30.08.2011

Puno (Peru)-La Paz (Bolivien)

“Was in aller Welt tun die da???” Mehrere Indiofrauen übergossen den Boden vor den sieben Gräbern auf dem Cerro Calvario (Kalvarienberg) mit Wachs, zündeten den Wachs an, leerten heisses Wasser darüber und wischten das Zeugs danach mit Ästen weg. Völlig verdutzt schauten wir dem regen Treiben zu. “Hexenzauber, ganz klar!” In diesem Moment kam eine ältere Frau auf den Aussichtspunkt oberhalb des Titicacasee’s und sagte zu uns:” Oh mein Gott, dieses Panorama! Vater Gottes, ich danke dir…!” Dann brach sie in Tränen aus. Von dem Moment an bestand keine Zweifel mehr. Wir sind in Bolivien!!!

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Das wird wohl nicht unser letzter Hexenzauber und Gefühlsausbruch gewesen sein. Die sehr emotionalen und gläubigen Bolivianer sind mit ihren Heilmittelchen und Zaubereien bekannt. Es gibt ganze Hexenmärkte und diverse Heiler im Land. Wir sind in Südamerikas ärmsten Land angekommen und fühlten uns wieder auf Anhieb wohl. Aber der Reihe nach:

In Puno fuhren wir zum Busterminal und wollten uns Frühstück kaufen. “Oli, wie viele Bananen magst du?” “Zwei!” “Chasch mir grad au eini geh?” tönts von der Seite.. Hä…? Erika, eine 22 jährige Schweizerin will nach Santa Cruz fahren, um in einem Projekt zu arbeiten. Sie fuhr mit demselben Bus nach Copacabana wie wir. Erika hatte auch die wohl lustigste Überfallgeschichte parat, die wir je gehört hatten: Sie wurde in Cuenca (Ecuador) mitten in der Nacht vom Taxifahrer am falschen Ort abgesetzt. Draussen standen schon zwei Männer bereit. Erika hatte ihren Tramper auf dem Rücken, den kleinen Rucksack mit Laptop, Kamera etc. vorne und ihren Lonely-Planet Reiseführer in der Hand. Einer der Männer wollte ihr den vorderen Rucksack wegreissen. Er konnte ja nicht ahnen, dass die eher zierliche, junge Frau etwas schlecht geschlafen hatte. Jedenfalls schlug sie mit ihrem Reiseführer so lange auf die Diebe ein, bis diese flüchteten. Immerhin dauerte die Prügelei ganze 5min und zum Schluss hatte sie sogar ihr Bein bei den Rucksackträgern eingehängt, damit er den ja nicht klauen konnte. Das lustigste an der Geschichte ist, dass der Dieb ihr nur Ricola-Zältli geklaut hatte. Wenn man aber Erika genauer kennenlernt ist es ein ziemliches Wunder, dass sie den Dieben wegen der Zältli nicht noch nachgerannt ist…

Die Bolivianer wollten beim Grenzübergang als erstes Land unserer Reise mit dem Visum etwas knauserig sein. 30 Tage! “Ja aber sie…wir können doch so ein grosses Land nicht in 30 Tagen per Fahrrad bereisen…”, meinte Milena empört. Schon bekamen wir einen 60-Tage-Stempel in den Pass. Erika auch, aber eigentlich will sie 5 Monate bleiben…

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IMG_4259 IMG_4295 Copacabana

IMG_4284 Copacabana und Titicacasee

Zusammen mit Erika gingen wir dann eben auf diesen Kalvarienberg und genossen die tolle Aussicht da oben. Unten am Hafen fanden wir noch das Wohnmobil von Ursi und Peter. Eigentlich wollten wir da Nachts etwas rütteln gehen, doch die Beiden waren schneller und erwischten Milena, als sie Nachmittags aus dem Internetkaffee kam. Abends gingen wir noch etwas essen. “Du meine Güte, spinnen die? Ist das teuer hier in Bolivien!” Der Grenzübergang ging uns wohl etwas zu schnell, denn wir rechneten noch immer in der peruanischen Währung “Soles”. Es brauchte eine Weile bis wir merkten, dass Bolivien unfassbar günstig ist. Hatten wir beim Soles noch durch drei rechnen müssen, können wir jetzt durch 10 rechnen. 30 Bolivianos sind jetzt also nicht mehr 10.-, sondern 3.- und ein 3-Gang Menu für 1,50 ist nun wirklich günstig! Leider waren wir Beide mal wieder etwas lädiert. Oli zog sich im Buscockpit in Peru die schlimmste Erkältung (mit Fieber) seit langem ein und steckte natürlich Milena an. Nur kam es bei ihr dann erst in La Paz. Wir schliefen am nächsten Morgen sehr lange und nahmen dann den Bus nach La Paz. Unterwegs hiess es aussteigen und unser Reisebus wurde auf einem Floss über eine Engstelle des Titicacasee’s geschippert. Wir fuhren per Boot hinüber und konnten auf der anderen Seite wieder einsteigen. Sah lustig aus, wie da Auto’s und Reisebusse in Schräglage darüber gefahren wurden…

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In La Paz wurden wir natürlich nicht am Busterminal, sondern auf der anderen Seite der Stadt ausgelassen. Zwischen hupenden Collectivos und rumstehenden Menschenmengen fuhren wir im Slalom zu unserem Hostal.

