“Was? Ihr schon wieder? Wo sind denn eure Fahrräder?” Die freundliche Dame von dem Salzhotel konnte es kaum glauben, als wir zum dritten mal bei ihr aufkreuzten. Diesmal allerdings ohne Fahrräder, sondern mit einem Jeep.
Als wir die Tour buchten, achteten wir besonders auf unsere Reisegefährten. Leider sind hier nämlich vier oder fünf sehr unangenehme junge Frauen aus Israel unterwegs, welche wir beim Frühstück kennenlernten:
Wir sassen gemütlich im Café, als diese fünf Damen einen Tisch neben uns belegten. Alle waren rund 18-22 Jahren alt. Der junge Kellner wollte daraufhin die Bestellung aufnehmen, dann ging’s los… “Hast du Avocado?” “Nein, haben wir nicht. Nur die verschiedenen Frühstücke auf der Karte.” “Ich will aber eine Avocado dazu! Wieso geht das nicht?” “Na, weil wir keine Avocados haben!” Gespannt schauten wir dem armen Jungen zu, der kaum mehr etwas zu sagen wagte. “Hast du Nescafe???” “Nein, leider nicht. Aber wir haben auch einen guten Kaffee.” Daraufhin standen doch tatsächlich vier der fünf Damen auf und eine schrie den Kellner an, weshalb er keinen Nescafé hat. “Ich brauche morgens meinen NESCAFE und sonst gar nichts!!!” Darauf hin rannten sie los und suchten vergeblich Nescafé. Völlig paff sassen wir da und der Kellner brachte kein Wort mehr heraus. Was in aller Welt machen diese gottverwöhnten Mädchen hier in Bolivien? Leider war dies auch nicht das einzige Zusammentreffen mit diesen Mädels. Aber dazu kommen wir dann später.
Jedenfalls schauten wir gespannt auf die Liste im Reisebüro. Erika aus Argentinien, 31 Jahre alt und ihr Freund Fer (Fernando), 32 Jahre alt aus Spanien. Super, so können wunderbar Spanisch praktizieren…
Am nächsten Morgen standen auch noch Jan aus Tschechien und Carmen aus Deutschland parat. Beide sprechen perfekt Spanisch und so wurden wir prima gefordert. Es ist nämlich ein grosser Unterschied für uns, ob jemand aus Spanien, Bolivien oder Argentinien kommt. Die sprechen nämlich alle etwas verschieden und wir lernten so alle möglichen verschiedenen Aussprachen.
Zuerst fuhren wir zum Zugsfriedhof. Danach über Colchani zum Salzhotel und weiter zur Isla Incahuasi. Dort waren wir ja bereits mit den Fahrrädern und als die anderen die Insel anschauten, machten wir noch ein paar lustige Fotos. In Uyuni lernten wir noch Abel kennen, ein junger Bolivianer der als Guide arbeitet. Er nennt sich selber allerdings eher Maskottchen als Guide und Abel war echt immer gut gelaunt und brachte uns alle zum lachen. Er machte noch ein lustiges Foto von uns…
Danach fuhren wir noch zur Isla Pia Pia. Diese Insel wird nur von dieser Agentur angefahren und hat eine riesige Höhle. Kurz darauf war auch schon Sonnenuntergang und den konnten wir diesmal mitten im Salar bestaunen. Unser Guide Agosto hatte ziemlich gute Ideen was Fotos anbetrifft und jedes mal wenn er abgedrückt hatte, kugelte er sich vor lachen. So ein Job muss schon unglaublich Spass machen…
Nun durften wir tatsächlich auch in einem Salzhotel schlafen. Unser Bett war aus Salz, der Boden, die Wände, die Lampen… Nur das Klo war nicht salzig. Echt lustig. Zudem waren die Wände erstaunlich gut isoliert und es war den Umständen entsprechend schön warm. Da müssen wir vielleicht noch hinzufügen, dass wir seit acht Monaten keine Heizung mehr gesehen haben. Obwohl es hier Nachts bis -20° werden kann, hat niemand eine Heizung. Dann fällt einem das schon auf. Nach dem Abendessen auf dem Salztisch gingen wir dann auch früh schlafen.
Am nächsten Morgen fuhren wir zu den ersten Lagunen. Unterwegs hielten wir noch beim rauchenden Vulkan Ollagüe, welcher schon mehrere schwere Erdbeben auf der chilenischen Seite ausgelöst hatte. Danach folgte die unübertreffliche Laguna Hedionda. Hier tummeln sich hunderte von Andenflamingos, welche auf Nahrungssuche sind. Die umliegenden Berge spiegelten sich fantastisch im Wasser. Die ganze Landschaft kam uns völlig surreal vor. Kein Mensch könnte so eine Landschaft auch nur zeichnen. Auch die Fotos sind nichts im Vergleich zu der Realität.
