19.06.2011

Vilcabamba (Ecuador)-Las Lomas (Peru)

 

Es dauerte immerhin ein halbes Jahr, bis es auch uns passiert ist: Wir schafften unser Etappenziel nicht vor Einbruch der Dunkelheit. Aber der Reihe nach:

Von Loja aus fuhren wir los in Richtung Catamayo. 20km rauf und 20km runter, wie es sich gehört. Catamayo ist ein ziemlich hübscher und freundlicher Ort auf nur noch 1200m Höhe. Da war es ja naheliegend, dass wir uns am nächsten Morgen mächtig den Berg hoch kämpfen mussten. Ecuador bescherte uns erneut eine ziemlich harte Etappe…

IMG_2866  Catamayo

Frühmorgens fuhren wir los und trafen am Fusse des Berges noch ein holländisches Paar, welches mit dem Motorrad unterwegs ist. Die Beiden fahren im Anschluss noch mit Fahrrädern durch Neuseeland und sind ganze drei Jahre unterwegs. Während die Beiden einfach Gas gaben und losflitzten, kämpften wir uns mit 6km/h Meter um Meter den unaufhörlichen Berg hinauf. Zudem herrschte auch noch Einbahnverkehr und die Autos und Lastwagen fuhren schubweise an uns vorbei und panierten uns kräftig. Die Hälfte der Strasse wurde gerade geteert, die andere war noch Schotterpiste. Wir durften auf der neuen Strasse fahren, allerdings wurde die auch schon wieder ausgebessert und wir mussten andauernd absteigen, Velos vom Bordstein hieven und wieder hoch. Manchmal konnten wir aber auch schieben.

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In San Pedro hätte es eine Hospedaje gehabt, doch da waren wir noch nicht müde und es war auch erst 11.00. Das nächste Dorf hiess Velacruz und da es auf der Karte eingezeichnet war gingen wir auch davon aus, dass es relativ gross ist. So fuhren wir weiter bergauf und die Strasse schlängelte sich rund um den Berg und hörte einfach nicht auf zu steigen. Um jede Kurve dachte man es sei geschafft, aber die Strasse windet sich doch noch weiter hinauf. Den nächsten Hügel sieht man immer erst wenn man oben ankommt… Wir waren bei weitem höher als alle anderen Berge und waren schon fast auf dem Pass, den wir am Tag davor von Catamayo aus sahen und hofften dass wir da nicht hoch müssen…

Auf 2100müM fanden wir dann dieses Getier und staunten nicht schlecht. Was in aller Welt macht diese Tarantel hier oben???

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Als wir endlich die Passhöhe (2400m) erreichten, gaben wir etwas Gas. Der Berg war schon ganz eingenebelt und die Sicht ziemlich schlecht. Es war schon halb sechs als wir kurz vor Velacruz waren und um sechs wird es dunkel. Dann endlich das Ortsschild von Velacruz. Dummerweise aber bestand das Dorf lediglich aus einer Kreuzung und einem Mann der am Strassenrand stand. Wir fragten ihn, ob man hier irgendwo übernachten kann und er meinte erst in Catacocha. Das aber war noch mehr als 20km entfernt. Zelten konnte man auch nirgends, da wir ja auf einem Berg waren und in Ecuador heisst das links steil bergauf und recht steil bergab. Keine Chance hier ein Zelt aufzubauen. Der nette Mann meinte aber, dass es bis nach Catacocha nur bergab geht. Natürlich glaubten wir das nicht, aber wir fuhren dann trotzdem weiter. Wir hatten auch gar keine andere Möglichkeit. Und es ging bergauf…

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Natürlich wurde genau als es dunkel wurde auch noch die Strasse schlecht und wir mussten den grossen Schlaglöcher, Sandverwehungen und auch noch den kläffenden Hunden ausweichen. Das alles mit einer Taschenlampe in der einen Hand ist gar nicht mal so einfach… Als es dann stockdunkel wurde und wir noch gut 6km von Catacocha entfernt waren, gingen wir zu Fuss weiter und bei jedem rasenden Bus- bzw. Lastwagenfahrer fuchtelten wir wie wild mit unseren Taschenlampen damit man uns auch ja sehen konnte. Irgendwann aber merkten wir, dass wir zu Fuss nicht so schnell sind und wir fuhren wieder ein Stück. Zumindest solange, bis Milena eine Sandbank übersah und mal wieder neben dem Rad lag… Wir versuchten auch einen Pick-up anzuhalten, doch die beiden dunklen Gestalten mit ihren eigenartigen Gefährten wollte niemand mitnehmen. Irgendwie verständlich… So gingen wir weiter zu Fuss. Eigentlich war es auch ganz romantisch und wir mussten selber über die dumme Situation lachen…

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In Catacocha dann staunte die Hostalbesitzerin nicht schlecht ab uns. Wir wurden richtig verwöhnt und bekamen als erstes eine Flasche Wasser und eine heisse Dusche. Unsere Räder konnten wir beim Nachbarn in die Garage stellen. Am nächsten Morgen blieben wir auch gleich im Bett. Nicht zuletzt auch weil Catacocha wieder ein so nettes und gemütliches Dorf ist.