Den nächsten Tag unternahmen wir ausser Spaghetti essen nicht viel. Milena liegt nun auch flach und wir legten einen “Hängertag” ein. Daraus wurden dann aber doch zwei und als wir wieder fit waren, verabredeten wir uns mit Ursula und Peter zum grillieren auf dem Campground. Dazu fuhren wir knapp 40min Taxi für umgerechnet 3.-! Die Beiden organisierten ein leckeres, argentinisches Rinds-Filet und wir fanden eine Schweizer Bäckerei mit gutem Brot und Salat mit echter Salatsauce! Auf dem Campground war noch eine Familie aus Frankreich, welche mit ihren zwei Jungs (4 und 7 Jahre alt) für 18 Monate im Wohnmobil herumreisen. Diese kamen von Süden her und hatten einige wertvolle Tipps parat für uns. Lustiger weise imponierten denen das Rindsfilet nicht so, denn sie kommen ja gerade aus Argentinien. Wir allerdings flippten fast aus ab dem leckeren Fleisch und dann noch der Salat…! Da können wir uns wohl auf Argentinien freuen…

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Zurück im Hostal sahen wir plötzlich zwei, statt nur noch ein Motorrad im Patio stehen. Wir müssen wohl nicht mehr erwähnen, dass Uwe da ist!!!

Mit Adam und Uwe gingen wir am Sonntagmorgen lecker essen. Da Sonntag war, wollten wir uns etwas gutes leisten. Es war für CHF 4.- zwar etwas “teuer”, doch das war das beste Frühstück, was wir in den letzten acht Monaten bekamen…

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Auch der Besuch des berühmten “Hexenmarktes” ist in La Paz ein absolutes Muss. Da hängen Lama-Föten herum und es gibt jegliche Heilmittelchen und speziell gemixte Getränke. Probiert haben wir sie nicht, denn unser verweichlichter, europäischer Magen könnte das nicht so gut ertragen…

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Auch trafen wir hier unseren alten Radler-Freund Oscar, den wir in Trujillo kennengelernt hatten wieder. Mit dem Kolumbianer aus Cali gingen wir noch Kaffee trinken und libanesisch Essen. War ziemlich lustig, denn Oscar hat einen sehr lustigen Humor.

Am Dienstag wollten wir die “Calle de la muerte” fahren. Diese “gefährlichste” Strasse der Welt führt spektakulär am Berghang von den Schneebedeckten Gipfeln der Anden hinunter in den tropischen Regenwald. Wir wollten dann eigentlich per Bus auf den höchsten Punkt (4800müM) fahren, dann hinunter in die Yungas flitzen und in Coroico übernachten. Wir schafften es dann aber nicht einmal von La Paz weg. Das Problem war nämlich, dass nur ein ganz kleiner Bus einmal die Stunde da hin fährt und da in Bolivien Ferienzeit ist, wollten natürlich hunderte Leute nach Coroico fahren. In einem Bus haben leider lediglich rund 12 Personen Platz und nach 4h Kampf gaben wir dann auf. Da war auch schon fast Mittag und wir hätten so unseren Plan gar nicht mehr umsetzen können. Aber trotzdem wollten wir uns diese Traumstrasse nicht entgehen lassen und machten etwas ganz untypisches für uns: Wir buchten eine geführte Tour mit Mountainbikes! Morgen geht es los und wir sind schon ganz gespannt…

22.08.2011

Puno-Arequipa-Chivay-Cruz del condor-Puno

Unser gesamtes Gepäck und unsere Fahrräder liessen wir im Hotel in Puno und fuhren morgens um 06.00 zum Busterminal. In einer sechsstündigen Busfahrt fuhren wir in Peru’s zweitgrösste Stadt. Arequipa nennt sich zu recht “Stadt des ewigen Frühlings”, denn die Sonne scheint dort immerhin mehr als 300 Tage im Jahr. Nach Cuenca in Ecuador und Cartagena in Kolumbien ist das für uns die wohl schönste Stadt unserer Reise. Wir schlenderten etwas herum, assen einen Döner-Kebap (mit Pouletfleisch versteht sich) und genossen die Wärme auf den nur noch 2500müM.

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Vulkan “Misti” (5800müM)

Am nächsten Morgen fuhr unser Bus um 06.00 ab in Richtung Chivay. Dieses Dorf liegt im Colca Canyon und dieser wiederum ist eines der grössten Highlites in ganz Südamerika. Der Grund, wieso wir diesen langen Weg überhaupt auf uns genommen haben ist die Tatsache, dass es hier die beste Möglichkeit gibt, Kondore zu sehen. Rund 42km von Chivay entfernt liegt der “Cruz del Condor” und nur deswegen sind wir hierher gefahren. Insgesamt fuhren wir alles in allem 20h Bus…

Gegen Mittag erreichten wir das Andendorf und wir gingen zu Fuss in die 3km entfernten Thermalbäder. Diese Bäder waren die bisher schönsten und saubersten und vor allem die heissesten überhaupt. In einem Pool liess uns gar unser Kreislauf im Stich und wir mussten nach nur 2min wieder raus. Offenbar kommt das Wasser hier mit gut 89° aus der Quelle…

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Chivay hat sich in den letzten Jahren zu einem Touristenmekka schlechthin entwickelt. Immerhin fanden wir ein günstiges Hostal. Das Essen aber war für Peru ziemlich teuer. So mässigten wir uns wohl oder übel etwas. Gegen Abend lernten wir im Hostal noch ein sehr nettes Schweizer Paar kennen. Regula und Patrick, etwa in unserem Alter, wollten auch zum Cruz del Condor und so schlossen wir uns gleich zu einer Vierergruppe zusammen.

“Wann fährt der erste Bus nach Cabanaconde?” “Was??? Um 04.00?” Naja, wir wollten ja die “Könige der Anden” nicht verpassen und somit stellten wir den Wecker auf 03.15. So sind wir vor allen Touristenbussen da und können uns einen Logenplatz ergattern.

