Wir haben es schon öfters erwähnt, dass unsere Reisezeit langsam etwas zu knapp wird. In erster Linie haben wir uns natürlich vollkommen überschätzt. Alleine für Patagonien bräuchten wir mindestens sechs Monate. Zum anderen haben wir auch etwas viel herumgetrödelt. Bereuen tun wir allerdings keine Sekunde dieser Reise und wir würden es nochmals genauso machen. Jetzt, gut drei Monate vor unserer Rückkehr haben wir grundsätzlich zwei Möglichkeiten:
1. Wir nehmen direkt Kurs auf Rio de Janeiro, verpassen somit Patagonien und radeln dafür endlich mal wieder durch wärmere Gefilde.
2. Wir reduzieren das radeln und kombinieren unsere Reise mit Bus-, Truck- und Eisenbahnfahrten. Dafür bereisen wir Patagonien (langer Traum). Somit gewinnen wir die nötige Zeit, halten uns aber weiterhin in sehr kalten und windigen Gegenden auf.
Entschieden haben wir uns ganz klar für die 2. Variante. Patagonien ist ein Traum und nicht selten hörten wir von anderen Traveller, dass sie extra anstatt von Feuerland nach Alaska, von Alaska nach Feuerland gereist sind, um eine der schönsten Landschaften der Erde erst zu guter Letzt zu entdecken. “Wenn man in Patagonien war, beeindruckt einen nachher nicht mehr viel”, so die Aussage eines Reisenden. Wieso sollten wir das also versäumen? Radeln werden wir aber auf jeden Fall noch. Da bleibt nämlich noch die Strecke von Missiones (Puerto Iguazu) nach Rio de Janeiro…
Wir sind allerdings ziemlich abgeneigt gegen Busse. Nicht weil sie unkomfortabel sind, sie sind etwa zehn mal bequemer als die erste Klasse in der SBB, sondern weil die Busse an der schönen Landschaft einfach vorbeirasen. Nach langem hin und her haben wir uns nun dazu entschlossen, Bolivien per Bus und Eisenbahn zu bereisen (Ausnahme Salar de Uyuni). In Nordargentinien wollen wir für gut vier Wochen (oder mehr) ein Auto mieten und damit Patagonien entdecken. Mit einem eigenen Auto kommt man in geraumer Zeit überall hin, kann anhalten wann immer man will und kann auch darin schlafen. Tatsache ist nämlich, dass sich Argentinien von der Inflation im Jahr 2002 ziemlich rasant am erholen ist und innerhalb eines Jahres unglaublich teuer wurde. Somit wären Bus- sowie Übernachtungskosten im Mietpreis des Autos eingeschlossen. Einziges “Problem” an dieser Idee ist, dass wir natürlich überhaupt nicht mit dem gerechnet haben und dementsprechend auch keinen internationalen Führerschein mit dabei haben (bzw. überhaupt besitzen). Allerdings kennen wir jemanden (Name der Redaktion bekannt), der seit über einem Jahr nur mit dem Nationalen rumfährt. Auf dem CH-Führerschein sind ja schliesslich drei verschiedene Sprachen aufgeführt und das ist international… Eine andere Person (Name ebenfalls der Redaktion bekannt) mietete gar mit seiner Tauchlizenz ein Auto. Hier müssen wir wohl noch hinzufügen, dass Dive- und Drivelizenz schon zum verwechseln ähnlich tönt…!Nach diesen Geschichten haben wir nun ehrlich gesagt überhaupt keine Bedenken mehr, dass wir in Argentinien unser Auto bekommen. Jetzt ist es nur noch eine Frage des Preises. Soviel über unsere weitere Reiseplanung. Nur damit ihr euch nicht wundert, weshalb wir vorläufig von keinen spektakulären Stürzen von Milena oder von bissigen Hunden schreiben. Die Spannung allerdings wird bestimmt nicht weniger! Und nun zu unserer Fahrt nach Potosi:
Nach einem Tag rumhängen und Eile mit Weile spielen verabschiedeten wir uns einmal mehr von unserem mittlerweile sehr guten Freund Uwe. Ihn trafen wir insgesamt sechs mal (In Kolumbien, Ecuador, Peru und Bolivien) und unternahmen immer tolle Sachen mit ihm. Der Cajas N.P. in Ecuador, Galapagos, Dschungel in Peru etc. Diesmal allerdings dürfte der Abschied für länger gewesen sein, denn Uwe ist (wie wir sonst auch) sehr langsam unterwegs. Er hat noch bis im nächsten Frühjahr Zeit und reist jetzt ganz langsam Richtung Süden. Wir werden ihn wohl erst nächstes Jahr wieder in der Schweiz treffen. Aber wer weiss, vielleicht trifft man sich ja unterwegs trotzdem nochmals…
Leider fahren keine Busse tagsüber von La Paz nach Potosi. So mussten wir zwangsläufig einen Nachtbus nehmen. Wir fuhren zum sehr chaotischen Busterminal und kauften uns zwei Bustickets. Um 20.45 sollte der Bus fahren. Der Bus kam dann auch und wir standen schon bereit. Die Sättel waren unten, die Lenker quergestellt und die Packtaschen in der grossen Tasche verstaut. “Hier kommen die Fahrräder rein”, meinte der Gepäckmeister. Dann schloss er die Lucke wieder, sprang in den Bus und der Bus raste davon. Eine ganz aufgebrachte Menschenmenge rannte dem Bus hinterher, doch dieser verliess das Busterminal. Nach 45 Minuten kehrte er aber zum Glück wieder zum Busterminal zurück und im Eiltempo wurden unsere Sachen eingeladen. “Schnell, rein in den Bus”, rief uns ein Mann zu und wir sprangen gerade noch in den bereits fahrenden Bus. Du meine Güte, wozu dieser Stress? Vor allem trödelte der Bus danach noch gut eine halbe Stunde in El Alto herum…
Die Buschauffeure in Südamerika bestimmen (leider) den Preis für die Fahrräder selbst. 20kg Freigepäck ist dabei, doch Fahrräder müssen extra bezahlt werden. Der grummlige Buschauffeur von gestern ging dabei aber weit über unsere Schmerzgrenze. Unsere Regel ist nämlich, dass wir für beide Fahrräder nicht mehr als 50% des Fahrpreises einer Person bezahlen. Dieser Chauffeur wollte allerdings den vollen Fahrpreis einer Person für unsere Räder haben. Im Cockpit vorne regelten wir das dann ziemlich schnell. Sorry, für diesen Preis sollen unsere Räder wenigstens einen Sitz im Bus bekommen. Der Chauffeur war aber nicht gerade kompromissbereit. Wir allerdings auch nicht, doch wir hatten genug Energie zum diskutieren, er nicht. So blieb es dann bei den 50%.
Wir (zumindest Milena) schliefen fast die ganze Nacht durch. Ausser als Nachts um 3.00 der Chauffeur durch die Kabine rief: “ 15 minutos pausaaaaa!!!” Da schlief wohl niemand mehr… Nein, solche Fahrten sind echt nicht unser Ding. Obwohl die Sitze unglaublich bequem waren…
Morgens um 6.30 trafen wir dann in Potosi ein. Als wir vom Busterminal in die Stadt (mit 4065müM übrigens die höchste Grossstadt der Welt) fuhren, mochten wir Potosi noch nicht so leiden. Die Autos bliesen uns einen Abgasgestank ins Gesicht, wie wir es noch nie erlebt haben. Hier im Zentrum allerdings entwickelten wir eine richtige Sympathie für die hübsche Minenstadt.
Am Sonntag wurde in Potosi noch kräftig gefeiert. Da war nämlich der Tag der Fussgänger und Radfahrer. Das hiess von morgens um neun bis nachmittags um eins Autofahrverbot…
Verschiedene Tanzgruppen führten voller Elan Tänze auf. Was für ein farbenfrohes Spektakel! Auch die ganz Kleinen gaben Vollgas…
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