29.10.2011

Ushuaia-Peninsula Valdez

 

Völlig fassungslos hingen wir über der Reling des Bootes und starrten ins Wasser. Nicht weniger fasziniert waren die Tiere uns gegenüber. Mit grossen Augen (wir suchten lange, bis wir die gefunden haben) starrten uns die unglaublichen Lebewesen an und schwammen von Person zu Person. Keiner wurde ausgelassen. Dieser Moment ist in Worten kaum zu beschreiben. Der hier so genannte “Ballena Franca Austral” (zu Deutsch: Südkaper) ist ungefährt so gross wie eineinhalb Reisebusse, welche wir auf der Ruta 3 andauernd überholten und etwa so schwer wie sieben Elefanten. Das heisst 16m lang und rund 50 Tonnen schwer. Der Franca Austral ist ein Bartenwal, d.h. er ernährt sich trotz seiner unglaublichen Grösse nur von Plankton und Krill. Er hat anstelle von Zähnen eine Art Barthaare im Mund (keine Ahnung, wie man das sonst noch nennen könnte). Dazu öffnet er sein Maul (und das ist echt riesig) und filtert den Krill mit diesen Barthaaren. Weltweit gibt es nur noch 3000 Exemplare und hier ist er zum Glück streng geschützt. Jedes Jahr kommen rund 1000 Tiere in die Buchten vor der Halbinsel Valdez. Ein unglaublicher Moment, so einem Tier auf einen Meter Distanz in die Augen zu schauen. Das war definitiv die schönste Begegnung und der faszinierendste Tag unserer Reise.

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Aber erst mal wieder der Reihe nach:

In Ushuaia stellten wir fest, dass wir dort näher bei Australien sind, als bei Buenos Aires. Das konnten wir kaum glauben, doch es war tatsächlich so.

Wir fuhren dann auf der Ruta 3 in Richtung Norden. Wieder wurden wir per Fähre von Feuerland nach Südpatagonien verschifft. In Rio Gallegos legten wir einen Zwischenstop ein und nach erfolgloser Campingplatzsuche nahmen wir dann ein Hostal. Im windigen Patagonien gibt es fast keine Zeltplätze mehr…

Am nächsten Tag fuhren wir weiter nach Comodoro Rivadavia, bzw. wir fanden schon 16km vorher in Rada Tilly einen hübschen Zeltplatz am Meer. In Rada Tilly gibt es den südlichsten, voll ausgebauten Badestrand der Welt. Ein netter und gemütlicher Ort. Nachts allerdings fand Milena den Ort mehr unheimlich, als gemütlich. Kein wunder, denn als Milena einem ihrer kommaartigen Tiefschlafen verfallen war, bekam plötzlich unmittelbar neben ihrem Kopf vor dem Zelt ein Seelöwenbaby einen Hustenanfall, bzw. schrie nach seiner Mutter. So tönte es zumindest und da wir unterwegs mehrere überfahrene Seelöwen am Strassenrand sahen, ist das offenbar auch gar nicht so weit her geholt. Nach geschaut haben wir nicht, aber nach einem lauten “Gscht!” watschelte das Ungetüm dann schnell davon. Milena’s Herz jedenfalls hörte für mindestens 5 Sekunden auf zu schlagen und danach raste es umso schneller. Wenige Stunden später dasselbe Spiel mit einem schreiende Vogel. Gut geschlafen haben wir also nicht unbedingt…

Von Rada Tilly fuhren wir auf dem direkten Weg auf die Halbinsel Valdez. Diese Halbinsel ist wegen ihrer Tiervielfalt, insbesondere wegen der einzigen Kolonie an Seeelefanten in ganz Südamerika weltbekannt. Und dann sind eben noch die Wale. Nebst dem Franca Austral ist auch noch die Art der Zahnwale durch den Orca vertreten. Der aus “Free Willy” bekannte schwarz weisse Wal mag allerdings das offene Meer lieber und meidet die Bucht. Er ist in Punta Norte zu beobachten. Mit “nur” 10m länge und rund 10 Tonnen Gewicht ist er deutlich kleiner als der Franca Austral.