Leider haben wir uns in der Dunkelheit auf dem Weg zum Busterminal etwas verirrt und kamen gerade kurz vor Abfahrt des Busses an. Somit bekamen wir für die zweistündige Busfahrt nur noch einen Stehplatz. Da war nichts mit schlafen im Bus…

Als wir beim Cruz del Condor ankamen war es zwar noch dunkel, aber wir waren tatsächlich die ersten Leute und wir platzierten uns schon einmal ganz vorne auf den Steinen. Als endlich die ersten wärmenden Sonnenstrahlen kamen, versuchten tatsächlich tief unten im Canyon die ersten Kondore einen Testflug. Diese Vögel haben eine Flügelspannweite von bis zu 3,20m und ein Gewicht von 8-12kg. Da muss die Thermik schon stimmen, dass sie den Aufstieg wagen können…

Allerdings schien die Thermik nicht gerade gut zu sein und sie verschwanden hinter einem Felsen. Wir warteten und warteten… Irgendwann füllte sich die Aussichtsplattform nach und nach und wir blieben alle knallhart sitzen. Ein paar Stunden später begann dann die Flugshow! Rund zwei Dutzend Kondore stiegen nach und nach genau vor unseren Köpfen in die Luft. Sie drehten Runde um Runde und wurden immer höher hinauf getragen. Ein sensationelles Schauspiel!

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Einige flogen so knapp über unsere Köpfe hinweg, dass man fast schon erschrak. Neugierig blickten die Riesenvögel uns im Flug an und drehten noch eine Extrarunde. Einfach fantastisch!!!

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Nach 45min war die Show vorbei und die Kondore machten sich auf die Nahrungssuche. Die Touristenbusse verschwanden nach und nach und uns kam in den Sinn, dass wir uns nur für die Hinfahrt, nicht aber für die Rückfahrt erkundigt hatten. Der nächste Bus wäre erst 2h später gefahren und so fragten wir kurzerhand einen der Touristenbusse ob wir bis Chivay mitfahren dürfen. Natürlich war dies kein Problem und wir fuhren los. Vorne stand eine Dame, welche ständig ins Mikrofon plapperte (schlafen nicht möglich) und andauernd hielt der Bus an. Mal wegen Terrassen aus der Prä-Inkazeit, mal wegen hübscher Aussicht, mal wegen Thermalquellen und zu unserem entsetzen auch in einem Dorf, wo schon Einheimische mit Lamas, Habichten und einem Andenadler auf die zahlende Meute warteten. Jeder musste den Adler anfassen und ein Foto mit dem wunderschönen Tier auf dem Kopf haben. Der Adler war an den Füssen angebunden und der Besitzer zog jeweils an dem Seil um das Tier aus dem Gleichgewicht zu bringen, damit es die Flügel spreizt. Das fanden die Leute unheimlich lustig. Völlig entsetzt schauten wir dem grausamen Treiben zu. Nachdem wir die Kondore in dem 1200m tiefen Canyon in ihrer Freiheit sahen, kam uns das gleich noch viel perverser vor. Diese Leute studieren wohl keinen Meter weit und bezahlten den Mann für jedes Foto. Zum Schluss wurde es dem Adler zu viel und er wollte davon fliegen. Die Schnur an seinem Fuss riss ihn dabei aber brutal zu Boden…

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Leider fuhr in Chivay kein Bus mehr nach Puno und die Reiseleiterin bot uns an, bis zu einer Kreuzung mitzufahren. Dort hat es offenbar mehrere Busse nach Puno. Zuerst ging die Gruppe aber noch essen. Eigentlich war es uns etwas zu teuer, doch es gab ein Buffet wo wir ungebremst futtern durften. Nach 24h fast nichts essen kam uns das natürlich gerade recht. Milena rannte satte 4x zum Buffet… Abends um 17.00 erreichten wir dann die Kreuzung und die Dame übergab uns mal wieder der Polizei. Warum übergibt man uns eigentlich immer der Polizei? Sind wir so schlimm? Regula und Patrick fuhren dann mit der Gruppe gleich weiter nach Arequipa. Der Polizist Alfredo wollte uns dann nur in einen direkten Bus nach Puno setzen, obwohl wir eigentlich auch durchaus einen nach Juliaca hätten nehmen können und dann weiter nach Puno. “Nein, das ist nicht sicher!” Natürlich wäre es ohne Probleme gegangen. Der Bus nach Puno hält ja eh auch in Juliaca. Aber wir warteten ganz brav bis er einen passenden Bus gefunden hatte.

Jedenfalls war es eigentlich gar nicht so schlecht, dass wir mal wieder bei der Polizei gelandet sind. So mussten die Busse nämlich anhalten und uns mitnehmen. Auch die Sicherheitsbusse, die das in der Regel nie machen. Somit bekamen wir nach nur 45min warten schon einen Bus. Dort wurden wir in eine kleine Kabine gestopft (schlafen nicht möglich) und sassen urplötzlich im Fahrercockpit. Das war ja mal spannend so einem Buschauffeur zuzusehen. Natürlich raste er wie blöd um die Kurven, aber er war erstaunlich konzentriert und liess sich nicht ablenken. Fuhr er schneller als 90km/h, ging ein Alarm ab welcher er jeweils gekonnt ignorierte. Es war eiskalt und unbequem und als wir nach 4h in Juliaca ankamen waren wir froh, dass wir oben einen Sitz bekamen. Die letzten 1,5h Fahrt nach Puno schliefen wir durch. Dasselbe taten wir auch in Puno. Erst nach über 12h wachten wir wieder auf…

Und weil es so schön war, hier noch mehr Bilder:

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18.08.2011

Cusco-Puno

Zweifellos ist Cusco eine der schönsten Städte unserer Reise. Man muss allerdings eine kleine Portion Humor mitbringen, damit das so ist. In Cusco wird dem Touristen nämlich ein Peru vorgegaukelt, das es gar nicht gibt. Verkleidete Frauen mit jungen Ziegen oder kleinen Kindern im Arm bieten sich für Fotos bei den Touris an, welche dafür ein paar Soles bezahlen. Wir beobachteten auch lächelnd ein Mädchen, das unter ihrer Tracht die Adidas-Trainerhose hochkrempelte. Grundsätzlich sind die traditionellen Indios nämlich der Meinung, dass man ihnen einen Teil der Seele klaut wenn man sie fotografiert. Das ist übrigens mitunter ein Grund, weshalb wir praktisch keine Fotos der bunt gekleideten Menschen haben. Entweder die Touristen schiessen die Fotos aus dem Hinterhalt, oder sie bezahlen eben die verkleideten “Normalos”.

