Von wegen die Südamerikaner sind unpünktlich… Der unendlich liebe Eduardo stand anstatt um halb acht schon um viertel nach sieben mit seiner Frau vor dem Casa Helbling und verstaute eifrig unser gesamtes Gepäck in seinem klapprigen 4 WD Jeep, der mitunter auch umgebaut ist und mit Gas läuft. Die Räder kamen auf das Dach. Claus hat ihn angerufen und schon stand er bereit. Eduardo war einst Bergsteiger und mit zunehmendem Alter hat er nun das neue Basislager am Vulkan Cotopaxi errichtet. Da er an diesem Tag sowieso zum Refugio fahren musste erklärte er sich bereit, uns bis nach Lasso mitzunehmen. So wurde uns die Fahrt aus dem chaotischen Quito erspart.
Der Abschied von Quito fiel uns nicht leicht. Gerade Milena, die einst Monate hier verbracht hatte hängt sehr an der Stadt. Zudem lernten wir hier so tolle Leute kennen und Claus aus dem Casa Helbling ist der grösste Schatz. Er weiss einfach alles und sogar die schweizer Botschaft ruft ihn an wenn sie Infos brauchen. Falls wir unterwegs Hilfe brauchen dürfen wir ihn sofort anrufen… Herzlichen Dank nochmals, Claus! Milena konnte im Casa Helbling noch ihren Kolumbien Reiseführer gegen den neusten Ecuador umtauschen. Das ist ja super! Unser Reiseführer aus Bogota ist nämlich noch von 2004 und völlig veraltet.
Eigentlich wollten wir nicht einfach so am Cotopaxi vorbeifahren und so fragten wir Eduardo ob wir auch bei ihm im Refugio übernachten dürfen. “Claro, con mucho gusto!” So fuhren wir hoch zum Basislager auf der Südseite des Cotopaxi auf 4000müM.
Wir hatten uns den besten Tag ausgesucht, denn man sah nicht nur den Cotopaxi in seiner vollen Grösse, sondern auch den Cayambe (5790), Antisana (5758), die beiden Zwillinge Illiniza sur und norte (5263, 5116), den gerade wieder ausgebrochenen Tungurahua (5023) und sogar den Grössten unter ihnen, der 6310m hohe Chimborazo. Zweifelslos die “Allee der Vulkane”! Blauer Himmel und fast keine Wolken, das ist echt eine Seltenheit und wir drehten fast durch! Eduardo hielt immer wieder an, damit wir Fotos machen konnten.
Der 5897m hohe Cotopaxi wurde für uns immer grösser und als wir im Refugio ankamen war er (obwohl wir schon auf 4000m waren) einfach nur gigantisch. Wir konnten ihn schon fast anfassen. Sowas kann man kaum mit Worten beschreiben…
Eine Gruppe “Kraterbezwinger” kam gerade zurück ins Refugio und keiner von ihnen war am Krater angekommen. Natürlich ist der Reiz schon da, aber wir hätten damit unser Budget (schon wieder, nach Galapagos) gesprengt. Zudem ist der Cotopaxi kein Spielplatz und immerhin fast 6000m hoch. Da sollte man schon etwas fit sein. Milena versteht das ganze “Kratergetue” sowieso nicht. Von unten ist der Berg eh viel schöner und wenn wir da jemals hoch wollen, dann immerhin bis zum Krater… Aber angefangen haben wir den Aufstieg trotzdem…
Als die “Bergbezwinger” dann wieder von den Jeeps nach Quito abgeholt wurden, fuhren auch Eduardo und seine Frau wieder zurück nach Quito. Mit uns blieben noch die zwei lieben Ecuadorianer “Segundo” (der Name ist ernst) und “Thomas” aus Riobamba im Refugio. Die Beiden kümmerten sich um uns aussergewöhlichen Gäste und die waren ziemlich lustig. Als wir im Gemeinschaftsraum (der einzige beheizte Raum) sassen und die Zwei anfingen Cuarenta zu spielen, war Milena ganz ausser sich. Das Spiel lernte sie 2004 und gewann dabei sogar einmal einen Tauchgang auf Galapagos. Segundo und Thomas staunten nicht schlecht, dass eine Schweizerin das kann und so spielten wir den ganzen Nachmittag lang Cuarenta und hatten einen Riesenspass dabei.
Beim Nachtessen bekam Milena dann Kopfschmerzen. Die Höhe machte sich zum ersten Mal etwas bemerkbar. War wohl etwas übertrieben nach Galapagos gleich auf 4000müM zu fahren.
Die Kälte da oben ist abartig. Es windete stark und das Thermometer sank bei Einbruch der Dunkelheit um den Gefrierpunkt. Heizungen und Strom gab es im Zimmer natürlich nicht, dafür windete es schön rein. Wir schliefen mit unseren Daunenschlafsäcken plus einer Decke und Milena fror noch immer. Um 20.00 gingen wir schlafen und pennten kommaartig durch bis um 6.00. Dann war nämlich Sonnenaufgang und wieder sah mal alle Giganten. Diesmal aber über den Wolken…
Chimborazo (6310m) Illiniza Norte und Sur (5116m, 5263m)
Nach einem leckeren Frühstück verabschiedeten wir uns von unseren beiden Freunden und fuhren los Richtung Latacunga. Naja, die ersten 500m durfte Milena ihr Rad durch 20cm hohen Sand schieben und wir ratterten die üble Schotterpiste im Schritttempo hinunter. Immer wieder kamen sandige Abschnitte die unsere Vorderräder zum einsinken brachten und uns jeweils fast vom Rad schlugen. Aber der Blick auf den Cotopaxi war abartig schön…
Auch Milena’s Wunsch (ein Foto von einem steigenden Pferd vor dem Cotopaxi) ging fast in Erfüllung. Nur steigen wollten die blöden Viecher nicht…
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