In dem einzigen Dorf auf der Insel, in Puerto Piràmide, schlugen wir unser Zelt auf. Am nächsten Morgen fuhren wir als erstes nach Punta Norte. Obwohl uns der Mann beim Parkeingang die umgekehrte Route vorgeschlagen hatte, fuhren wir sie umgekehrt. Zum guten Glück, denn in Punta Norte waren wir ganz alleine und sahen Wale weit draussen im Meer springen und jagen. Da auf unserer Karte hier keine Austral Franca, sondern Orcas eingezeichnet waren, gingen wir auch davon aus Orcas zu sehen. Einer der Tiere liess sich gediegen auf dem Rücken im Wasser treiben und streckte seinen schwarz weissen Bauch und die Flossen in die Sonne. Wir versuchten verzweifelt, ein paar Fotos zu schiessen. Leider aber waren sie trotz gutem Teleobjektiv etwas zu weit weg. Immer wenn ein junger Seeelefant ins Wasser sprang hofften wir etwas schadenfreudig, dass einer der Wale an Land springt und es fressen will. Orcas tun das nämlich. Unten am Strand hatte es eine grosse Kolonie von Seeelefanten, welche in der Regel seeehr faul herumlag. Es sei denn, einer der bis zu 7m langen und 3 Tonnen schweren Bulle nähert sich dem Harem eines ebenso grossen Bullens. Dann geht kurz die Post ab. Wollten sie aber von einem Ort zum Anderen, dauerte das ewig. Sie robbten dreimal und schliefen dann wieder erschöpft ein. Kein wunder bei dem Gewicht! Die Bullen der Seeelefanten haben auch einen eigenartigen Rüssel und die wesentlich kleineren Weibchen sehen verwechselnd ähnlich aus wie die Seelöwen.

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Bevor wir weiter zur Punta Caleta fuhren, kauften wir uns noch etwas zu trinken in der Cafeteria und dort an der Wand sahen wir dann Bilder von Orcas, welche an den Strand sprangen um die Seelöwen zu jagen. Diese Bilder liessen uns dann nicht mehr in Ruhe und als wir merkten, dass im 47km entfernten Punta Caleta nicht soviel los war, fuhren wir nochmals zurück nach Punta Norte. Unterwegs sahen wir noch ein paar sehr süsse Magellan-Pinguine am nisten. Diese kommen hier in Patagonien an der Atlantik- sowie an der Pazifikküste vor und sind wirklich sehr putzig!

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Auch dieses weniger putzige, aber dennoch hübsche Tier lief uns noch über den Weg. Die grösste Spinne Patagoniens:

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In Punta Norte war allerdings in der Zwischenzeit Ebbe und kein Wal mehr weit und breit. So standen wir enttäuscht da und starrten in das noch viel weiter entfernte Meer hinaus. Wenigstens waren noch einige Seeelefanten da, welche wir etwas beobachten konnten. Plötzlich kam der Ranger auf uns zu und meinte: “Ihr wart heute Morgen hier, nicht? Habt ihr die Orcas gesehen?” Wir erzählten ihm dann von den springenden Orcas und von dem schwarz weissen Bauch, da meinte er: “Nein, das waren keine Orcas, das waren Wale.” Wir verstanden das nicht ganz und gingen zu ihm in die Station. Wir inspizierten die Fotos vom Morgen und der Ranger (Francisco) konnte genau sagen, was welcher Wal ist. Der Franca Austral war der, der sprang und auch der mit dem weissen Bauch war kein Orca. Der Franca hat nämlich auch einen schwarz weissen Bauch, allerdingt hat er keine spitzige Rückenflosse wie der Orca. Natürlich sieht man den unterschied als Laie aus dieser Distanz niemals, obwohl sich die beiden Arten von der Nähe aus betrachtet alles andere als ähnlich sind. Aber eine spitzige Rückenflosse haben wir trotzdem eindeutig gesehen und wir folgten den Walen auch ein Stück weit der Küste entlang. Francisco schaute sich die Fotos an. Tatsächlich haben wir unbewusst ein Bild von einem der Orcas gemacht. Wir zoomten die Flosse heran und Francisco konnte sogar den Wal identifizieren. “Das ist ziemlich sicher Yazmin!” Er zeigte uns dann Fotos von Yazmin mit ihrem Jungen. Wahnsinn, der Mann kennt alle Orcas hier. Von Francisco lernten wir dann einiges. Er zeigte uns ein Foto, wo einer der Orcas mit blutverschmiertem Mund gerade einen Seelöwen am Strand packt. Das Foto wurde offenbar letzten Februar an diesem Strand aufgenommen. Im Februar ist anscheinend der Wasserspiegel höher und dann kommen sie an Land. Wir meldeten uns dann schon einmal für den Februar 2014 an. Dann nehmen wir zwei Wochen Urlaub und sitzen dort an den Strand und warten! Francisco jedenfalls freut sich schon dass wir wieder kommen und wird uns vom nächsten Februar die Fotos dann per E-Mail schicken.

