27.05.2011

Puyo-Alausi

Um nicht dieselbe Strecke nochmals zu fahren, nahmen wir den Bus nach Riobamba. Mit laut dröhnender Musik flitzten wir Kurve um Kurve wieder hoch in die Anden.

IMG_2305 Bananefutternder Papagei in Puyo

Riobamba ist eigentlich mit 100’000 Einwohner eine ziemlich grosse Stadt. Trotzdem hatten wir so unsere Mühe ein Restaurant zu finden, welches nicht die fettigen frittierten Poulets und die noch fettigeren Pommes Frites serviert. Die gab es schon in Kolumbien immer und inzwischen sind wir “Pollo broaster”-Totalverweigerer geworden. Vor allem die Pommes sind meistens grauenhaft.

Am nächsten Morgen waren wir endlich wieder auf der Strasse. Die Touristenzentren liegen vorerst hinter uns und Ecuador gehört (zumindest bis Cuenca) uns ganz alleine… Bei Sonnenschein radelten wir los und kaum waren wir aus Riobamba heraus, hörten wir vereinzelt ein “HOLA…!” Weit weg sahen wir dann die bunt gekleideten Indiofrauen, welche am Schafe hüten waren und sie winkten uns von weit weg freudig zu. Die sonst so zurückhaltenden Indios freuen sich regelrecht über uns “Gringitos”. Es sieht fantastisch aus wenn man die blauen, pinken, roten oder gelben Farbflecken der Ponchos in den grünen Feldern sieht.

Die Strecke von Riobamba nach Guamote ging erst einmal 30km bergauf. Aber wir waren einigermassen fit und somit machte uns das 3400müM-Pässchen wenig Schwierigkeiten. Die Höhe merken wir inzwischen kaum noch. Nur das Wetter ist etwas extremer geworden. Wir ziehen uns schon fast alle 10min um. Regenklamotten an, Regenklamotten aus, Windstopper an, Windstopper aus… Das Klima da oben ist schon sehr extrem und ändert fast schon von Minute zu Minute. Es kann in der Sonne brutal warm sein und kaum kommen Wolken schlottert man vor Kälte. Regen war da natürlich ganz übel und kaum hatte es 5min geregnet, kam sofort wieder die Sonne und wir schwitzten unter den Regenklamotten.

Guamote ist ein herziges, verschlafenes Städtchen in dem die Zeit offenbar stehengeblieben ist. Zuerst sahen wir gar keinen Menschen und dachten die Stadt sei verlassen worden. Ganz anders sah es am nächsten Morgen aus… Jeden Donnerstag ist hier ein riesiger Tier- und Gemüsemarkt. Da kommen aus allen erdenklichen Nachbardörfern die Indios mit Lamas, Schafen, Kühen, Pferden, Gemüse und zu Milena’s entsetzen auch mit Hühnern und Meerschweinchen in Plastiksäcken…

IMG_2333 Küchenchefin kauft “Cuy”

Wir schlenderten am Morgen etwas durch den bunten Markt und bestaunten die riesigen Stiere. Diese Viecher sind ja abartig gross! Dichtgedrängt zwischen den äusserst kleinen Menschen und den grossen Kühen kamen wir uns schon etwas komisch vor. Milena wurde noch fast von einem Bullen vertrampelt, der mitten in der Menschenmenge eine Kuh besteigen wollte. Alle Frauen versteckten sich hinter Milena und die Männer versuchten verzweifelt den riesigen Stier von der Kuh zu bekommen. Das ging ja mächtig ab.

IMG_2327 Kuhmarkt

IMG_2326 bunte Sache…

IMG_2328 Riesenstier…

Dann fuhren wir weiter nach Alausi. Natürlich wieder lange bergauf, aber diesmal war es besonders für Milena nicht so locker. Der Husten von ihrer Erkältung kam erst jetzt und dazu fuhren wir auch noch im Nieselregen und bei eiskaltem Gegenwind über die weiss nicht wievielen Berge praktisch nur bergauf. Alle 200m suchte sie in ihrer Lenkertasche ein Nastuch. Ihre Stimmung war dementsprechend kaum aufzuheitern. Zwei halbverweste Kadaver von Hunden sorgten noch für einen unangenehmen Würgereiz. Bei Abfahrten ist uns das ja mittlerweile egal geworden und wir haben uns wohl oder übel daran gewöhnt, aber wenn man auf 3300müM mit nur 5km/h den Berg hoch hechtet, kann man kaum den Atem anhalten…

