Der letzte Tag in San Agustin war ganz schön verregnet. Wir kochten zusammen mit Uwe den ganzen Tag und quatschten lange rum. Ein Schweizer Paar kam noch zu uns ins Hotel und Milena durfte bei den beiden im Bungalow sogar warm duschen. Da hat sie sich ja gefreut!
Am Samstag gegen Mittag ging’s dann weiter mit einer Camionetta (4WD mit Ladefläche; keine Ahnung wie das auf Deutsch heisst) zurück nach Pitalito. Dort stiegen wir um auf den grossen Bus nach Mocoa. Der Preiskampf mit der “Busmafia” hielt sich schwer in Grenzen. Der Fahrpreis für die Räder bestimmt nämlich immer der Buschauffeur selbst und meistens verlangen sie für die Räder gleichviel wie für eine Person… Gut für uns aber, dass alle 30min. ein Bus fährt. Da mussten wir nur einmal erwähnen, dass wir bei diesem Preis lieber den Nächsten nehmen…
Die Fahrt nach Mocoa war wunderschön und wir bereuten schnell, dass wir nicht eine andere Strecke mal mit Bus fuhren sondern genau diese hier. Erst gings kräftig bergauf auf rund 2100müM und dann entlang eines Flusses mit Wasserfällen runter nach Mocoa. Wir klebten an der Fensterscheibe und hätten am liebsten einfach Stopp geschrien! Vor allem als aus dem grünen Nebelwald auch noch ein grosser Regenbogen auftauchte…
Mocoa (ca. 500müM) ist, obwohl relativ klein, die Hauptstadt des Departementos “Putumayo”. Südlich von Mocoa führt die Strasse hinunter in den tropischen Regenwald und westlich sieht man die riesigen Anden. Wie auch in San Agustin regnet es hier ziemlich häufig und der aufsteigende Nebel lässt die 3000er gleich noch viel schöner aussehen. Mocoa ist einer der Orte unserer Reise, der uns wirklich vor Schönheit fast umhaut! Wir leben hier in einem Bungalow inmitten einer kleinen Bananenplantage und können von der Hängematte aus ein halbes Dutzend junger Tukane beobachten. Die bevorzugen hier offenbar einen bestimmten Baum. Auch 2 kleine Äffchen, welche zu den kleinsten Affenarten überhaupt zählen hangeln an einem Baum rum. Die sind jeweils nur etwa 4m von uns entfernt und wir brauchen trotzdem den Feldstecher um sie zu sehen. So winzig sind die. Die neue Küche des Hostels ist auch der Hammer. Da gibt es endlich beschichtete Pfannen und Milena kann ihre Pancakes ohne das blöde “an der Pfanne kleben” machen.
Das Hostel ist sehr neu und der Besitzer ist hier wohl eine kleine Goldgrube am aufbauen. Mocoa gilt als (noch) gefährliche Gegend und wird den Rucksacktouristen (noch) abgeraten. Aber Billy aus Belgrad ist geduldig und er ist zu recht der Meinung, dass Mocoa in 2-3 Jahren das absolute Highlight Kolumbiens wird. Damit hat er wohl recht! Hier würden wir auf der Stelle auch etwas aufbauen, doch Billy war schneller. Sein Platz direkt am Fluss mit Badestelle wird wohl noch ziemlich beliebt werden. Momentan kennen dieses Hostel noch nicht mal die Taxifahrer Mocoa’s und wir können uns den Namen der Flusskreuzung einfach nicht merken… So sagen wir jeweils 300m weiter als die “Zona Libre” bitte (Mocoa’s Saufkneipe und die kennt natürlich jeder)…
Aufgefallen ist uns auch sofort, dass man uns hier überhaupt keine Touren aufschwatzen will. Der Ort ist noch weit entfernt vom Massentourismus und Billy erklärte uns lediglich die abenteuerlichen Wege zu den Wasserfällen. Das war’s… Keine Jeep-Touren, keine Pferde-Touren, keine stressigen Guides… Man kann die Umgebung ganz alleine und auf eigene Faust entdecken. Wir landeten wohl geradewegs im Paradies!
So gingen wir am Sonntag bepackt mit Badesachen zu unserem ersten Wasserfall mit dem hübschen Namen “canalendres”. Hätte Billy uns den Weg nicht genau erklärt, hätten wir dort wohl auch keinen gefunden. Es existiert ein kleiner, ausgemantschter Wanderweg und mit viel Phantasie kommt man zu einem der wohl schönsten Plätzchen der Erde.