Wieder zurück in Puerto Piràmide buchten wir dann etwas total untypisches für uns: Whale Watching. Eigentlich wollten wir das nicht machen, aber nach diesem Tag mussten wir das einfach sehen. So standen wir am nächsten Morgen um 10:00 vor dem Büro und fassten unsere Schwimmwesten. Das Schiff stand an Land und dort stiegen wir dann auch ein. Ein Gefährt schob uns dann mit langen Eisenstangen ins Meer hinaus. Das sah echt lustig aus…

Das Whale Watching war überhaupt nicht so, wie wir dachten. Wir hofften, dass der Kapitän nicht irgendwelche Verfolgungsjagten auf die Tiere macht und denen wie blöd hinterher rattert. Stattdessen näherten wir uns den springenden Walen auf gut 30m und der Kapitän stellte den Motor ab. Daraufhin kamen die Wale dann zum Boot und das nicht gerade schüchtern. Bis auf einen Meter kamen sie heran und sie fanden sichtlich gefallen daran, uns nass zu spritzen. Man konnte sie fast schon grinsen sehen, wenn unsere Kameras mal wieder nass wurden. Wir überlegten uns schon ernsthaft ob wir hier “Whale Watching” machen, oder ob die Wale “People Watching” machen. Für sie war es jedenfalls nicht weniger spannend als für uns. Der Franca Austral ist sehr bekannt für seine unglaublich schöne Schwanzflosse und offensichtlich weiss er das auch. Geradewegs vor dem Boot streckte einer seine Flosse aus dem Meer und hielt sie gut 5 Sekunden oben. Dabei drehte er sie noch, damit man sie auch ja von allen Seiten bewundern konnte. Fast schon etwas eingebildet die Wale hier… Auch eine Mutter mit ihrem gut 3 Monate alten Jungtier bekamen wir zu Gesicht. Aussergewöhnlich, denn eigentlich paaren sie sich erst jetzt.

Wir jedenfalls haben definitiv nicht mit einer so nahen Bekanntschaft gerechnet und konnten uns kaum noch erholen. Dauernd mussten wir alle Fotos und Videos immer und immer wieder anschauen. Ein wahnsinniges Erlebnis! Und weil es so schön war, und wir uns kaum gegen ein Foto für diesen Blogeintrag entscheiden konnten, hier noch mehr:

