09.07.2011

Trujillo-Lima

“Möchten sie das Mittagessen mit Poulet, Fleisch oder Vegetarisch?” Ist ja (ausser vielleicht die Frage nach dem Vegetarischen) nichts aussergewöhnliches, doch wir schauten die Dame der wohl besten Busgesellschaft Peru’s verdutzt an. In dem Bus gibt es zu Essen?

Wir kauften uns am Tag zuvor das Busticket von Trujillo nach Lima. Diese Strecke führt 600km durch Wüstengebiet, über die übelriechende Fischverarbeitungsstadt Chimbote und hinein in die Höllenstadt Lima. Die Strecke wäre mit Ausnahme von Lima einfach gewesen (wenn auch scheinbar nicht so sicher wegen Überfällen), doch wir wollen lieber wieder eine andere schönere Strecke Radeln als das wir wieder am Schluss das Beste verpassen. Schon in Kolumbien verpassten wir die schönsten Strecken am Schluss und mussten aus Zeitdruckgründen den Bus nehmen. Hier in Peru wollten wir diese Wüstenstrecke überbrücken, damit wir uns für die tollen Routen im Süden und Osten des Landes mehr Zeit nehmen können.

Andres und Eric fuhren weiter und wir verabschiedeten die Beiden. Sie fahren nun zusammen Richtung Huaraz. Abuela wartete extra noch einen Tag, denn sie will alleine fahren.

IMG_2515 Tschüss, bis zum nächsten Mal…

Als wir das Ticket gekauft haben und wieder zurück zum casa de ciclistas kamen, begrüssten wir auch schon den nächsten Neuankömmling. Oscar aus Kolumbien. Er radelt schon seit 5 Jahren in der Welt herum und lebt in Cali (Kolumbien). Ein sehr netter und lustiger Kerl. Mir Oscar lernten wir nun den dritten Reiseradler aus Kolumbien kennen. Sein Fahrrad ist der Wahnsinn. Sogar Lucho staunte, als er sein ziemlich einfaches Gefährt sah. Sein Rahmen ist wie Duplo-Spielzeug einfach ineinander gesteckt und er hat unglaublich viel Gepäck dabei inkl. einem Anhänger.

IMG_3190 Mit Abuela und Oscar

Lucho meinte zu uns, dass wir ein Geschenk vom Himmel sind. Er hat sich nämlich gerade erst eine neue Videokamera gekauft und hat überhaupt keine Ahnung von dem Ding. So erklärte Milena ihm erst die wichtigsten Funktionen und Oli ihm danach das überspielen auf den Computer bei ihm Zuhause. Bis Abends um 24.00… Dafür machte Lucho dann bei unseren Velos einen gratis Service. Wie praktisch…

Am nächsten Morgen wollten wir los. Oscar fragte wo wir in Lima schlafen werden. Das wussten wir noch nicht und schon hatte er sein Telefon in der Hand. “Hallo, kennst du mich noch? Heute Abend kommen zwei Schweizer Freunde nach Lima, kannst du sie am Busbahnhof abholen?” Dann legte er auf und meinte, wir werden nun von seinem Freund, der ebenfalls Oscar heisst am Busbahnhof abgeholt. Da die Beiden Oscar heissen, nennen sie sich gegenseitig (weil es so doof sei) Chépe und Chéco. Chépe ist Ché-Peru und Chéco ist Ché-Colombia. Logisch, das können wir uns merken…

Die Busfahrt war eine sehr gediegene Sache. Wir hängten 9h rum und nachdem wir das Frühstück gegessen hatte, packten wir unsere eigenen Brötchen aus und mampften diese mit Butter und Honig. Die Bordunterhaltung sorgte noch für Spannung beim Bingo spielen und das Mittagessen war super. Trotzdem sind wir froh, dass wir ab Lima wieder selber fahren können. Man kann nämlich bei einer Busfahrt noch so gespannt aus dem Fenster schauen, man erinnert sich später nicht mehr daran. Milena fuhr jede Strecke in Ecuador vor sieben Jahren mit dem Bus und konnte sich an keine Einzige mehr erinnern. Das gilt auch für die Fahrt in Südkolumbien und das war vor nicht mal drei Monaten. An unsere Radetappen können wir uns allerdings an jede Einzelne erinnern, auch wenn sie noch so unspektakulär war. Wenn man sich Berg um Berg hochkämpft, um jede Kurve gespannt auf die Nächste blickt, Leute trifft und sich mit ihnen unterhält, dann bleibt das einfach besser in Erinnerung als mit dem Bus daran vorbei zu fahren.

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Als wir in Lima ankamen, packten wir im Bus schon unsere Sachen zusammen. Aber wir fuhren noch mehr als eine Stunde durch die Riesenstadt, bis wir im Zentrum ankamen. Als wir unsere Räder bepackten, war es natürlich schon dunkel. Da kam ein Mann auf uns zu: “Seit ihr Oli und Milena? Mein Freund hat mich angerufen ich soll euch abholen.” Oscar ist tatsächlich gekommen und er begleitete uns satte 7km quer durch die mittlerweile finstere Hauptstadt Peru’s. Er führte uns direkt in den Touriviertel Miraflores und klapperte mit uns die Hotels ab. Er erklärte uns, wo wir nicht hingehen sollten und empfiehl uns einige günstige Restaurants. Dazu muss vielleicht noch erwähnt werden, dass die beiden Oscar’s sich seit mehr als vier Jahren nicht mehr gesehen haben. Würde uns ein alter Freund in der Schweiz anrufen und uns darum beten, zwei doofe Touris am Flughafen oder Bahnhof abzuholen, mit denen drei Stunden durch Zürich zu spazieren (obwohl man einen Sohn und eine schwangere Frau zuhause hat), mit ihnen ein Hotel zu suchen und ihnen die Restaurants vorschlagen. Wie viele von uns würden das tun? Für Oscar war das kein Problem. Er meinte nur, dass er einen netten Abendspaziergang hatte und er zeigte uns auch gleich noch die hübsche Uferpromenade. Dort wollte er noch nicht einmal zum Essen eingeladen werden, nahm dann aber doch auch eine Kleinigkeit. Ganz ehrlich: Die Peruaner übertreffen alle an Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft!

Hier im turistischen und sauberen Stadtteil Miraflores gibt es sogar Zeitungsverkäufer die den Tagesanzeiger führen. Wir kauften im einen ab und zahlten sogar nicht mal die Hälfte davon, was er in der Schweiz kosten würde. Gleich neben unserem Hostal gibt es einen grossen Park, wo viele Katzen ausgesetzt wurden. Einige Passanten geben den Tieren zu fressen und wenn eine Katze am Wegrand sitzt, wird sie von jedem kurz gestreichelt. Echt süss.

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2 Kommentare:

  1. Hallo Ihr zwei,

    fahrt Ihr nun mit dem Fahrrad oder mit dem Bus?

    HaHa...weiterhin alles Gute und viel Spass!

    Tommy

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  2. Sali Tommy,
    Unser Arzt hat gesagt nach 5000Km soll man mal kurz den Bus nehmen. :-) Gruss Oli&Milena

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