtig heiss! Immerhin wurden wir die letzten Tage hin und wieder etwas verregnet was für eine willkommene Abkühlung sorgte.

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“Bequemes” Bett im dreifrankenfünfundsiebzig-Hotel

Von Natagaima nach Villavieja ging es weiter rauf und runter, nur noch viel höher… Kurz vor Aipe machte es “Pffft…!” Und stellt euch vor: Es war Oli’s Rad! Milena jauchzte vor Freude!

In Aipe erkundigten wir uns nach dem Weg nach Villavieja. Die Leute lotsten uns auf einen kleinen, schlammigen Dschungelpfad. Wir lachten erst und dachten, dass das unmöglich dieser Weg sein kann…aber es war so! Der ausgematschte Weg war zu schmal zum fahren und wir durften über Baumstämme balancieren und gleichzeitig unsere schweren Räder durch den Sumpf schieben. Wir schwitzten wie Rennpferde und die Moskitos machten uns fast wahnsinnig. Irgendwann teilte sich der Pfad in 3 und da hatten wir den Salat…! Zum Glück kamen irgendwann noch ein paar Leute und wir fragten, welcher “Weg” denn nun nach Villavieja führt. Links! Glück gehabt, denn wir wären um ein Haar geradeaus! Nachdem wir uns durch das Dickicht geschlagen hatten (eine Machette wäre ja super gewesen) stand da tatsächlich ein Kanu, mit welchem wir auf die andere Seite des Rio Magdalena geschippert wurden. In etwa so stellen wir uns die Fahrt durch das Darien Gap von Panama nach Kolumbien vor. Nur wäre da man 10 Tage so unterwegs. Danke dem, der Flugzeuge erfunden hat…

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Villavieja ist ein verschlafenes Savannenstädtchen. Ruhig, herzig, sympathisch und wir fühlten uns auf Anhieb sehr wohl. Zeit für eine Pause! Oli flickte draussen den Schlauch und schnell wurden wir von zwei Jungs umzingelt und unsere Werkzeugrolle wurde kräftig auseinandergenommen. “Für was ist das?” “Und das?” Am meisten beeindruckte sie das Multitool. Wir amüsierten uns über die Knirpse und sie halfen fleissig beim aufpumpen (wir hassen es…). Kurze Zeit später dann das Horrorszenario: Ein Motorrad mit zwei Frauen raste um die Ecke des Plazas und die hintere schrie erbärmlich. Als sie vor uns durchflitzten sahen wir, dass dazwischen ein kreidebleiches Kleinkind sass, welches entweder ohnmächtig oder gar schon tot war. Sie hielten schräg vis a vis von uns beim Medical Center, rüttelten am Gitter und schrien laut um Hilfe. Krankenschwestern liessen sie dann rein. Das Medical Center ist leider nicht wirklich ein Spital. Wir hofften erst, dass das Kind “nur” vor Fieber ohnmächtig wurde, aber leider war es nicht so. Es fiel aus dem Fenster eines Hauses und starb. Es war drei Jahre alt. Die Menschen versammelten sich vor dem Spital und die Stimmung im Dorf war sehr getrübt. Der Anblick der weinenden Mutter mit dem Kind im Arm ging uns unter die Haut und das Bild werden wir so schnell nicht mehr vergessen. Wir sehen nicht nur die schönen Sachen und die sogenannten “Sehenswürdigkeiten”, sondern das alltägliche Leben hier. In der Schweiz wäre die Ambulanz gekommen, anstatt ein Motorradtaxi. Unsere Spitäler wären gewappnet gewesen, dieser könnte bestenfalls Infusionen setzen. Das Leben ist unfair und noch unfairer erscheint es einem, wenn man sowas miterlebt. Die Mutter tut uns unendlich leid…

Attraktion Nr. 1 (eigentlich auch die Einzige) hier in Villavieja ist die Tatacoa-Wüste. Wir buchten eine Tour zusammen mit einer Irländerin, welche im selben Hotel haust. Apropos Hotel: In unserem Hotel nächtigte einst auch Simon Bolivar. Ob die Ratte (oder was auch immer es war) auch seine Bananen anknabberte???

Unser netter Guide flitzte mit uns raus in die wohl heisseste Gegend Kolumbiens. Die Felsformationen und Canyons beeindruckten uns sehr. Noch mehr aber das Gefährt unseres Guides. Eine Art Tuk-Tuk aber mit einem richtigen Motorrad vorne. Somit wurde auch schon unsere nächste Reise geplant…

Die Tatacoa-Wüste ist ein sehr faszinierender Ort. Man denkt nicht selten, auf dem Mond gelandet zu sein…

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Die Fahrt nach Neiva ist wohl in ihrer Schönheit und Angenehmheit kaum noch zu toppen. Wir fuhren durch eine (natürlich) sehr hügelige Landschaft mit tollen Blicken auf die Andenriesen, die links und rechts herausragten. Die Berge erschienen vom aufsteigenden Nebel ziemlich unheimlich und die vielen Kakteen sorgten für ein kleines Mexiko-Feeling. Felsen ragten wie Tafelberge aus der kargen Landschaft heraus. Dann wechselte es zu grün und wir dachten am Set von Herr der Ringe im Auenland zu sein. Dann plötzlich kam wieder ein Wald und wir fuhren durch eine Allee aus Bäumen. Die Strasse schlängelte sich links und wieder rechts und hinter jeder Kurve gab es eine neue Überraschung. Mal änderte die Landschaft, mal windet sich die Strasse über einen ekligen steilen Hügel und in ein paar wenigen Fällen konnten wir mit 60km/h einen Hügel runter flitzen. Langweilig wurde es nie…

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