Die Ecuadorianer haben die Panamericana immer schön über die Berge gebaut, dabei hätte es ein wunderbar flaches Tal daneben. Die Gleise der alten Zugverbindung Riobamba-Alausi haben sie ja auch im Tal gebaut! Netterweise sieht man die auch fast die ganze Fahrt über. Ob sie das zum Ärger der Radfahrer extra gemacht haben…? Kurz vor Alausi flitzten wir innerhalb von nur 5km extrem steil den Berg hinunter. Alles was wir uns fast 3h lang erkämpft hatten, wurde innerhalb von 5min zunichte gemacht. Und morgen dürfen wir das ganze wieder hoch fahren…ist ja logisch…!

In Alausi wurde dann die Stimmung schlagartig aufgeheitert. Das Städtchen ist wohl eines der nettesten aller bisher gesehenen und auf 2400müM ist auch das Klima weitaus erträglicher als auf den windigen Pässen. Bei Sonnenschein fuhren wir runter in das lebendige Städtchen und kauften uns als erstes ein leckeres Eis. Der Berg, der sich wie ein König vor uns auftürmt und den wir morgen auch hochfahren dürfen, ignorieren wir gekonnt.

IMG_2344 Hügelige Landschaft….

IMG_2345 Alausi

23.05.2011

Baños-Puyo

Wir waren etwas länger als geplant in Baños und das hatte seinen Grund:

Als wir am ersten Morgen in Baños aufwachten, ging es uns beiden ziemlich schlecht. Wir hatten vergessen (vor lauter Vulkan-glotzen) auf der 1100 Höhenmeter-Abfahrt unsere Windstopper anzuziehen. Somit hatten wir uns eine üble Erkältung zugezogen. Fiebrig, schnuddernd und hustend verbachten wir praktisch den ganzen Tag im Bett. Selbst der Gang zum Früchtehändler (und der ist nun wirklich gleich um die Ecke) stellte sich als eine echte Herausforderung raus. Wir fuhren nun schon 3500Km quer durch drei Länder und jetzt konnten wir kaum fünf Minuten zu Fuss gehen. Da kommt man sich schon etwas schwächlich vor...

Mit Baños haben wir uns aber ein nettes Plätzchen in Ecuador ausgesucht, um krank zu werden. Wir sind also nicht gerade böse, dass wir hier etwas länger brauchten als geplant. Das einzige schade ist, dass sich Baños extrem Touristisch entwickelt hat (im Vergleich zum Jahre 2004/2005 als Milena schon 2 mal hier war). Nach den einsamen, kleinen herzlichen Dörfchen in Kolumbien und Nordecuador war der Kulturunterschied schon etwas zu heftig. Baños besteht mittlerweile fast nur noch aus Adventure-Touranbietern, Hotels und Restaurants. Eine Flut von nordamerikanischen Touristen die jeweils laut lärmend auf sich aufmerksam machten, (zer-) störten die eigentlich friedliche Stimmung die das Städtchen ausstrahlt. Eine schmucke kleine Kirche mit einem schönen Park mit Palmen und freundlichen (einheimischen) Leuten hätte Baños eigentlich zu bieten! Vielleicht lag es aber auch an uns weil wir so erkältet waren, oder weil gerade Wochenende war und deshalb so ein Trubel herrschte.

Der gute Tungurahua bescherte uns am zweiten Tag einen unangenehmen Ascheregen. Das feine Zeugs in den Lungen, Nasen und Augen zu haben ist sehr übel und wir kauften uns schon mal vorsorglich Atemschutzmasken. Die können wir sonst spätestens auf der nächsten Panamericana-Etappe bestimmt gut gebrauchen…

Da wir am dritten Tag wieder ganz aktiv wurden, fuhren wir zum Pailon del diabolo, dem grössten Wasserfall des oberen Rio Pastazo. Neuerdings gibt es dort eine kleine, ca. 50cm hohe und ungefähr 200m lange nasse Felsspalte wo man durchkriechen kann und dann steht man plötzlich hinter dem Wasserfall…

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Glücklicherweise waren wir einigermassen früh hier und konnten das tosen des Wassefalls geniessen, denn schon bald war auch hier ein dicht gedrängtes, lautes Treiben mit kreischen und lärmen. So fuhren wir mit einer Chifa (offener bunter Bus mit laut dröhnender Musik) wieder zurück nach Baños. Die Busfahrt wahr aber ein tolles Erlebnis.