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Mutter mit Jungtier

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22.10.2011

Torres del Paine-Ushuaia

Vom Zeltplatz aus fuhren wir weiter in Richtung Punta Arenas. Die Strecke war ziemlich langweilig und öde. Eigentlich wollten wir eine Kolonie Magellan-Pinguine besuchen, doch da war Keiner zuhause. Offenbar waren alle am jagen. In Punta Arenas windete es mal wieder unglaublich. Vermutlich findet man darum hier weit und breit keinen Campingplatz. So nisteten wir uns im Hause des Deutschen Auswanderers Sebastian ein, welches mit vier Zimmern auch als kleines Hostal betrieben wird. Er führt hier eine Reiseagentur und lebt seit zehn Jahren in Punta Arenas. Offenbar hatten wir grosses Glück, das wir nicht zur Sommerzeit den Nationalpark besuchten, denn laut Sebastian hat es dann unmengen von Touristen. Als wir ihm erzählten, dass im Basislager rund 15 Zelte standen meinte er fast schon empört: “Was? Nur so wenige? Im Sommer stehen da an die 200-300 Zelte!” Und wir fanden es jetzt schon krass, weil uns täglich gut 40 Personen begegneten…

Jedenfalls hat Sebastian ein hübsches und gemütliches Haus. Auf unserer Liste der gemütlichsten Hotels hat er sich sofort auf Platz eins gemausert. Die Heizung war vor allem super!

Am nächsten Morgen fuhren wir um 8.00 zum Hafen, weil um 9.00 unsere Fähre nach Feuerland fuhr. Einmal quer über die Magellanstrasse brachte sie uns in gut zwei Stunden nach Porvenir. Von dort aus fuhren wir zur Grenze und weiter zum Ende der Welt, nach Ushuaia.

Ushuaia ist die südlichste Stadt der Welt und damit prahlt sie nicht gerade wenig. Der südlichste Hafen, die südlichste Poststelle, der südlichste Bankomat und und und… Milena wollte erst gar nicht dort hin, denn die Stadt selber ist nicht gerade spektakulär. Da es aber von Punta Arenas aus nur noch 400km waren, machten wir diesen Abstecher dann doch noch. Ushuaia ist für viele Traveller die Endstation überhaupt. Hier ist das Ende aller Strassen und das Ende der Welt. Die Südanden bäumen sich hier ein letztes Mal auf und verschwinden dann im Meer. Für alle Radler gibt es hier den allerletzten stürmischen Pass. Natürlich sitzen alle Traveller, die wir auf den Campingplätzen nie gesehen haben hier in Ushuaia. Alle, die es sich leisten können, fahren nun per Schiff noch weiter südlich zur Antarktis. Für uns ist dies eine unerreichbare Tour, denn die Antarktis kostet einen pro Tag gut das Doppelte, als wir für acht Tage Galapagos ausgegeben hatten und ungefähr soviel, wie unsere gesamte Reise von Costa Rica bis hierher (inkl. Galapagos) gekostet hat. Ob man das für einen Haufen Eis und Pinguine ausgeben möchte, sei dahin gestellt. Kann man sich das leisten, ist es sicher ein einmaliges Erlebnis.

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Was wir allerdings wollten war zum Ende aller Strassen, zur Bahia Lapataia fahren. Hier hört nach gut 3200km die Route 3, welche von Buenos Aires aus bis hierhin führt auf. Dort gibt es das legendäre Schild “Alaska 17’848km”. Als wir aber beim Parkeingang 20 Dollar hätten zahlen müssen, nur um die letzten 10km der Welt zu fahren, machten wir wieder Rechtsumkehrt. Leider beherrscht der Tourismus und somit auch das Geld das Ende der Welt…

Der Abstecher nach Ushuaia hat sich aber definitiv gelohnt, denn wenn man einmal hier ist, geht einem urplötzlich die ganze Reise nochmals durch den Kopf. In Kolumbien kämpften wir uns über den ersten Andenpass und hier versinken sie einfach so im Meer. Wir folgten den Anden tausende von Kilometern (mal abgesehen von einem Stück in Peru), da muss man schon bis an ihr Ende reisen…

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Und in Ushuaia vor unserem Hostal parkierte dieses tolle Gefährt mit einem Nummernschild aus dem 17'848km entfernten Alaska...

Für uns ist jedenfalls das Ende der Welt noch nicht das Ende unserer Reise. Wir machen uns nun auf den Weg zur die Isla Valdez, in der Hoffnung Wale beobachten zu können.

