In Pisco legten wir noch einen Tag Zwangspause ein, da nun Oli auch das erste mal durchgeputzt wurde. Diesmal hat Montezumas Rache ihn erwischt. Er erbrach sogar den Tee, den eine Hotelangestellte ihm am Morgen gemacht hatte. Da die nächste Etappe fast 90km lang war, konnten wir an ein Weiterfahren gar nicht denken. Jetzt konnte für einmal Milena neben ihm auf dem Bett Chips essen und Inka Kola trinken. Sie fand es natürlich unheimlich lustig, dass ausnahmsweise mal nicht sie die Leidende war. Aber nicht mehr lange… Nun mal der Reihe nach:
Da Oli so ein Armer war durfte er im Windschatten fahren und wir kamen nach knapp 90km durch sandige Wüste in Ica an. Dort wollten wir eigentlich zur Oase Huacachina, doch Peru’s Strassenbeschilderung lässt ja leider etwas zu wünschen übrig. Milena fragte daraufhin zwei alte Männer, wo denn “die Oase” sei. Den Namen hat sie leider schon wieder vergessen. Die Männer starrten ungläubig: “Lauasa? Kennen wir nicht…” “Nein, nein, diese Oase halt mit dem See…” Da sagt der eine zum anderen:”Du, ich glaub die will ein Wasser kaufen.” Milena fing dann nochmals von vorne an: “Also, hier gibt es eine Oase, deren Name ich dummerweise vergessen habe.” “AHAAA… Huacachina… La Oasa!” Na endlich! Die netten Männer erklärten wild durcheinander wo wir denn nun durch fahren müssen. Milena musste sich konzentrieren, dass sie aus dem wirren Gerede überhaupt ein paar Wörter verstand. Aber wir fanden dann endlich den Weg und kamen am späteren Nachmittag in Huacachina an. Ein toller Ort! Einfach ein riesiger Spielplatz für Erwachsene. Wie früher im Sandkasten, aber einfach viel grösser.
Nach einem leckeren, verspäteten Mittagessen suchten wir auch gleich ein Plätzchen zum schlafen und wurden schnell fündig. Im Garten eines Restaurants (bzw. einer Hospedaje) durften wir dann unser Zelt aufschlagen.
Der Hund der Restaurantbesitzerin war (wie so viele hier) mal wieder ein ganz hübscher Kerl… Aber er bewachte uns sehr gut…
Die Oase ist von riesigen, rund 100m hohen Sanddünen umgeben, auf welche man hinaufstapfen und sich hinunterrollen lassen kann. Das ist ein unglaublicher Spass! Hier kann man auch Sandboards mieten und hinunterflitzen. Die eine grosse Düne vor unserem Hostal sah Nachts extrem unheimlich aus. Wie eine riesige Tsunamiwelle, die jeden Moment über einem bricht. Milena weiss das nämlich gut, hat sie doch mehr als die Hälfte der ersten Nacht draussen verbracht. Die Pilze in ihrem Mittagessen waren offenbar nicht so frisch, wie sie sein sollten. Mitten in der Nacht erwachte sie und ihr war unheimlich schlecht. Leider hatten wir diesmal kein Hotelzimmer mit Privatbad und die Gemeinschaftstoiletten waren rund 50m entfernt. Immerhin schaffte sie es gerade noch bis zu einem Bananenbaum um sich das Essen nochmal durch den Kopf gehen zu lassen. Zudem war es draussen ziemlich kalt (typisch Wüste) und es wehte ein unangenehmer Sandsturm. Kaum zurück im Zelt, durfte sie schon wieder losrennen. Da der Mensch ein Gewohnheitstier ist, wählte sie natürlich immer denselben Baum. Erst am nächsten Morgen sah sie die jungen hübschen Bananen an dem Baum hängen und bekam ein schlechtes Gewissen… Nach dem siebten Mal kam sie dann aber auf die Idee, unsere Faltschüssel, welche eigentlich zum Kleider und Geschirr waschen wäre und welche wir noch fast nie gebraucht haben, in die Apsis unseres Zeltes zu stellen. So musste sie jeweils nur noch den Kopf hinausstrecken. Am Morgen ging es ihr aber schlagartig wieder besser und nachdem wir das erste Mal den Sandberg hinunter rannten, verdrückten wir einen grossen Teller Spaghetti.