Die Strecke Baños-Puyo wird sehr hoch gepriesen und gilt zu recht als eine der schönsten Radlerstrecken in Ecuador. Wir flitzten von 1800müM runter auf nur noch 800müM (mit Windstopper). Immer wieder waren schöne Wasserfälle zu sehen die sich in die Tiefe Schlucht stürzten. Die Strasse führte uns von den kühlen Bergen in den warmen Dschungel. Denkt jetzt ja nicht, dass es nur bergab ging…wir sind immer noch in Ecuador…!

Entlang des Rio Pastaza schlängelte sich die Strasse spektakulär 60km weit zwischen den Bergen hindurch und plötzlich weitete sich das flache Amazonasbecken vor uns aus. Gut 4000km Dschungel bis zum atlantischen Ozean. Und genau hinter dem allerletzten Hügel begann es dann auch zu regnen. Ist wohl so im Regenwald…

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Trauriger Nachtrag

Trauriger Nachtrag unseres Blogeintrages vom 15.04.2011 (Neiva-San Agustin)

20.05.2011

Latacunga-Banos

Zusammen mit den Schweizern Marta und Salvatore besuchten wir die Laguna Quilotoa auf 4000müM. Ein ziemlich spektakulärer Ort, der leider auf dem besten Foto nicht so zur Geltung kommt. Da muss man einfach gewesen sein. Und das Wetter spielte hervorragend mit…

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Auch die beiden Zwillings-Vulkane “Iliziza norte und sur” zeigten sich in vollster Pracht…

Da wir am Morgen noch zwei Radler aus der Schweiz kennenlernten, trödelten wir etwas herum ehe wir uns auf den Weg nach Banos machten. Wir fuhren die Strecke, welche uns Claus empfohlen hatte. Dumm nur, dass man in einem 4WD Jeep die extrem steile Schotterpiste ziemlich locker hinauf fährt…

Wir mit unseren beladenen Räder jedenfalls kämpften um jeden Meter und die Strecke war eine einzige Baustelle. Offenbar versuchten die Jungs die Strasse zu Teeren?!? Jedenfalls warfen sie kurz vor unserer Ankunft jede Menge grosse Kieselsteine auf die harten Kopfsteinpflaster und erschwerten uns das Ganze ungemein. Zudem windete es von Süden her und die Rauchwolke des Vulkans und die gleichzeitige Staubwolke der vorbeifahrenden Lastwagen sorgten für unangenehme Schmerzen in unseren Lungen.

So legten wir todmüde in Pillaro eine Zwischenübernachtung ein und sahen schon von weitem den Tungurahua rauchen…

Frühmorgens machten wir uns dann wieder auf den Weg nach Banos. Die Strasse war nun wunderbar geteert und wir flitzten lange Zeit bergab. Vorwärts kamen wir aber trotzdem nur schleppend, denn der Vulkan war einfach gigantisch. Er schoss die Rauchwolken gut 2km in den Himmel und danach grummelte er so laut, dass der Boden zitterte. Ziemlich imponierend…

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Auch der grösste Berg Ecuadors, der 6300m hohe Chimborazo sahen wir fast die ganze Fahrt über.

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Die Ecuadorianer bauen ihre Strassen etwas spektakulärer als der nördliche Nachbar. Erst ging es ganz krass bergab und dann kämpft man sich ebenso steil wieder nach oben. Teilweise ist es so steil, das die Velo’s vorne fast steigen. Die schmale Strasse nach Banos windete sich zwischen den hohen Bergen durch Schluchten hindurch und immer wieder sieht man einzelne Steine oder gar ganze Hänge auf der Strasse liegen. Dafür entschädigt die atemberaubende Landschaft alle Mühen.

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16.05.2011

Quito-Latacunga

Von wegen die Südamerikaner sind unpünktlich… Der unendlich liebe Eduardo stand anstatt um halb acht schon um viertel nach sieben mit seiner Frau vor dem Casa Helbling und verstaute eifrig unser gesamtes Gepäck in seinem klapprigen 4 WD Jeep, der mitunter auch umgebaut ist und mit Gas läuft. Die Räder kamen auf das Dach. Claus hat ihn angerufen und schon stand er bereit. Eduardo war einst Bergsteiger und mit zunehmendem Alter hat er nun das neue Basislager am Vulkan Cotopaxi errichtet. Da er an diesem Tag sowieso zum Refugio fahren musste erklärte er sich bereit, uns bis nach Lasso mitzunehmen. So wurde uns die Fahrt aus dem chaotischen Quito erspart.