21.10.2011

El Calafate-Perito Moreno Gletscher-Puerto Natales-Torres del Paine

 

Von Calafate aus besuchten wir den Perito Moreno Gletscher im Nationalpark “Los Glaciares”. Dieser Gletscher ist einer der Wenigen auf unserer Erde, der nicht wegschmilzt, sondern ständig wächst. Seine Gletscherzunge erhebt sich 60m hoch aus dem Lago Argentino und zieht sich 4km weit. Ein unglaublicher Anblick!

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Ständig knarrte und dröhnte es laut aus dem Eis und hin und wieder knallten grosse Eisblöcke unter lautem Dröhnen in den See. Am Morgen kalbte er gar ein riesiges Stück ab.

Eigentlich wollten wir dort übernachten, doch der Zeltplatz war noch nicht geöffnet. Da wir sowieso wieder zurück nach Calafate mussten, übernachteten wir gleich nochmals in dem so schönen Zeltplatz in der Stadt. Hier hat es nicht nur Duschen mit warmem Wasser, sondern auch ein beheiztes Bad. Ganz edel…!

In Puerto Natales stoppten wir nur kurz, um etwas einzukaufen. Milena brauchte auch dringend noch einen Rucksack, weil wir eine Trekkingtour auf eigene Faust im Torres del Paine Nationalpark machen wollten. In der Schweiz suchte sie sehr lange nach einem passenden Rucksack, fand aber nie den Richtigen. Nach nur fünf Minuten fanden wir einen und der ist absolut perfekt. Eine wahnsinns Freude hat sie an dem Ding… Schon lange bevor wir den Eingang des Nationalparkes erreichten, sahen wir die riesigen Türme des Torres del Paine herausragen. Ein echt schöner Berg!

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Im Basislager “Refugio del Torres” stellten wir unser Zelt auf und versuchten unser Fleisch zu grillieren. Das Feuer selbst brannte unglaublich schnell, aber der Wind blies es uns regelrecht weg. Das Fleisch selber bekam fast nichts davon ab und als es endlich mal fertig war, wurde es innert Sekunden wieder kalt. So kämpften wir den ganzen Abend zum ersten mal mit dem Wind.

Am nächsten Morgen brachen wir auf in Richtung Mirador del Torres. Das ist eine Aussichtsplattform auf dem Berg, von wo aus man einen wunderschönen Blick auf die drei Torres hat. Das hiess dann als erstes mal innert 12km von gut 100 auf knapp 1300müM wandern. Dabei führte der Weg auch über einen Grat, auf dem es so derb windete, dass uns die Backen flatterten wie bei Fallschirmspringer. Wir stemmten uns mit aller Kraft gegen den Wind und der liess uns wie Betrunkene hin und her schwanken. Mal von vorne, dann von rechts. Zum Glück kam er nie von links, denn rechts ging es gewaltig in eine Schlucht hinunter…

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Beim Refugio Chileno gingen wir nach einer kurzen Pause weiter durch etwas weniger steiles Gelände zum Campingplatz Torres. Dort liessen wir dann unsere Rucksäcke und gingen ohne Gepäck das letzte unglaublich steile Stuck hoch zum Aussichtspunkt. Dort oben windete es natürlich mal wieder unglaublich stark. So stark, dass Oli ein paar Meter weit schon fast flog, statt lief und seine Beine schon so gut wie in der Luft waren. Ohne sie zu bewegen wurde er einfach so nach vorne katapultiert. Aber der Anblick der Türme mit der blauen Lagune davor entschädigte für alle Strapazen…

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Danach gingen wir wieder zurück zum Refugio Chileno, wo wir unser Zelt aufstellen konnten.

Am nächsten Morgen gingen wir wieder zurück bis fast zum ersten Zeltplatz, bogen dann aber ab in Richtung Refugio Los Cuernos ab. Das Wetter war super und es war gut 25° warm. Wir gingen entlang wunderschöner Seen mit schneebedeckten Bergen im Hintergrund. Eine fantastische Landschaft!

