21.04.2011

Mocoa-San Gabriel (Ecuador)

 

Obwohl wir noch sehr gerne ein paar Tage in Mocoa geblieben wären, mussten wir los. Es wurde schon so relativ knapp und der Zöllner schaute uns ganz schön böse an.

Also warteten wir in Mocoa auf einen Bus, der uns zur Grenze brachte. Erst hiess es wir könnten gleich ohne umzusteigen nach Ipiales, doch nach dem Kauf des Bustickets hiess es dann plötzlich, dass wir in Pasto den Bus wechseln müssen. Na gut, ist ja kein Problem. Komisch kam uns aber vor, dass unsere Räder gratis Bus fahren durften. 3x fragten wir nach und immer hiess es: “Nein, kein Problem. Die kommen aufs Dach und stören ja nicht.” Komisch nur, dass der nette Mann danach verduftete. Unsere Befürchtungen, dass gleich eine riesen Preisdiskussion losgeht weil da ja zwei blöde Gringos stehen, stellte sich als falsch heraus. Unsere Velos fuhren wirklich gratis mit…

Die Strecke nach Sibundoy mag ja wunderschön sein, aber da mit dem Rad hoch??? Es fahren nicht mal Busse, sondern nur 4x4 Minibusse und selbst die haben teilweise richtig Mühe. Gleich nach Mocoa steigt die Strasse kräftig an und bei der ersten Polizeikontrolle wurde unser Bus kräftig auseinandergenommen. Mit Schraubenzieher wurde die Innenseite der Türe nach Drogen durchsucht und unsere Identitätskarten eingesammelt und kontrolliert. Da wird man schon etwas ungeduldig. Wir konnten per Fahrrad diese Kontrollposten immer schön passieren. Aber ist ja für die allgemeine Sicherheit und wir warteten dann schön brav im Regen… Neben Milena sass ein kleines Mädchen und als sie ihre ID hervor nahm rief die Kleine ganz ausser sich: “Mama guck mal, die Frau ist vom Roten Kreuz!” Milena erklärte ihr dann, dass sie nicht vom Roten Kreuz ist sondern aus der Schweiz. Das grüne Kreuz der kolumbianischen Ambulanz verwirrte dann aber das Mädchen noch ganz…

Dann gings richtig steil bergauf und der Bus holperte so dermassen, dass wir jeweils fast den Kopf am Dach anschlugen. Wir assen kein Frühstück weil wir der Meinung waren, dass wir ja 8h lang im Bus essen können. Denkste, bei diesem geholper muss man erst mal den Mund treffen können… Tennisballgrosse, lose Steine bei einer Steigung von 10-12% über fast 90km wären wohl kein Zuckerschlecken gewesen. Überhaupt kennen wir nur zwei Radler, die das (zumindest von dieser Seite aus) geschafft haben und die empfehlen wärmstens den Bus. Schon so sorgte die Strecke für Herzrasen, denn die Bus- und Lastwagenfahrer haben beim kreuzen eines anderen Fahrzeuges ziemlich halsbrecherische Manöver drauf. Die Strasse ist extrem schmal und eine Leitplanke sucht man vergebens. Dafür geht’s rund 500m den Hang runter… Kolumbien hat wohl auch eine “Calle de la muerte”…!

In Pasto wechselten wir den Bus. “in 15min. gehts los!” Jaja, da haben wir auch Angst… rund 1,5h später ging’s dann aber tatsächlich los und bei Abfahrt wurde es dunkel. Genau das wollten wir eigentlich verhindern…

In Ipiales fanden wir dann aber ein nettes Hostal gleich neben dem Busbahnhof mit Restaurant. Da wurde als erstes kräftig gefuttert. Am nächsten Morgen machten wir uns auf den Weg zur Grenze. Wir lassen Kolumbien nur sehr ungern hinter uns. Das Land ist einfach unglaublich schön und die Menschen sind freundlich wie sonst nirgends. Mit dem Gedanken, dass wir ganz sicher mal wieder nach Kolumbien kommen (alleine schon wegen Mocoa), holten wir unseren Ausreisestempel mit einem weinenden und einem lachenden Auge. Vor uns liegt nun Ecuador und Milena wurde immer euphorischer. Ist das doch ihre dritte Reise nach Ecuador und das kleine Land zählt schon fast zu ihrer zweiten Heimat. Den Einreisestempel bekamen wir schnell für die drei Monate. Da können wir uns wohl schön viel Zeit lassen.