Wir genossen unseren letzten Tag in der Touristenmetropole mit etwas herumschlendern, da kam ein Peruaner zu uns und fragte woher wir kommen. Als wir ihm Antworteten, dass wir aus der Schweiz sind begann doch der in perfektem Schweizerdeutsch zu reden: “Ah jo, denn reded ihr jo Schwiizerdütsch…!” Da waren wir völlig paff. Als Rolando (bei dem wir in Huanchaco eine Woche wohnen durften) uns erzählte, wie er einen mit Berner Nummernschild mit einem lässigen “grüezi” begrüsste, lachten wir laut. Aber wenn ein Peruaner einfach anfängt Schweizerdeutsch zu sprechen, dann erschrickt man wirklich! Er lebte sogar nie in der Schweiz, sondern er lernte es einfach so beim servieren im Restaurant in dem er arbeitet. Sachen gibt’s…

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Wird besuchten dann den berühmten 12-eckigen Stein, um den so viel Rummel gemacht wird. Milena hatte sich den Stein wohl etwas anders vorgestellt, denn sie musste erst einmal lachen als sie das unspektakuläre Ding in der Mauer sah…

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Als wir das neu eingespeichte Hinterrad (jetzt für V-Bremsen) von Milena abholten, fehlte das Felgenband. Wir gaben der Dame noch Zeit bis am nächsten Morgen, um das Felgenband zu holen. Als wir am nächsten Morgen vorbei kamen, hatte sie es natürlich vergessen. “Geht das auch mañana?” NEIN! Jetzt!!! Sie sprang ins Taxi und stand 10min später mit dem Felgenband da. Dass dann noch eine Feder am Ende der Achse fehlte, ignorierten wir etwas genervt. Zum Glück hatten wir einen Ersatz dabei…

Am nächsten Morgen fuhren wir die 48km nach Urcos. 30km bergab, 15 bergauf. Richtig fair. Ausser dass Oli unterwegs einen Platten hatte. Am nächsten Morgen stand sein Fahrrad dann nochmals mit einem Platten da. Irgendwie wollte der 5-mal geflickte Schlauch einfach nicht mehr so richtig…

IMG_4107 Tempel “Huambutio” zwischen Cusco und Urcos

Von Urcos ging es dann 97 hügelige Kilometer nach Sicuani. Eigentlich wollten wir nur bis Tinta fahren, da uns die Strecke nach zwei Wochen ohne Radfahren etwas geschlissen hatte. Aber die letzten 40km wurde es schön eben und wir flogen mit einer gewaltigen Portion Rückenwind nach Sicuani. Unterwegs überholten uns noch Peter und Ursi mit dem Wohnmobil und erkundigten sich über unser Wohlergehen. Daran könnte man sich durchaus gewöhnen!

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Nach Sicuani schlichen wir uns an unser nächstes Schamakerl an. Den 4338m hohen “Abra la Raya”. Netterweise hielt sich die Steigung noch in Grenzen. Nicht zuletzt, weil auch der Touristenzug der Perurail da hochfahren muss. Wer die rauchenden und ratternden Züge der Perurail kennt, erwartet von dem Pass nicht allzu viel. Oben wurde es dann allerdings schon noch heftiger. Erstaunlich wie die Züge da hoch kommen!

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Unterwegs kamen wir zum ersten mal seit unserer Reise in eine ziemlich brenzlige Situation: Wir kamen an eine normale Strassensperre wegen Bauarbeiten. Ein Mann stand da mit einer roten Fahne und eine Sperre aus Holz stand auf der Strasse. Dann nahm er die Sperre weg und winkte uns mit der grünen Fahne hindurch. Ein paar hundert Meter weiter vorne ertönten plötzlich Pfiffe von allen Seiten. Rechts oben am Berg standen ein paar Dutzend Männer die schrien: ”Achtung! Steine!!!” In dem Moment knallte die Sprengung oben am Berg und bis zu Fussballgrosse Steine flogen wie Geschosse haarscharf an uns vorbei. Milena ein paar Meter weiter hinten wäre beinahe getroffen worden. Sie legte dann in ihrer Panik einen Rekordverdächtigen Sprint ein. Die Steine kamen mit einer solchen Wucht da runter, dass man sie gar nicht mehr sah. Hätte uns einer davon getroffen…daran dürfen wir wohl gar nicht denken. Der Mann mit seiner grünen Fahne erschrak ab seinem Fehler wohl am meisten. Wir hatten aber keine Lust nochmals umzukehren und fuhren weiter den Pass hoch.

Nach 40km permanent bergauf fahren ist man schon etwas k.o. Wenigstens gibt es hier endlich einmal ein hübsches Passschild. Die Peruaner schreiben nämlich jede noch so kleine Brücke mit Namen, Länge und max. Traglast an, aber die spektakulären Pässe nicht. Meistens geht es einfach irgendwann schleichend bergab und dann merkt man erst, dass die Passhöhe erreicht ist.

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Nach kurzer Abfahrt slalomfahrend um applaudierende Schulkinder rollten wir dann ins berühmte Altiplano hinein. Diese andine Hochebene zwischen 3500 und 4000müM führt von hier bis weit nach Bolivien hinein. Im Reiseführer ist die Strecke als öde beschrieben, doch so langweilig fanden wir das auch wieder nicht. Strahlend blauer Himmel, weisse Wolken, knallgelbe Grassteppe und tausende grasende Alpakas begleiteten uns kilometerweit. Die leuchtenden Farben schmerzten schon fast in den Augen.