Der Abschied von Quito fiel uns nicht leicht. Gerade Milena, die einst Monate hier verbracht hatte hängt sehr an der Stadt. Zudem lernten wir hier so tolle Leute kennen und Claus aus dem Casa Helbling ist der grösste Schatz. Er weiss einfach alles und sogar die schweizer Botschaft ruft ihn an wenn sie Infos brauchen. Falls wir unterwegs Hilfe brauchen dürfen wir ihn sofort anrufen… Herzlichen Dank nochmals, Claus! Milena konnte im Casa Helbling noch ihren Kolumbien Reiseführer gegen den neusten Ecuador umtauschen. Das ist ja super! Unser Reiseführer aus Bogota ist nämlich noch von 2004 und völlig veraltet.

Eigentlich wollten wir nicht einfach so am Cotopaxi vorbeifahren und so fragten wir Eduardo ob wir auch bei ihm im Refugio übernachten dürfen. “Claro, con mucho gusto!” So fuhren wir hoch zum Basislager auf der Südseite des Cotopaxi auf 4000müM.

Wir hatten uns den besten Tag ausgesucht, denn man sah nicht nur den Cotopaxi in seiner vollen Grösse, sondern auch den Cayambe (5790), Antisana (5758), die beiden Zwillinge Illiniza sur und norte (5263, 5116), den gerade wieder ausgebrochenen Tungurahua (5023) und sogar den Grössten unter ihnen, der 6310m hohe Chimborazo. Zweifelslos die “Allee der Vulkane”! Blauer Himmel und fast keine Wolken, das ist echt eine Seltenheit und wir drehten fast durch! Eduardo hielt immer wieder an, damit wir Fotos machen konnten.

Der 5897m hohe Cotopaxi wurde für uns immer grösser und als wir im Refugio ankamen war er (obwohl wir schon auf 4000m waren) einfach nur gigantisch. Wir konnten ihn schon fast anfassen. Sowas kann man kaum mit Worten beschreiben…

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Eine Gruppe “Kraterbezwinger” kam gerade zurück ins Refugio und keiner von ihnen war am Krater angekommen. Natürlich ist der Reiz schon da, aber wir hätten damit unser Budget (schon wieder, nach Galapagos) gesprengt. Zudem ist der Cotopaxi kein Spielplatz und immerhin fast 6000m hoch. Da sollte man schon etwas fit sein. Milena versteht das ganze “Kratergetue” sowieso nicht. Von unten ist der Berg eh viel schöner und wenn wir da jemals hoch wollen, dann immerhin bis zum Krater… Aber angefangen haben wir den Aufstieg trotzdem…

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Als die “Bergbezwinger” dann wieder von den Jeeps nach Quito abgeholt wurden, fuhren auch Eduardo und seine Frau wieder zurück nach Quito. Mit uns blieben noch die zwei lieben Ecuadorianer “Segundo” (der Name ist ernst) und “Thomas” aus Riobamba im Refugio. Die Beiden kümmerten sich um uns aussergewöhlichen Gäste und die waren ziemlich lustig. Als wir im Gemeinschaftsraum (der einzige beheizte Raum) sassen und die Zwei anfingen Cuarenta zu spielen, war Milena ganz ausser sich. Das Spiel lernte sie 2004 und gewann dabei sogar einmal einen Tauchgang auf Galapagos. Segundo und Thomas staunten nicht schlecht, dass eine Schweizerin das kann und so spielten wir den ganzen Nachmittag lang Cuarenta und hatten einen Riesenspass dabei.

Beim Nachtessen bekam Milena dann Kopfschmerzen. Die Höhe machte sich zum ersten Mal etwas bemerkbar. War wohl etwas übertrieben nach Galapagos gleich auf 4000müM zu fahren.

