17.02.2011

David-Chame

Leider wurden wir die letzten Tage etwas vom Pech verfolgt. Milena hatte sage und schreibe 4 Platten innerhalb von 2 Tagen (!) und das auf einer der besten Teerstrassen Lateinamerikas…

Zuerst auf der Strecke von Aguadulce nach Penonomé, nach nur ca. 16km schwand plötzlich die Luft aus ihrem vorderen Reifen. Dann nach 42km tatsächlich auch noch aus dem Hinteren… In Penonomé quartierten wir uns im allerersten Hotel des Dorfes ein (wer weiss wie weit sie noch gekommen wäre) und gingen der Sache auf den Grund. Zwischen dem vorderen Pneu und dem Schlauch fanden wir dann tatsächlich ein kleines Stück Draht, welches wohl den ersten Platten verursacht hat, dasselbe fanden wir auch im hinteren Pneu. Vermutlich feine Drähtchen vom Geflecht eines zerfetzten Autopneus. Überglücklich die Ursache gefunden zu haben, flickten wir die Schläuche und weil wir den nicht-kevlarverstärkten Reifen nicht mehr trauten, montierten wir zur Sicherheit sogar unsere Ersatzreifen mit eben dieser Verstärkung. Als wir aber nach dem Essen zurückkamen, sagte die Dame an der Reception dass eines der Velos laut “Pffft” gemacht hätte. Wir konnten es nicht fassen, aber Milena’s Liebling stand tatsächlich wieder mit einem Platten am Hinterrad da! Ratlos machten wir uns wieder an die Arbeit und inspizierten die Schläuche wie Detektive. Die beiden Platten unterwegs waren eindeutig vom Draht, denn das Loch war sehr klein. Der Plattfuss im Stand aber hatte ein grössers, rissartiges Loch welches unmöglich von dem Draht stammen konnte. Der nächste Schlauch musste her und wir schauten immer wieder nach. Dieser aber er hielt bis am nächsten Tag. In drei Tagen werden wir über den Panama-Kanal und dann durch ein Elendsviertel fahren. Währe schon sehr blöd, genau dort einen Platten zu bekommen…

Als wir einen Supermarkt suchten, fuhr der chinesische Alleinfahrer (mittlerweile wissen wir er ist Japaner), den wir schon an der Grenze gesehen haben an uns vorbei. Kämpferisch im fiesen Gegenwind trampelte er wie ein Besessener im ersten Gang schnurstracks Richtung Dorfzentrum. Der schaute weder nach links, noch nach rechts. Da hatte wohl einer hunger… Die Versorgungsmöglichkeiten lassen hier etwas zu wünschen übrig. Uns ging es auch nicht anders…

Auf der Interamericana sieht man leider sehr üble Sachen. Dutzende von überfahrenen Hunden, ein Opossum, eine ziemlich grosse Boa Constrictor und heute sogar noch ein totes Pferd, welches schon halb-verwest die Zähne herausstreckte und vermutlich für den einen oder anderen Alptraum bei Milena sorgen wird. Oli träumte mal wieder beim fahren, denn er hatte das riesige Pferd erst gar nicht bemerkt.

IMG_0756 Wellenreiten auf der Interamericana

Die Strecke Richtung Chame fing ziemlich locker an. Wir flogen schon fast über den blanken Teer und als wir eine Coca-Cola Pause machten trampelte mal wieder der Alleinfahrer an uns vorbei. Wieder mit starrem Blick nach vorne und im ersten Gang. Wir rätselten und waren uns einig, dass dies nur ein Alaska-Feuerland-Hetzer sein kann…

Als wir sein Rad vor einem Restaurant sahen freuten wir uns, denn bis anhin hatte kein Restaurant geöffnet oder etwas Essbares im Hause. Er hatte offenbar etwas gefunden. Wir setzten uns natürlich zu ihm und versuchten uns auf Englisch und Spanisch zu unterhalten. Er konnte aber weder Englisch, noch richtig Spanisch und wir mussten seine spanischen Sätze etwas erraten denn der japanische Dialekt stiess ziemlich hervor. Aber er war wirklich sehr nett und soviel wie wir herausfanden ist er ein Jahr und 8 Monate unterwegs. Ob das die Dauer seiner gesamten, vergangenen oder zukünftigen Reise ist fanden wir aber nicht heraus (die blöde Zukunfts-/ und Vergangenheitsform des Spanisch checken auch wir nicht ganz). Aber wie erwartet, ist er ein Alaska-Feuerland Radler und er flitzt (im Gegensatz zu uns) alles auf der Panamericana. Nach dem Essen fuhren wir zusammen los. Das heisst, zuerst kam noch sein Zähneputz-Ritual welches ziemlich intensiv ausfiel. Er hatte 6 Zahnbürsten in einem Plastiksack in der Seitentasche und noch eines griffbereit an seinem Packsack angezurrt. Während er sich die Zähne putzte inspizierte er unsere Räder und dank der schäumenden Zahnpasta war sein Spanisch nun total unverständlich. Natürlich hatte er auch Zahnseide dabei und nach der ganzen Reinigungs-Prozedur trank er einige Schlücke einer völlig übersüssten, panamesischen Soda. Wirklich ein sehr lustiger Kerl. Er fuhr langsamer als wir, dafür aber weiter. Das lag vielleicht daran, dass Milena nach 10km einen weiteren Platten (nr. 6) am Hinterrad hatte… “Arghhh…!!!”

Mittlerweile fanden wir heraus, dass alle unsere Ersatz-Schläuche eine Schwachstelle haben. Immer an der selben Faltstelle, beinahe gegenüber des Ventils ist der Gummi viel dünner, etwa 1cm in der Breite und Schlitzförmig. Auch der erste Platten im Stand in Bahia Drake wies an dieser Stelle das ominöse Loch auf. Der eine, der vom Draht kaputt ging und diese Schwachstelle nicht aufweist ist jetzt frisch geflickt an Milena’s Hinterrad. Zu Testzwecken, versteht sich…

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Platten Nr. 6

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Klares Warnschild…

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