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30km nach der Passhöhe fuhren wir in Santa Rosa ein und fanden eine Hospedaje. Am nächsten Morgen machten wir uns auf in Richtung Juliaca. Eigentlich wollten wir nur die 40km bis Ayaviri fahren, doch wir waren schon um 10.30 dort. Wir assen dann etwas (ausnahmsweise gab es mal kein Poulet, sondern leckeres Alpaka) und fuhren weiter. In Pucara sahen wir dann auch eine Hospedaje, doch auch da war es erst 14.30. Die Strasse war so gut und wir kamen trotz Gegenwind so schön vorwärts, dass wir uns die 62km bis nach Juliaca durchaus zutrauten. Wir konnten ja nicht ahnen, dass die Strasse danach über 40km weit eher einem Kraterschlachtfeld, als einer Strasse gleicht. Es hatte so viele Schlaglöcher und Risse, dass auch wir mit den Velos nicht mehr ausweichen konnten.

Irgendwann trafen wir dann einen Bauarbeiter und als wir neben ihm waren kam Oli urplötzlich auf die Idee ihn zu fragen, ob die Strasse bis Juliaca so mies ist und bremste ohne Vorwarnung ab. Normalerweise hat Milena eine gute Reaktionszeit, aber nach 100km liess diese sie dann doch im Stich. Ihre Vorderradtasche verhedderte sich in der Hinterradtasche von Oli und diesmal schmierte es sie so richtig hin. Einen Moment lang dachten wir, ihr Arm sei gebrochen. Zum Glück ist er aber noch ganz. Sie hat nur blaue Flecken an der Hüfte und ein aufgeschlagener Ellbogen, sowie Schürfwunden am rechten Knie gleich neben der hübschen Narbe aus Costa Rica. Das hat aber schon ziemlich geknallt und ihr wurde einen Moment lang etwas schlecht.

Die letzten 20km wurde die Strasse dann nach einer zeitraubenden Baustelle wieder gut, dafür hatten wir unseren Erzfeind (Gegenwind) wieder einmal bei uns. Wir waren total am Ende und es wurde mal wieder dunkel. Als wir Juliaca erreichten, war es sogar stockdunkel und uns überholten noch zwei bepackte Harley`s mit zwei Männern aus Lima. Die hatten eine wahnsinns Freude an uns und wollten unbedingt mit uns Koka-Blätter kauen. Wir waren todmüde, hungrig, hatten dank der eiskalten Luft total trockene Munde und durften dann noch diese trockenen Blätter kauen. Das war ja ein Spass…! Die Beiden flippten fast aus und fragten uns, ob wir heute auch noch nach Puno fahren. Nein, lieber nicht!

Die Gegend um Juliaca und Puno gilt derzeit als etwas heikel. Seit Monaten schon liefern sich die Bewohner dieser Region einen regelrechten Kampf mit der Regierung und keiner konnte genau sagen ob die Strecke derzeit überhaupt ohne Blockaden passierbar ist. Einen Tag ist es ruhig, am Nächsten geht wieder die Post ab. Wir fuhren einfach auf gut Glück los und hofften, dass wir allfällige Strassenblockaden ungehindert passieren dürfen. Uns kamen auf dieser Strecke einige Busse mit eingeschlagenen Frontscheiben entgegen und vor Juliaca sahen wir auch schon die nächsten Steine parat liegen. Aber es war ruhig und mal abgesehen von den vielen Glasscherben am Boden deutete auch gar nichts darauf hin.

Nach langen 145km klopften wir mal wieder etwas erschöpft bei einer Hospedaje an. Erst musste Milena sich einer Horde kleiner Mädchen stellen und dann durften wir mal wieder zuerst unzählige Fragen beantworten, bevor wir endlich essen gehen konnten. Es waren aber sehr lustige und freundliche Leute. Zu allem Überfluss kam beim Abendessen auch noch ein junger Brasilianer (er sprach zumindest Portugiesisch) und der hatte irgendein Problem mit uns. Da hat wohl einer das Koka nicht nur gekaut…?!? Er schrie uns wild gestikulierend auf Portugiesisch an und das einzige was wir und alle anderen Gäste verstanden war irgendetwas mit “in deinem Land”. Dem passte wohl unsere Hautfarbe nicht. Etwas verdutzt waren wir schon als er nach 10 Sek. schimpfen noch schnell eine Plastiktüte aus dem Restaurant klaute und wieder abzog… Der Einzige, der uns hier in Peru schräg kam ist ein Brasilianer gewesen. Der hatte wohl wirklich ein Problem mit Ausländern. Die nette Restaurantbesitzerin jedenfalls meinte nur, dass der etwas “loco” ist. Auslachen konnten wir ihn dann aber schon noch. Zusammen mit allen anderen Gästen im Lokal…

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Aus der Chaos-Stadt Juliaca herauszufahren, war ein Abenteuer für sich. Vor lauter Gehupe verstand man sein eigenes Wort nicht mehr und Fahrradtaxis und Tuktuk’s quetschten sich überall rein. Wir gaben Gas, damit wir das schnell hinter uns hatten…

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Die Strecke nach Puno hingegen war ziemlich öde. Die ganzen 45km roch es nach Verwestem und wir fanden auch schnell heraus warum. Der Strassenrand dient hier nämlich auch als Schlachthof für Kühe. Den Abfall lassen sie in schwarzen Plastiksäcken liegen. Dies sorgte dafür, dass wir alle hundert Meter einen netten Würgereiz bekamen. Das stank mehr, als alles Verweste der gesamten letzten acht Monaten! Zuletzt durften wir uns nochmals einen Pass hochquälen, bevor wir endlich den schönen Titicacasee mit nettem Panorama zu Gesicht bekamen. Bis nach Puno konnten wir es gemächlich ausrollen lassen.

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Freudig quartierten wir uns in einem Hostal ein und rannten schnell ins Restaurant nebenan. Dort stand nämlich Spaghetti auf dem Speiseplan. Kaum sassen wir am Tisch, schrie die Frau “dos almuerzos!” in die Küche und schon hatten wir eine Suppe, Poulet und Reis auf dem Tisch. Aargh…!