Die Kälte da oben ist abartig. Es windete stark und das Thermometer sank bei Einbruch der Dunkelheit um den Gefrierpunkt. Heizungen und Strom gab es im Zimmer natürlich nicht, dafür windete es schön rein. Wir schliefen mit unseren Daunenschlafsäcken plus einer Decke und Milena fror noch immer. Um 20.00 gingen wir schlafen und pennten kommaartig durch bis um 6.00. Dann war nämlich Sonnenaufgang und wieder sah mal alle Giganten. Diesmal aber über den Wolken…

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Chimborazo (6310m) Illiniza Norte und Sur (5116m, 5263m)

Nach einem leckeren Frühstück verabschiedeten wir uns von unseren beiden Freunden und fuhren los Richtung Latacunga. Naja, die ersten 500m durfte Milena ihr Rad durch 20cm hohen Sand schieben und wir ratterten die üble Schotterpiste im Schritttempo hinunter. Immer wieder kamen sandige Abschnitte die unsere Vorderräder zum einsinken brachten und uns jeweils fast vom Rad schlugen. Aber der Blick auf den Cotopaxi war abartig schön…

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Auch Milena’s Wunsch (ein Foto von einem steigenden Pferd vor dem Cotopaxi) ging fast in Erfüllung. Nur steigen wollten die blöden Viecher nicht…

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14.05.2011

Quito, 10.5.-14.5.2011

 

Auszug aus unserem Reiseführer: “Zeltet niemals in der Nähe einer Grossstadt…!”

Daran hielten wir uns natürlich und wir zelteten in der Grossstadt… Mensch, war das gemütlich. Nur die Alarmanlagen (und das gibt’s hier reichlich) der Autos und Häuser nervten hin und wieder etwas…

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Claus wollte uns geschädigten “Kolumbien-Ankömmlinge” noch etwas foltern und grillierte mehrere Kilogramm Fleisch. Als ob wir das nicht schon genug bekommen hätten…

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Aber lecker war es…!

Mitten in der Nacht erwachte Milena mit Herzrasen und Zitteranfällen. Sie bekam Bauchschmerzen und ihr wurde übel. Nach einer satten Stunde auf der Toilette (sie regte sich etwas auf, weil die Badewanne nicht unmittelbar neben dem Klo steht) war der Spuk so schnell vorbei wie er kam. Was auch immer das war, eine übliche Magendarmverstimmung bestimmt nicht. Vielleicht irgendeine allergische Reaktion oder so. Am nächsten Morgen war ihr jedenfalls wieder ziemlich wohl.

Wir lernten noch ein englisches Paar (Claire und Mark) kennen, welche wie Uwe (der übrigens auch wieder unter uns ist) mit dem Motorrad unterwegs sind. Die Beiden starteten in Kanada und dementsprechend hatten sie auch tolle Geschichten parat. Auch mit dem Motorrad unterwegs ist ein sehr lustiger Japaner (Name schon wieder vergessen), der plötzlich in der Küche stand und für einige Lacher sorgte. Alleine schon seine Kleidung war köstlich. Er trug einen Ché Guevara Hut, einen Poncho, kurze Militärhosen und knallgelbe Sandalen und er fährt auch auf den Spuren von Ché Guevara. Ein lustiger Kerl!

Den letzten Tag verbrachten wir in der Spielzeugabteilung des grössten Supermarktes von Quito. Und wir wurden fündig… Hier präsentieren wir unsere neue Waffe gegen zähnefletschende Hunde:

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Die schärfste Chillisauce die wir finden konnten kommt mit Wasser gemischt in die Pistole. Nun hat sich der Kampf mit den Bösewichten hoffentlich erledigt…

Der liebe Claus hat uns noch eine prima Reiseroute zusammengestellt, damit wir der üblen Panamericana etwas ausweichen können. Es gibt offenbar noch die alte Panamericana, welche grösstenteils parallel zu der Neuen verläuft. Morgen früh jedenfalls werden wir von Eduardo, einem Freund von Claus, abgeholt und auf die Südseite des 5897m hohen Vulkans Cotopaxi gefahren. Dort können wir evt. im Refugio übernachten und etwas wandern gehen. Falls im Refugio kein Platz ist, fährt er uns nach Lasso. Das ist ja super!!!

13.05.2011

Galapagos…!!!

Wir diskutierten seit Panama, ob wir nun nach Galapagos fahren sollten oder lieber nicht. Grund dafür war, dass Milena schon 2x dort war und Oli unbedingt fahren wollte weil er noch nie da war und man ja nicht alle Tage in Ecuador ist. Wie auch immer…

So suchten wir in Quito nach der günstigsten Tour. Das war ziemlich lustig, denn wir sassen in einem Reisebüro und fragten nach einem Kanu. Leider gibt es das auf Galapagos noch nicht, meinte der nette Tourveranstalter. Wir wollten unser knappes Budget nicht zu sehr sprengen. Kurz gesagt wollten wir 8 Tage ins Paradies und fast nichts dafür bezahlen…