Entgegen all unseren Befürchtungen einen völlig überlaufenen Ort vorzufinden (immerhin war gerade Sonntag), badeten wir den ganzen Nachmittag alleine in dem herrlich kühlen Naturpool. Da das Wasser gleich vom Berg runter kommt, ist es sehr angenehm kühl und klar. Um uns herum schwirrten hunderte bunte Schmetterlinge in allen Grössen. Mal ein Oranger, dann ein Blauer, Roter, Gelber, Grüner und sogar einer welcher rot war, aber beim fliegen blau wurde. Auch der grösste unter ihnen, der wunderschöne Morpho segelte in leuchtendem Saphirblau über unseren Köpfen herum. Ihn zu fotografieren ist schier unmöglich…
Und damit haben wir uns auch endgültig in Mocoa verliebt!
Das absolute Highlight ist aber der “Fin del Mundo” (das Ende der Welt). Wieder erklärte uns Billy lediglich den Weg. Hier nahmen wir eine Camionetta für Fr. 0,50 pro Person und dann mussten wir erst über eine Brücke. Nach rund 10min. kamen wir zu einer ziemlich unfertigen Finca und mussten den Eintritt von 1.- pro Person zahlen. Wir unterhielten uns etwas mit der Frau und ihre kleinen Kinder guckten uns verdutzt an. Der Frau gehört das Land, auf welchem die Wasserfälle stehen. Wird dies ein Touristenmekka, wird diese Frau einmal superreich und ihre Finca wohl die schönste überhaupt…!!!
Die nette “Paradies-Besitzerin” erklärte uns den Weg und wie wir alles finden. Es gibt drei Wasserfälle und der letzte ist der berühmte “fin del mundo”. Der Wasserfall ist gut 80m hoch und man kann von oben runter schauen. Die Frau mahnte uns aber, dass wir nur langsam auf dem Bauch zum Wasserfall hin rutschen denn die Steine sind ziemlich glitschig. Erst letzte Woche soll ein ausländischer Tourist ums Leben gekommen sein, weil er genau dies nicht tat. Da wurde Milena mit ihrer Höhenangst schon mal hellhörig…
Immer wieder wurden wir vor den rutschigen Steinen gewarnt und Oli machte uns einen Stock bereit. Umgehauen hat es uns nie, Milena sparte sich den Sturz für die Dusche zuhause auf…
Der Weg war ziemlich amateurhaft gemacht. Genau genommen wurde er mit dem gemacht, was da gerade so rumlag. Grosse Steine, morsche Holzbretter und reichlich Lehm. Aber genau das macht den Ort so toll. Keine Aussichtsplattformen mit Hotels und Restaurants, sondern ein ausgetrampelter Dschungelpfad und weit und breit kein Mensch. Sehr sympathisch…! Da es seit frühmorgens unaufhörlich geregnet hatte, war auch alles schön matschig und rutschig. Wie auch beim radeln gings als erstes ganz schön steil nach oben. Dann über Holztreppen fast senkrecht nach unten und nach gut einer Stunde standen wir beim Wasserfall Nr. 1. Ein wirklich schöner Ort, aber leider war es uns etwas zu kalt zum baden und so gingen wir weiter zum nächsten Wasserfall. Der Weg hörte aber auf…ungläubig schauten wir runter zum strömenden, braunen Fluss… Dann gings los:
Oli: “Schatz, wir müssen da durch!”
Milena: “Nein, kommt nicht in Frage! Der reisst uns mit!”
Oli: “Doch, da drüben geht der Weg weiter…”
Sch…! Milena hat heimlich gehofft, dass Oli den Weg auf der anderen Seite des Flusses nicht sieht. Der arme Oli musste dann erst satte 4x (!) den hüfttiefen Fluss überqueren bis Milena sah dass es funktionierte und sich endlich auch traute. In Unterhosen und händchenhaltend stiefelten wir da durch und hofften, dass uns auch ja niemand so sieht… Aber der Fluss reisste einen wirklich fast mit. Dann kam wieder der Weg und führte uns zu Wasserfall Nr. 2. Dort gab es sogar drei schöne Wasserfälle!
Wasserfall Nr. 3 liessen wir dann aber beim Anblick der nächsten Flussüberquerung bleiben. Natürlich wäre es prima gegangen, hätte es nicht so Unmengen geregnet und das klare Wasser in eine braune, reissende Brühe verwandelt. Zudem wollte besonders Milena nicht unbedingt spüren, wie glitschig die Steine oben am 80m Wasserfall sind…! Also assen wir Pasta mit Sauce und gingen nach einiger Zeit wieder zurück. Nochmals in Unterwäsche durch den Fluss…
San Agustin-Mocoa isch dä hammer... no s isch es unbekann s dorf.....das macht spass mit den prächtigen wasserfällen....sicher glass klares wasser und ä schöni landschaft....ja gnüssed die zit...zum relaxä ....guentifree
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