11.08.2011

Dschungelexpedition, 4.8.11-9.8.11

 

Machu Picchu liessen wir aus diversen Gründen weg. Zum einen gibt es Wartezeiten von bis zu einer Woche und zum Anderen ist momentan auf diesem Berg die Hölle los. Machu Picchu feiert nämlich 100-jähriges Jubiläum und wird täglich von über 3000 Touristen wortwörtlich niedergetrampelt. Neustens wurde sogar ein Kunstrasen gelegt, weil die Touristen in solchen Scharen kommen. Offenbar werden auch 3000 Tickets verkauft, aber lediglich 2500 Personen tatsächlich eingelassen. Für uns wäre dies ja kein Problem gewesen, denn wir hätten die Zeit dafür gehabt. Damit wären wir aber wieder beim Japaner, welcher nur drei Wochen Urlaub hat, sein Ticket womöglich schon Wochen im Voraus erhalten hat und dann am Eingang abgewiesen wird. Sowas ist gemein.

Wir lernten auf dem Camp-Ground von Ursula und Peter einen Schweizer kennen, der bereits elf mal auf dem Machu Picchu war. Er meinte, für ihn sei es eine kleine Challenge gewesen. “Man darf die Menschheit nicht so ernst nehmen. Auch sie geht irgendwann einmal vorbei”, meinte er gelassen. Einerseits kann die Atmosphäre, wie sie auf dem Machu Picchu vorzufinden ist auch von 10’000 Personen nicht zunichte gemacht werden. Andererseits waren wir Beide schon vor längerer Zeit auf Machu Picchu und wir entschieden uns dafür, dass wir ihn in guter Erinnerung behalten werden. Nur damit ihr euch nicht wundert, warum es keine Fotos vom absoluten “Highlite” Südamerikas gibt…

Wir wollten aber dennoch etwas spannendes unternehmen und anstatt Cusco’s Kirchen und Ruinen zu besichtigen, entschieden wir uns für eine sechstägige Expedition in den Amazonas. Der Wald lebt und ist spannend! Genau das wollten wir alle. Auch Ursula und Peter wollten dabei sein. Zusammen mit Uwe gingen wir zu einer Reiseagentur, welche Milena bereits kannte. Bonanza Tours ist ein kleiner Familienbetrieb, bestehend aus drei Brüdern und einer Schwester. Lourdes, die Jüngste schmeisst das Büro in Cusco. Ihre Brüder William, Ryse und Boriz sind die Guides. Die Eltern leben im Dschungel des riesigen Manu-Nationalparks, wo auch ihre Kinder aufgewachsen sind. Dieser Teil des Amazonas umfasst rund 2 Mio. ha und ist eines der grössten ursprünglichen Urwaldgebiete der Erde. Dass Milena nach sechs Jahren mit vier anderen Personen wieder in demselben Büro sass beeindruckte Lourdes und Boriz so sehr, dass wir auch noch einen super-Rabatt bekamen. Ganz ehrlich, für Machu Picchu mit allem drum und dran hätten wir nicht einmal so viel weniger bezahlt. Nur dauerte es nicht nur einen Tag, sondern sechs…

Am 4. August Morgens um 5.15 (und die Peruaner SIND pünktlich) klingelte es an der Tür und der Bus stand bereit. Mit uns kamen die beiden Guides Ryse und Moises (ein Freund der Familie), sowie eine Familie aus Nordengland mit vier erwachsenen Kindern. Wir holten Ursi und Peter ab und fuhren los. Erst ging es durch kleine Andendörfer nach Ninamarca. Dort besichtigten wir ein paar Chullpas, welche aus der Prä-Inka Zeit stammen. Später erreichten wir den Eingang für den Manu-Nationalpark auf 3560müM. Dort beginnt auch der fantastische Nebelwald. Je weiter hinunter man fährt, desto grüner und tropischer wird es. Kurz vor Pilcopata erreichten wir die Rain-Forrest Lodge, welche Bonanza Tours inzwischen neu erbaut hat. Dort übernachteten wir nach gut achtstündiger Fahrt.

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Am nächsten Tag ging es weiter nach Atalaya, welches am Fluss “Madre de Dios” liegt. Unterwegs machten wir bei einer kleinen Coca-Plantage halt. Dort konnten wir die Plantage besichtigen. Als wir zu dem Grundstück gingen, kam plötzlich etwas kleines, braunes und sehr schnelles auf uns zugeschossen und innert Sekunden hing das Ding an Oli’s Bein und knabberte an ihm rum. Das kleine Monster stellte sich dann als Nasenbär heraus und der hatte es ziemlich in sich. Keine Sekunde liess er uns in Ruhe. Er wollte permanent im Mittelpunkt stehen. Er turnte auf uns herum, biss mit seinen spitzigen Zähnen in unsere Hände und sprang uns ständig an. Am liebsten hätte wir den süssen Kerl gleich mitgenommen…

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Wehe aber der rote Ara kam. Mit dem Riesenpapagei legte sich der kleine Waschbär nämlich nur sehr ungern an. Der Vogel zeigte ihm ziemlich unmissverständlich, dass er der Chef im Hause ist. Ein ziemlich amüsantes Schauspiel Papagei vs. Nasenbär…

Mit dem roten Ara war grundsätzlich nicht so gut Kirschen essen. Viel netter war da schon der blaue Ara. Der hatte offenbar Freude an uns und turnte auch etwas auf uns herum. Im Gegensatz zum Nasenbär war er aber wesentlich ein angenehmerer Zeitgenosse. Ausser dass er anfangs Milena’s blonde Haare anknabberte, sass er ganz ruhig auf unseren Schultern. Diese Tiere sind einfach wunderschön. Für Milena die wohl Schönsten überhaupt.

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DSCF6074  Junger Reiher

In Atalaya stiegen wir dann um in ein Boot, welches uns in einer gut sechsstündigen Fahrt zur Bonanza-Lodge brachte. Unterwegs hielten wir noch bei heissen Quellen, wo wir etwas baden konnten.