…und wir wurden mit dem netten Schiffli namens “New Flamingo” fündig! Das sehr symphatische Boot hat Platz für 10 (sehr schlanke) Personen, ist 13m lang und ist mit langsamen 8 Knoten unterwegs. Ihr einziges Leiden war, dass sie von Grund auf ziemlich schräg da stand. Selbst im ruhigsten Hafen ohne Wellen hängte unsere Flamingo seitlich rum. Mal rechts, mal links. Aber da kann man sich mit schräg dastehen sehr gut arrangieren… Fuhr sie aber los, schaukelte sie ununterbrochen hin und her. Wir wurden von den Luxus-Jacht-Touristen jedes mal ausgelacht, wenn wir so schief schaukelnd daher kamen.

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Lachen konnten wir aber bei weitem mehr, denn wir hatten wohl den besten Guide von ganz Galapagos an Bord. Alfonso, ein etwas dicklicher netter Mann kannte nämlich alle anderen Schiffe nur zu gut und er hasste die Luxusklasse genauso wie Kinder und ältere Generationen an Bord. Zudem durften die Passagiere der Luxusliner nur gestaffelt an Land, da nicht mehr als 20 Personen miteinander zugelassen sind. Sie waren aber über 100 Personen an Bord und trugen Namensschilder damit der Guide sie auch wieder erkannte. Dafür bezahlten sie das 8-fache von uns für exakt die selbe Tour. Nur sahen wir mehr, da wir nicht gestaffelt an Land mussten. Da lachten wir natürlich doppelt so laut.

Auch lustig war die Tatsache, dass die Flamingo mit rund 4m auch nicht sehr hoch ist. So konnten wir nämlich vom Dach des Bootes runter ins Wasser springen. Das war ein riesen Spass. Bis Milena runterspringen wollte. Da kreisten nämlich plötzlich 3 ziemlich grosse Haie im Wasser und da war der Spass vorbei. Für Oli natürlich nicht, denn der sprang trotzdem. Alle anderen guckten zu und imitierten die Filmmusik von der weisse Hai. Er tauchte aber immer unversehrt auf. Die Haie sind wohl wirklich Vegetarier…

Alfonso kannte natürlich jedes noch so kleine Vögelchen und konnte auch alle Stimmen perfekt imitieren. Er brachte uns an die wenig besuchten Schnorchelplätze und da waren auch die Tiere, die sich schon lange von dem Rummel der Menschenmassen zurückgezogen hatten. Ein kleiner Pinguin jagte Fische und kam neugierig rund 20cm an uns heran um mit grossen Augen unsere Masken zu bewundern. Eine Meeresschildkröte konnten wir gut 200m weit verfolgen, ohne dass sie sich bedrängt fühlte. Sie wich uns nicht aus wie diejenigen an den rege besuchten Plätzen, sondern tauchte langsam auf und wieder ab. Gerade mal 2m entfernt von uns. Die Seelöwen schwammen neugierig um uns herum und wenn man mit dem Mund Luftblasen unter Wasser machte, flippten sie fast aus. Die Weiss- und Schwarzspitzenhaie waren auch sehr freundlich gestimmt und verdufteten auch schnell wenn sie uns sahen.

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Sehr beeindruckend waren die Albatrosse, welche genau zu dieser Zeit auf Galapagos eintrafen. Den Langstreckenfliegern konnten wir bei ihren Landeversuchen zusehen, welche bis zu vier Stunden dauern können. Mal kamen sie zu hoch, mal zu schnell und jedes mal starteten sie erneut durch und flogen wieder in den Himmel. Ein kleines stolpern und die riesigen Vögel brechen sich das Genick. Da muss man sich schon sicher sein, wo man landet. Viel einfacher war für sie offenbar das Abheben. Laut krächzend watschelten sie zur Klippe, spreizten die Flügel und beim perfekten Windstoss hoben sie ab. Ein wunderschönes Schauspiel!

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Auch die Fregattvögel, welche unser Schiff als Taxi missbrauchten und manchmal stundenlang auf dem Dach mitfuhren, die verschiedenen Pelikane die über unsere Köpfe flogen, die Tölpel (Nasca- und Blaufuss) die jeweils wie Pfeile ins Wasser schossen und Alfonso’s Liebling, der Galapagos-Hawk, beeindruckten durch ihre nicht gerade scheue Art. Die kleinen, aber ganz frechen Finke flogen sogar auf unsere Kamera und auf den Kopf der Touristen. Irgendwie scheinen die Tiere zu wissen, dass sie hier das sagen haben.