IMG_1838

Unser Gepäck wollte niemand kontrollieren und nach nicht mal 2h standen wir schon vor dem ersten Berg! Ecuador begrüsste uns gleich einmal mit schwitzen und keuchen. Immerhin fuhren wir seit Bogota nicht mehr auf 3000müM und da schnauften wir schon etwas mehr als sonst. Soviel zum Thema “akklimatisieren”. Keine 5km nach der Grenze machte es zum 10. mal “Pfffft”! Wortlos wechselten wir in sekundenschnelle den Schlauch. Wir haben uns schon so daran gewöhnt und regen uns schon gar nicht mehr darüber auf. Zudem war die Landschaft zu schön zum fluchen. Mittlerweile sind wir aber wirklich rekordverdächtig schnell im Schlauch wechseln…

Wir wollten eigentlich auf den kolumbianischen Rennradler hören (“Spinnt ihr? Da geht’s 40km nur bergauf!”) und den Bus bis Ibarra nehmen, doch alles war so aufregend, dass wir eigentlich gleich weiter nach San Gabriel fahren wollten. Genau in diesem Moment kam ein Platzregen und den Wolken nach hörte der auch nicht mehr so schnell auf. So suchten wir uns halt in der nicht sehr schönen Grenzstadt “Tulcan” eine Unterkunft. Wir haben ja 3 Monate bekommen und alle Zeit der Welt…

Unser erstes Hotel in Ecuador war wohl eher für Selbstmörder als für Touristen. Unsere “Warmwasserdusche” (bestehend aus einem elektrischen Duschkopf) hatte die blöde Eigenschaft, dass er das warme Wasser nach hinten an die abisolierten Drähte spritzte. Klar ist es nur 110 Volt, doch wenn man nass ist gibt das schon einen ziemlichen Stromschlag… Wir sagten dies dem Hotelier und er meinte, er schaue sich das nachher an. Natürlich kam er nicht… Duschen gingen wir dann nicht. Wir hängen schliesslich an unserem Leben…

Am nächsten Morgen war der Bus natürlich überhaupt nicht von Interesse. Wir bepackten unsere Räder und flitzten los, bzw. wir kämpften uns auf 3300müM hinauf. Bereits die ersten 50km Ecuador stellten landschaftlich alle anderen Länder in den Schatten…

 Panorama-Ecuador1

IMG_1197    IMG_1192

Noch 200km bis Quito…

Das radeln auf über 3000müM ist aber trotz der dünneren Luft wesentlich angenehmer als auf 500m. Das einzige was uns nämlich ernsthaft zu schaffen macht (Erzfeind Nr.1) ist ganz klar die Hitze. Die kann einen ziemlich fertig machen. Danach kommt der Gegenwind, aber der ist nur bei ebenen Strecken nervig und das werden wir wohl hier in Ecuador definitiv nie haben. Alle Radler beschreiben Ecuador in etwa gleich: 20km bergauf, 20km bergab… bis auf diese einen 40km, auf die wir ja schon sehr gespannt sind…

Nach 24h in Ecuador trafen wir auch schon zwei andere Radler. Einer an der Grenze und der andere (ein Engländer) unterwegs zur Grenze. Der Engländer fragte uns, ob Kolumbien auch so bergig sei. Nein, nein…nur hügelig…! Lustigerweise spricht der überhaupt kein Wort spanisch. Nicht einmal den Anfängersatz “woher kommst du?” verstand er. Natürlich kann er mit Händen und Füssen nach Essen und Hotel fragen, aber ob das in einem Land wie Kolumbien wo die Leute ziemlich gerne Fragen stellen und quatschen Spass macht, ist sehr fragwürdig…

Der ganze Tag war das Wetter sehr angenehm. In der Sonne sehr warm, aber kaum kam eine Wolke wurde es ziemlich kalt. Da kamen wir kaum ins schwitzen und wir pedalten fast von alleine. Kurz vor San Gabriel bescherte uns dann unser erstes “Anden-Unwetter” eine zu deftige Abkühlung. Von einer Sekunde auf die andere kam ein Eisregen und danach ein Gewitter. Beim ersten Blitz und schnell folgendem Donner fuhr Milena dann ziemlich schnell den letzten Berg hoch. Wir wurden kurz vor dem Tagesziel total verregnet und froren wie blöd.

In San Gabriel bekamen wir dann unsere Warmwasserdusche…ohne Elektroschlag.

3 Kommentare:

  1. Wau, ihr seid schon in Ecuador! Wir werden euch wohl nicht mehr einholen. :-)
    Wir sind gerade auf den Pfaden von der Abuela unterwegs. An zwei Orten wurde uns schon von der Französin berichtet. Wir sind jetzt in Merida angekommen. Nach euren Erzählungen freuen wir uns schon auf Kolumbien. Hasta Luego Doro + Natzky

    AntwortenLöschen
  2. Hey ihr Beiden!
    Wer weiss, wir werden hier schon etwas rumtrödeln...
    Ja, auf Kolumbien könnt ihr euch sowas von freuen. Ist echt ein unglaublich schönes Land. Und vergesst ja nicht nach Mocoa zu fahren... ;-) Hasta luego...

    AntwortenLöschen
  3. hoi zäme....das isch a langi story...berg uf berg ab . stägli uf stägli ab...und schöni landschafte in Ecuador....ja die hitz hani au nöt gern...aber so langer nöt Warmwasserdusche mit em elektrischen Duschkopf isch alles guet...gueti fahrt guentifree

    AntwortenLöschen