Die Strecken nach Macarà, zur Grenze nach Peru ist in unserem Reiseführer als eine Tagesetappe aufgeführt und satte 97km lang. Da muss es ja wohl hauptsächlich bergab gehen. Macarà liegt ja auch auf 450m und wir befanden uns noch auf 1800. Unsere topografische Karte allerdings zeigte drei Berge und der dritte muss über 1000m sein. Somit fuhren wir sehr früh los. 25km durften wir runterflitzen, bevor es dann wieder bergauf ging. Allerdings hielt sich die Steigung noch in Grenzen und wir durften mal wieder T’Shirt und kurze Hosen tragen. Es wurde richtig heiss. Die Landschaft war sehr speziell mit bizarren Bäumen und Sträuchern. Wieder war ein Dorf auf der Karte eingezeichnet welches mordswichtig tönt, allerdings nur aus einer Militärstation und einem kleinen Laden bestand. Wieder war es erst Mittag und wir wollten noch etwas weiter fahren. Es sollte nochmals ein Dorf kommen, welches aber offenbar so klein war, dass wir unbemerkt daran vorbei fuhren. Vor uns lag Berg nummer drei und uns traf fast der Schlag… Wieder windete sich die Strasse rund um den höchsten Berg der Gegend hoch und wieder gab es keine einzige Möglichkeit zum zelten. Und wieder war es fast halb vier und Macarà lag noch satte 35km entfernt. Keine Chance, diese Etappe war einfach unmöglich. Lustig nur, dass die Autoren von unserem Reiseführer behaupten, dass sie von Loja nach Macarà in zwei Tagen fuhren. Dies ist schlicht unmöglich, zumal auf dieser Strecke über 8600 Höhenmeter zu überwinden sind. Dieselben Autoren aber berichten auch von den vollbeladenen LKW’s, bei denen sie jeweils anhängten und sich den Berg hoch ziehen liessen. Das allerdings trauen wir uns in Angesicht dessen Fahrweise nicht…! Eigentlich wollten wir diesen Reiseführer schon lange wegwerfen, aber er scheint gut zu brennen. Vielleicht kommen wir ja mal in eine Situation, wo wir froh sind das Ding als “Brandbeschleuniger” zu verwenden…

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So kämpften wir uns weiter den Berg hoch und waren schon kurz davor einfach neben der Strasse unser Zelt aufzubauen, da kam Pablo! Unsere Rettung! Milena winkte kurz und schon hielt er an. Unsere Räder wurden im nu auf den Pick-up geladen und wir flitzten nach Macarà. Eine Stunde brauchten wir mit dem Auto und Pablo fuhr nicht gerade langsam. Mit dem Rad hätten wir die Grenzstadt wohl so gegen Mitternacht erreicht…

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Catacocha-Macarà. Lustige Strassen und Bäume…

Macarà liegt 2km vor der peruanischen Grenze und wird von allen Reiseführern verteufelt. Uns aber gefiel die Stadt ziemlich gut. Die laute Musik und die gutgelaunten Leute stellten uns richtig auf.

Am nächsten Morgen dann hiess es Abschied nehmen von Ecuador. Auch wenn es anstrengend war, war es doch landschaftlich definitiv das schönste Land bis jetzt. Die quälenden Berge waren fantastisch und wenn man mal endlich oben war hatte man immer eine bombastische Aussicht. Die Leute waren genauso freundlich wie in Kolumbien, wenn auch etwas zurückhaltender als die manchmal fast ausrastenden Kolumbianer. Wir werden Ecuador vermissen. Das nächste Mal kommen wir aber ganz bestimmt motorisiert…!

Die Grenzabfertigung ging in rekordverdächtigen 20min vonstatten, wovon wir aber 10min lang auf den Zöllner warteten. “Ihr müsst laut klopfen!” Rief ein Grenzwächter. Der Zöllner schlief wohl noch denn er wirkte leicht genervt. Gut für uns, denn er stellte keine einzige Frage und stempelte gelangweilt unsere Pässe ab. Ist ja auch Sonntag…! Nach der Grenze ging es fast 60km hügelig weiter und wir fuhren an Suyo vorbei. Eigentlich wäre dies unser Etappenziel gewesen, doch das radeln machte so Spass, dass wir nur für eine Coca-Cola stoppten. Endlich konnten wir mal wieder flitzen. Die paar kleinen Berge fuhren wir in einem Affentempo hoch und genossen es einfach mal wieder halbwegs geradeaus zu fahren. In Las Lomas werden wir nun übernachten. Leider haben wir noch keine Soles und der einzige Bankomat der Stadt ist in einer geschlossenen Bank. Wir klopften zwar und ein Mann schaute aus dem Fenster, aber alles betteln nützte nichts. Erst Morgen früh gibt es wieder Geld. In einem Restaurant konnten wir dann aber mit Dollares bezahlen, assen zum ersten Mal peruanisch und waren total begeistert. Lecker das Essen hier!

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Rauf……und runter…

1 Kommentar:

  1. Hallo Ihr zwei,

    hart im Nehmen, gut im Geniessen, so soll es sein.

    Gute Bilder, tolle Berichte, alles Liebe aus der Schweiz!

    Tommy

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