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Mal abgesehen von uns blieben nur noch zwei junge, nette Engländer mit uns an Bord. Alle anderen hatten nur die 4-tages Tour gebucht. Zum guten Glück, denn gewisse Leute waren kaum auszuhalten. Zwei kanadische Girls mit dem wohl schrecklichsten Englisch der Welt nervten mit ihrer Hysterie am meisten. “Reallllllyyyyyyy???” “That’s Amaizing!” Als sie am letzten Abend wegen jungen Wasserschildkröten wieder so ein Niedlichkeitsanfall bekamen, kam ein grosser Pelikan und wollte die Schildkröte fressen. Die Empörung über die Gesetze der Natur war ja riesig bei den Beiden. Wir lachten uns auf dem Oberdeck fast kaputt… Die Schildkröte überlebte die Attacke übrigens unversehrt denn der hungrige Pelikan wurde verjagt.

Breit grinsend verabschiedeten wir uns von den Leuten und hofften auf eine etwas angenehmere Gruppe. Und wer kam da auf die Flamingo??? UWE…! Wir konnten es kaum glauben, denn eigentlich wollten wir von Anfang an mit ihm nach Galapagos aber Flamingo war schon ausgebucht. Nun waren wir doch noch zusammen dort. Wenn auch nur für fünf statt acht Tage.

Uwe hatte eine riesige Freude an den Fregattvögeln. Er wollte unbedingt ein Foto eines fliegenden Fregattvogels, welcher seinen roten Sack aufgeplustert hat. Den Wunsch haben wir ihm natürlich erfüllt. Uwe, hier ist dein Foto vom fliegenden Sack:

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In Ecuador gibt es die Wahlpflicht und dies gilt auch für alle Crewmitglieder auf Galapagos. Wählen sie nicht, bekommen sie eine Busse von 100$, was für einen Ecuadorianer eine menge Geld ist. Somit machten wir noch einen ausserplanmässigen Wahl- Zwischenstopp in Puerto Ayora (Santa Cruz). Das nutzten wir natürlich um etwas Rum und Cola einzukaufen. Wie oft hat man schon sturmfreie Bude auf Galapagos? Es schaukelt ja eh schon auf der Flamingo, da kommt es auf die paar Gläschen auch nicht mehr drauf an…

Zu guter Letzt besuchten wir noch die Aufzuchtstation der bekannten Galapagos-Riesenschildkröten, welche mittlerweile so erfolgreich ist, dass die Aufzucht demnächst gestoppt wird. Die Anzahl ausgewilderter Schildkröten stieg um über 500 Stück und die Riesen werden nun (zumindest auf der Isla Espanola) wieder sich selbst überlassen. Nur der “einsame” Georg wird wohl immer einsam bleiben. Er ist noch der letzte seiner Art von der Isla Pinta…

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02.05.2011

Quito

 

Unsere Pause in Quito geniessen wir in vollen Zügen. Wir trafen hier auch wieder auf alte Bekannte, Sylvia und Christian, welche wir in San Agustin kennengelernt haben und zusammen die tolle Reittour unternommen haben. Die Freude war natürlich riesig und wir hatten einander einiges zu erzählen. Die Beiden flogen am nächsten Morgen auf die Galapagos. Wer weiss, vielleicht trifft man sich ja wieder… :-)

Quitos Supermärkte haben nun wirklich alles, was das Herz (bzw. den Magen) begehrt. So fanden wir auch Käsefondue und drei dazugehörige Schweizer (die haben wir aber nicht aus dem Supermarkt, sondern aus dem “Casa Helbling”). Wir hatten einen gemütlichen Abend und genossen den leckeren Käse.

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In Quito gibt es eine riesige Kirche (fast so gross wie der Notre Dame), in der man den Turm hochsteigen kann bis zur Glocke und von dort eine super Aussicht auf Quito hat. Nur muss man ziemlich schwindelfrei sein… Die abgebröckelten Steine weckten auch nicht gerade Vertrauen, aber die Kirche hält wohl schon eine ganze Weile so…

 