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Im Refugio machten wir eine kleine Mittagspause und kauften uns etwas vom wohl teuerste Brot der Welt. Satte CHF 9.- wollten die für ein Kilogramm haben und denkt jetzt ja nicht, dass dies ein super leckeres Brot war! Milena konnte dann zum Glück etwas handeln und bekam gut 700 Gramm zum Preis von 500 Gramm. Richtige Halsabschneider hier!

Jedenfalls erreichten wir gegen Abend den Zeltplatz Italiano und wieder einmal gab es Pasta zum Abendessen, aber immerhin mit Brot. Am nächsten Morgen gingen wir weiter durch erstaunlich flaches Gelände zum Refugio Pehoé, wo wir wieder Mittagspause einlegten. Danach kam mal wieder staker Wind und Nieselregen dazu, als wir uns auf den Weg zum Grey-Gletscher machten. Wieder wanderten wir steil bergauf und oben angekommen windete es uns mit gut 100km/h Nieselregen entgegen. Wir wollten dann auf eine kleine Aussichtsplattform stehen, von wo aus man den Gletscher wunderbar sehen konnte, doch der Wind machte uns da einen gehörigen Strich durch die Rechnung. Wir standen oben und stemmten uns mit voller Wucht gegen den Wind da meinte Oli: “Milena! Mach ein Foto!” Milena nahm die Kamera in die Hand und genau in diesem Moment erwischte der Wind sie seitlich und schmierte sie einfach so gut 3m weit weg. Sie konnte sich dann zum Glück weiter unten an einem Stein festhalten, denn den Dornenbusch nebenan hat sie nicht mehr erwischt. Sie selber ist gut 60kg schwer und ihr Rucksack ist immerhin nochmals 15kg schwer, das beeindruck einen schon etwas…! Jedenfalls ist ausser einem Schnitt in der Hand nichts passiert und wir verschwanden ganz schnell von diesem ungemütlichen Ort. Leider aber führte uns der Weg noch etwas an dem windigen Grat entlang, bevor wir dann in einen kleinen Wald kamen. Kurz vor dem Gletscher kamen wir dann etwas abgekämpft und mit schmerzenden Füssen im Refugio Grey an, wo wir wieder zelten konnten.

Es regnete die ganze Nacht, wobei es eher der Wind war, der den Eisregen verursachte. Der Wind fegt hier nämlich ungebremst über den Gletscher dem Tal entlang, an welchem auch unser Wanderweg lag. So durften wir im Schneesturm wieder 11km zurück zum Refugio Grey wandern. Diesmal nahm Oli auf dem Grat Milena an die Hand, damit sie nicht nochmals vom Wind weggeblasen wird. An diesem Morgen waren wir die ersten auf dem Weg und hatten somit das Glück, dass wir eines der seltenen Huemul (eine bedrohte Hirschart) zu Gesicht bekamen.

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Vom Refugio aus fuhren wir dann per Schiff und Bus zurück zum Refugio Torres, wo wir unser Auto geparkt hatten. Dort zelteten wir noch einmal und wir wachten etwa alle Stunde auf weil wir dachten, dass es uns demnächst samt Zelt davon windet. Zudem fiel auch hier ein eklig nasser Eisregen und wir waren froh, dass es uns wenigstens am Morgen etwas verschonte und wir das Zelt einigermassen trocken zusammenpacken konnten. So nass, kalt, regnerisch und überhaupt ungemütlich das Ganze war, umso schöner kommt es einem danach vor. Im Nachhinein war die ganze Tour ein wahnsinns Erlebnis und wir wollen das nicht missen. Wir sehen jetzt Ursi und Peter, die wohl immer noch im warmen Mendoza ihre Weinvorräte im Wohnmobil am vernichten sind und geduldig auf den patagonischen Sommer warten lächelnd diesen Blogeintrag lesen. Sie haben noch viel länger Zeit als wir und können noch auf die “warme” Saison warten. Wir haben übrigens extra gefragt: Es gibt auch im Hochsommer Schneestürme, nur fegt der Wind statt mit 100km/h, “nur” mit etwa 80km/h…

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Windige Sache…