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Rio Madre de Dios

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Auch die Bonanza-Lodge ist recht neu. Musste man von sechs Jahren noch zum 200m entfernten Plumpsklo und das Zelt auf einer kleinen Holzplattform aufstellen, gibt es heute Wc’s, Duschen und Bungalows mit sehr bequemen Betten. Ein wunderschöner Ort! Wir unternahmen eine kleine Nachttour, wo wir Fledermäuse, Taranteln, Frösche und die grösste Spinne des Amazonas, die gruslige Skorpionspinne fanden. Auch wenn wir keine Tiere gesehen hätten, so eine Nachttour ist der absolute Wahnsinn alleine wegen der Geräuschkulisse. Kaum geht die Sonne unter, geht das fantastische Konzert los. So etwas muss man erlebt haben. Das kann man nicht mit Worten beschreiben!

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DSCF6395  Ulkiges Viech…

DSCF6432  Affen

Am nächsten Morgen gings dann los in die grüne Hölle. Wir teilten uns in zwei Gruppen auf, da die Engländer kein Spanisch konnten. Wir fünf wollten aber lieber eine Tour auf Spanisch da wir nicht hier sind um Englisch, sondern Spanisch zu lernen. Somit bekamen wir Moises als Guide, denn er kann noch nicht ganz so fliessend Englisch wie Ryse. Sieben Stunden Fussmarsch mir ungeahnten Hindernissen, Sümpfe, umgefallene Riesenbäume, Brücken aus Baumstämmen und und und… Ständig kam was Neues dazu und manchmal musste Moises mit der Machete ein ganz neuer Weg durch das Dickicht schlagen, weil der alte Weg einfach nicht mehr passierbar war. Irgendwann kamen wir jedenfalls zu einer kleinen Lichtung an einem Fluss, wo wir uns etwas abkühlen durften. Dort angelten wir Fische, welche es dann auch zum Essen gab. Das Angeln hier ist gar nicht so schwierig und fast jeder zog mindestens einen Fisch heraus. Ryse und Moises sogar bei jedem Versuch! Wir machten ein Feuer und Moises fing noch einen jungen Caiman. Ein sehr hübsches Tier!

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IMG_3986      IMG_3913  Juane, typisches Essen

Am nächsten Morgen wanderten wir fünf Stunden zu einem Hochturm, von dem aus man mit etwas Glück Tapire beobachten kann. Langsam begannen uns die Füsse zu schmerzen. Wir bekamen Gummistiefel, welche leider alle etwas zu gross ausfielen. Einziger Minuspunkt des ganzen Trips war die Tatsache, dass wir diese Stiefel nicht im Büro in Cusco probieren durften. Für rund 20h wandern wäre dies schon von Vorteil gewesen und unsere einzige Kritik wurde dankbar entgegengenommen. Auf dem Hochturm übernachteten wir dicht nebeneinender und jeder musste eine Stunde Nachtwache schieben. Wir durften nicht rauchen, mussten auf die andere Seite des Flusses pinkeln gehen, Nachts duften wir gar nicht mehr pinkeln gehen und wir mussten leise sein. Tapire riechen alles, was unterhalb von zwei Metern ist. Deshalb auch der Hochturm. Komisch fand Milena nur, dass wir die Stiefel unten liessen. “Riecht denn dieser Tapir unsere Stinkefüsse nicht?” Moises lachte nur… Es wurde dunkel. Gespannt schauten wir im Mondschein auf die kleine Lagune (dort gibt es mineralhaltigen Lehm, darum kommen die Tapire überhaupt hierher) und suchten nach dem Tier. Nach einer Stunde mussten wir die Person nebenan wecken und diese musste dann die nächste Stunde Wache halten. Wäre er gekommen, hätte man alle anderen auch leise geweckt und wir hätten den Tapir gut 5-8min lang ungestört beobachten können. Wenn so ein Tapir nämlich am fressen ist, stört ihn gar nichts mehr. Natürlich kam er aber diese Nacht nicht. Vielleicht lag es auch daran, dass wir Regeln gebrochen haben. Wer kann schon nach so viel Wasser trinken bei einem Fussmarsch bei 38° danach mehr als 12h lang das pinkeln verklemmen? Noch viel weniger will man Nachts im Urwald alleine einen Kilometer weit wandern, um auf der anderen Flussseite zu pinkeln. Dabei hätten wir Trampeltiere den Tapir wohl eh schon Kilometer weit vertrieben. Dennoch war diese Nacht für uns eine der Schönsten. Das Schlafen auf dem Turm war super und die Geräuschkulisse versetzte uns in einen wunderbaren Tiefschlaf. Die Lagune im Mondschein sah toll aus und bei jedem Geräusch waren wir ganz bei Sinnen und suchte den Wald nach dem begehrten Tapir ab. Das war einfach toll!

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Es ging uns nicht darum, möglichst viele Tiere zu sehen. Im Amazonas sieht man nur ganz selten Tiere, da es schlicht und einfach zu viele Bäume hat. Aber der dichte Wald ist einzigartig und es riecht alle 100m wieder anders. Mal süsslich und mal säuerlich. Und die Vögel, Frösche, Affen, Grillen und was da alles so lebt tönen immer wieder anders. Man kann denselben Weg zurück gehen und man meint immer, es sei ein ganz neuer Weg. Wir hätten den Weg zurück zur Lodge ohne Moises niemals gefunden. Nichts gleicht dem Anderen und wenn man sich umdreht sieht alles anders aus als vorhin. Der Kampf um die Sonne kann man an den Bäumen richtig sehen. Lianen schlingen sich um die 30m hohen Urwaldriesen und erwürgen diese regelrecht. Jahre später stirbt der Baum ab und nur der Würger steht in der Form des Baumes noch da. Bei einer Palmenart war gar die Mitte des Baumstammes dicker. Die Funktion dessen war, dass beim herunterfallen der Samenfrüchte diese dort abprallten und sich somit weiter vom Mutterbaum verteilen. Unglaublich was die Natur hier geschaffen hat…!