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Auch sehr neu ist eine Seilbahn, welche von der Stadt auf den Pichincha fährt. 2005 musste man noch eine geführte Tageswanderung da hoch machen, welche auch zur Akklimatisation für die Besteigung des Cotopaxi-Vulkans diente. Heute kann jeder einfach mit dem Seilbähnchen da rauf flitzen und selber zum Krater wandern. Wir nutzte dies natürlich aus, um unsere “Höhenfestigkeit” zu testen. Die Seilbahn fährt auf 4100müM und dann wanderten wir los bis auf 4500müM. Wir merkten trotz des relativ schnellen Aufstiegs fast nichts. Ausser dass wir natürlich etwas mühsamer atmeten bergauf, uns aber auch wesentlich schneller wieder erholen konnten. Wir watschelten fast den ganzen Tag da oben rum und amüsierten uns prächtig. Leider kann man da nicht zelten…so wissen wir halt nicht wie es wird, wenn man auf dieser Höhe übernachten muss…!

 

Als wir wieder bei der Seilbahnstation waren, sammelten sich mal wieder grausame Gewitterwolken zusammen. Diesmal aber nicht über uns, sondern unter uns. Dummerweise kam das Gewitter aber höher, so dass wir genau von der schwarzen Riesenwolke umzingelt wurden. Wir konnten die Blitze sogar zischen hören…! Die Seilbahn wurde daraufhin abgestellt und wir warteten und warteten… Immer wieder wurde sie für 20 Sekunden wieder angestellt aber kaum blitzte es wieder, lief nichts mehr. Man kommt sich schon etwas verloren vor in so einer Gondel durch ein Gewitter zu fahren… Wieder unten auf “nur” 2900müM wurde es wieder schön warm…

Zusammen mit dem Schweizer Pärchen Tanja und Christian (mit denen wir hier auch schon ein feines Fondue gekocht hatten) fuhren wir noch zum dritten Aussichtspunkt Quito’s, dem Panecillo. Das ist ein Berg mit einer Engelsstatue drauf. In jedem Reiseführer steht man sollte auf keinen Fall zu Fuss da hoch. Also nahmen auch wir ein Taxi. Irgendwie fanden wir die Gegend aber nicht sehr unheimlich und wir beschlossen uns zu Fuss runter zur Altstadt zu gehen und keine 2 Min. später standen wir in einem Slum. Wir dachten naiv, dass wir zu viert eh keine Probleme kriegen, aber als wir da alle zusammen strohblond mit einer rosaroten Zuckerwatte in der Hand mitten in dem Viertel standen, nahmen wir dann clevererweise doch den Bus. Gerade als wir aussteigen wollten, drängte sich eine Frau extrem an Oli vorbei. Alarmstufe rot! Und prompt klaute die sein Portemonnaie aus seiner Hose und gab es an eine andere Frau weiter. Oli rief laut “HEY” und riss es der Frau gerade noch aus der Hand. Er hat sein Portemonnaie zurückgeklaut. Der Blick der Diebin war wirklich köstlich…! Das war der klassische Diebstahlversuch und Oli hat trotz mehrfacher Warnung sein Portemonnaie immer in der Hosentasche gehabt. Hier in Quito sind es halt nicht mehr nur die Märchenerzählungen der anderen Touristen und wir müssen aufpassen wie blöd. Der Besitzer des Casa Helbling “Claus” erzählte uns daraufhin einige Geschichten von ausgeraubten Touristen. Der sollte echt mal ein Buch darüber schreiben. Was man in 20 Jahren Hotelleiter in Quito so alles Erlebt…

Überhaupt ist Claus eine Schatzgrube an Informationen. Auch betreffend der zähnefletschenden Hunden hatte er den bisher besten Tipp für uns. Wir sollten uns im Spielwarenladen eine Wasserpistole mit 20m Reichweite kaufen und eine Mischung aus Wasser und Pfeffer hinein füllen. Das werden wir bestimmt ausprobieren… 

Am Sonntag Abend dann die Riesenfreude: Uwe ist auch im Casa Helbling angekommen…! Der nette Motorradfahrer, mit dem wir schon eine tolle Zeit in San Agustin verbracht haben, ist nun auch wohlauf in Quito gelandet. Er hatte etwas Probleme bei dem Grenzübertritt (sein Motorrad durfte nicht einreisen) und fuhr wieder zurück nach Mocoa. Da gab es natürlich viele spannende Geschichten zu erzählen. Offenbar sah er unterwegs auch Diego und Abuela, die beiden Radler die wir in Hobo getroffen hatten. Abuela (wenn sie es war) fuhr gerade nach Otavalo. Ob sie auch noch ins Casa Helbling kommt?

Nach dem Fondue kam dann natürlich noch das Raclette…

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