Abends unternahmen wir noch etwas, was wir sonst nie tun würden: Eine Buggy-Tour! Als wir hier ankamen, lachten wir die Touris in diesen dämlichen Gefährten aus, doch die Besitzerin vom Restaurant machte uns ein gutes Angebot. So unternahmen wir halt auch so eine Tour und die war ziemlich lustig. Der Fahrer flitzte wie ein Blöder mit uns durch die Wüste. Eine Achterbahn der besonderen Art. Manchmal waren die Sanddünen ziemlich steil und sorgten beim runterfahren für ein kribbeln im Bauch. Plötzlich hielt unser Guide an und packte Sandboards aus. Dann durften wir auf dem Bauch liegend eine steile Sanddüne hinunter flitzen und dabei bekommt man ein ziemliches Tempo. Wir konnten dann noch den Sonnenuntergang von einer Düne aus beobachten und Oli durfte noch richtig Sandborden. Da das Brett natürlich auch etwas anders ist, gestaltete sich das auch für den leidenschaftlichen Snowboarder Oli etwas schwieriger. Sand verhält sich wohl doch etwas anders als Schnee. Er lag mehrmals eingesandet am Boden. Aber er schlug sich ganz gut…
Nach zwei tollen Tagen in Huacachina fuhren wir weiter nach Palpa. Die Strecke war anfangs ziemlich langweilig, denn die Strasse ging stur gerade aus durch die Wüste. Da half sogar nicht mal mehr Musik hören. So knipste Oli halt einfach etwas herum. Einzige Abwechslung boten uns zwei andere Reiseradler, welche uns entgegen fuhren. Kim aus Korea und ein Engländer (Name schon vergessen). Wir quatschten etwas und sie fuhren dann weiter in Richtung Huacachina. Kim warnte uns noch, dass demnächst nur noch ein kleiner Kiosk und danach sehr lange nichts mehr kommt. Jaja, dann ist wohl noch ein kühles Inka-Kola fällig… Mittlerweile haben wir nämlich die hässliche Garua hinter uns gelassen und die Sonne lässt uns gehörig schwitzen.
Tatsächlich liess das Mittagessen lange auf sich warten. Genaugenommen 88 km lang… In dem kleinen Restaurant wollte man uns auch gleich noch ein Hündchen (inkl. rosarotem Mäntelchen) schenken, doch wir lehnten dankend ab. Danach wurde die Stecke endlich wieder mal etwas interessanter. Die Strasse führte uns einen schönen Canyon entlang und wir durften auch mal wieder im ersten Gang den Berg hoch treten. Überhaupt sahen wir seit langem mal wieder Berge aus nächster Nähe. Nach einer rasanten Abfahrt kamen wir nach genau 101km in Palpa an.
Momentan läuft der Copa America in Argentinen (Fussball) und an diesem Abend spielte Peru-Uruguay im Halbfinale gegeneinander. Zu Oli’s Glück hatte unser Zimmer Kabel-TV und er konnte das Spiel mit einem kalten Bierchen sehen. Leider aber hat Peru 2:0 verloren. Schade, hätte sicher eine super Party gegeben…
Die Fahrt nach Nasca war dann dank dem nervigen Gegenwind etwas anstrengender. Als wir den von Maria Reiche erstellten Aussichtsturm erreichten, konnten wir uns mal ein erstes Bild der Nasca-Geoglyphen machen. Auf englisch wurden wir von einem Mann gefragt, ob wir mit dem Fahrrad unterwegs sind. Ein Schweizer Paar, wie sich später herausstellte, ebenfalls mit Fahrrädern unterwegs und aus Zeitdruckgründen auf den Bus umgestiegen. Dort endet ihre dreimonatige Tour Von Santiago de Chile nach Lima. Somit trafen wir zum zweiten mal in 6 Monaten Schweizer Reiseradler!
Liebe Milena, lieber Oli
AntwortenLöschenWir haben euch auf dem Nasca-Turm getroffen und waren nun auf eurem Blog. Super, eure Berichterstattung! Falls ihr uns eure Mailadresse zustellt, koennen wir euch die Fotos senden, die wir von eurer Wegfahrt gemacht haben.
hans.edith@fahrradtour.ch oder www.fahrradtour.ch
Liebe Gruesse von Edith und Hans (aus Lima)