IMG_4014   Fikus-Würger umschlingt Ceiba

DSCF6164  Urwaldriese!!!

DSCF6383  Warum der “Arbol erotica” heisst???

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Ryse, der selber hier aufgewachsen ist meinte: “Das Leben hier im Dschungel ist total easy. Der Wald gibt alles her. Warmes Wasser (heisse Quellen), kaltes Wasser, frisches Wasser (aus Bambus und Lianen), Holz zum bauen, Essen und natürliche Heilmittel.” Das Bambuswasser faszinierte uns unglaublich. Peter hatte eine Flasche mit Literanzeige dabei. Pro Abschnitt bei einer Stange Bambus kriegt man gut 1,5dl Wasser. Moises füllte Peters Wasserflasche gar mit Bambuswasser auf!

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Nach der Nacht auf dem Turm wanderten wir 1,5h zurück zur Lodge. Dort gab es ein leckeres Frühstück und wir fuhren wieder 5h Flussaufwärts. Wegen des Klimawandels ging das Wasser im Fluss in den letzten Jahren massiv zurück und wir mussten das Boot mehrmals über Stromschnellen schieben. Unterwegs fantasierten wir zusammen mit Uwe an unserem nächsten Plan: Eine Dschungelreise per Boot. Wir wollen irgendwann einmal ein Boot zusammen kaufen, dies mit Küche und Hängematten ausrüsten und dann einfach wild durch das riesige Flusssystem schippern. Einen Einheimischen, der sich mit den Pflanzen und Tieren auskennt wollen wir dann aber auch mitnehmen. Da kam uns der “Junge für alles” auf unserer Tour als Erster in den Sinn. Carlito war unser Held auf dieser Tour. Er trug unser Essen, steuerte das Boot sicher über die vielen Stromschnellen, stellte Zelte auf und vieles mehr. Er gehört zu einem Stamm, welcher im geschlossenen Teil des Manu-Nationalparks lebt. Dieser (der grösste Teil des Parkes) ist nur mit Bewilligung und nur für Biologen betretbar. Dort lebt Carlito und keiner kennt den Wald so gut wie er. Er arbeitet bei Bonanza-Tours und in der Regenzeit verschwindet er für vier Monate zurück in den tiefen Urwald zu seiner Familie. Im April, also am Ende der Regenzeit kommt er wieder und arbeitet voller Elan. Auffallend war, dass er immer (und zwar wirklich immer) lachte und total fröhlich war. Wenn er einen richtigen Lachkrampf bekam, kreischte er schon fast wie ein Papagei. Ein super Kerl! Er wäre perfekt für unsere Tour, aber wir glauben Bonanza-Tours hätte da was einzuwenden…

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IMG_3440     Carlito

Bei einem hübschen Plätzchen stoppten wir und gingen zu einem kleinen See. Dort konnten wir per Flooss diverse Vögel beobachten. Einige machten ziemlich komische Geräusche. So wie wenn jemand extrem laut atmen würde. Diese Flussfahrt war super schön!

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Wieder zelteten wir am Fluss. Der Platz war traumhaft schön und wir genossen einen kitschigen Sonnenuntergang.

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Am letzten Tag fuhren wir zu den Felswänden, wo sich Morgens riesige Schwärme von Papageien zum Frühstück versammeln. Die Rote Erde an den Wänden hilft Ihnen, die Toxine die sie mit der Nahrung aufnehmen besser abzubauen. Das Ritual ist sensationell: Erst fliegen sie zu hunderten umher. Von Baum zu Baum. Irgendwann lassen sich alle an einer der vielen Wände nieder und fressen. Kein Papagei benutzt eine andere Wand, alle zusammen hangen sich an dieselbe. Leider stieg die Party an diesem Morgen an der Wand, die am weitesten von uns entfernt war. Somit gibt es leider keine spektakulären Fotos von den Papageien. Per Fernrohr konnten wir sie beobachten.

Dann ging es leider in einer 10-stündigen Fahrt wieder zurück nach Cusco. Abgase, Verkehrslärm und Höhe setzten uns gleich etwas zu. Als wir unser Gepäck aus dem Raum im Hostal holten, traf uns fast der Schlag. Sieben weitere Räder standen neben unseren. Somit sind wir nun satte neun Reiseradler hier! Ach hier sind die alle…! Nach einer üblen Pizza kauften wir uns eine Flasche Rum und feierten unsere geglückte Dschungeltour. Uwe verkleidete sich noch als Gaucho und sorgte für einige Lacher… Nachts konnten wir nicht schlafen, weil wir die Geräuschkulisse so vermissten. Zum Glück hatte aber Milena ihr Diktiergerät dabei und Oli nahm in der einen Nacht auf dem Turm die Geräusche auf. So konnten wir in Cusco zum einschlafen noch etwas Dschungelkonzert hören…

IMG_3491  Gaucho…?

Bei einer ausgiebigen Dusche entfernten wir die eine oder andere Zecke und stellten erfreut fest, dass wir erstaunlich wenige Mückenstiche haben. Auch Wunden oder andere Verletzungen gab es keine. Ausser bei Milena bohrte sich ein grosser Stachel in die Handfläche, als Peter ihr einmal einen Ast zum halten zuwarf. Aber das ist nur was ganz Kleines…

Uwe machte sich dann auf den Weg zum Machu Picchu und wir machten uns an die Arbeit bei  Milena’s Krücken-Rad. Unser Sorgenkind sollte eine neue Felge bekommen, welche wir vor der Tour bestellt hatten. Als wir am Nachmittag das neue Ding abholten und einbauen wollten, stellten wir entsetzt fest, dass die nette Dame uns eine Felge für Scheibenbremsen bestellt hatte. Nun müssen sie alles nochmals einspeichen, aber das geht natürlich erst mañana…..