Unglaublich fanden wir alle die Flamingos. Eine feindlichere Umgebung hätten sie sich wohl nicht mehr aussuchen können. Die Temperaturen fallen hier oben weit unter den Gefrierpunkt und während wir mit Winterjacken, Kappen und Handschuhen die Tiere beobachteten, badeten die in dem eiskalten Wasser und trotzten dem stürmischen, beissenden Wind. Wir verstanden die Flamingos ehrlich nicht, weshalb sie sich das antun…
Nach dieser wunderschönen Lagune fuhren wir zur Laguna Honda und dann weiter zum Arbol de Piedra. Dieser Stein wurde von den Winden tatsächlich so gefromt.
Dann kam der absolute Höhepunkt der Lagunenroute. Die Laguna Colorada. Als wir ankamen, war das Wasser blutrot und hunderte von rosaroten Flamingos tummelten im Wasser. Diese Lagune verfärbt sich und keiner weiss genau wie und warum. Vermutlich ist es eine optische Täuschung. Um das zu testen, gingen wir Beiden das genauer inspizieren, währen sich alle anderen etwas ausruhten. Wir zogen alle unsere Kleider an und gingen um die halbe Lagune. Kurz vor Sonnenuntergang verfärbte sich das Wasser blau. Dann später wurde es orange. So was komisches…
Erst rot, dann blau… (?!?)
Die nächste Nacht verbrachten wir an dieser Laguna Colorada. Diese befindet sich auf gut 4300müM und um Mitternacht wurde es 0°. Morgens um 05.00, also als wir uns in den Jeep setzten, zeigte das Thermometer -15° an. Wir bekamen Wolldecken und froren noch immer. An den Scheiben des Jeeps bildeten sich einige Eisblumen. Aber das aufstehen hat sich dennoch gelohnt. Wir fuhren nämlich zu den Geysiren “Sol de Mañana” und dort den Sonnenaufgang zu sehen ist einfach unglaublich! Die Geysire zischten und bei einem konnten wir sogar durchspringen. Das wärmte einen für eine Sekunde lang gewaltig auf…
Danach durften wir in den heissen Quellen baden. Milena und Carmen verzichteten allerdings darauf, denn sich bei solch einer Kälte auszuziehen und danach aus dem warmen Wasser wieder in diese Kälte zu gehen, fordert etwas Überwindung. Aber Oli genoss es dennoch. Hier übernachteten auch die Flamingos, welche sich hier aufwärmen. Ach so ist das…so blöd sind sie wohl doch nicht…!
Zu guter Letzt fuhren wir noch zur Laguna Verde. Eigentlich sollte die sich bei Wind grün verfärben, doch es war windstill und der gegenüberliegende Berg spiegelte sich wieder wunderschön im Wasser. Hier gibt es keine Flamingos, denn diese Lagune ist mit Arsen vergiftet.
Auf dem Rückweg nach Uyuni legten wir gerade eine Mittagspause ein, da fuhr ein leerer Jeep an. Dahinter kam ein Pick-Up mit den fünf super freundlichen Mädels, welche wir ja schon in Uyuni beim Frühstück sahen. Wutentbrannt stiegen die Mädchen aus und schrien den Guide an: “Du hast gesagt das Auto ist komfortabler, aber das ist noch schlimmer. Das rüttelt so, dass es weh tut!” Das darf doch nicht wahr sein, dachten wir uns. Die haben doch tatsächlich rumgenörgelt, weil es hier keine wirklichen Strassen gibt und weil es im Auto etwas schüttelt. Zum Glück sind die Bolivianer nicht so blöd und bauen hier Teerstrassen, denn es währe nur halb so schön mit Beton am Boden! Der arme Guide hatte ihnen dann offenbar ein anderes Auto organisiert und das passte ihnen auch nicht. So luden sie das gesamte Gepäck wieder in den Jeep. Der arme Guide, denn es standen ihm noch gut 4h Fahrt mit den Weibern bevor.
In Uyuni angekommen, luden wir Carmen gleich beim Arzt ab. Die Arme bekam nämlich eine Mittelohrentzündung und der Arzt gab ihr gleich eine Spritze. Abends trafen wir uns alle und gingen gemeinsam lecker essen. Als wir alle auf die Karten schauten, kam ein Mädchen zu uns und fragte, ob wir Englisch sprechen. Als wir aufschauten glaubten wir, wir sehen nicht mehr richtig. Eine der Nörgel-Mädchen stand da vor uns und sagte: “Falls ihr hier etwas essen wollt solltet ihr wissen, dass wir zwei Teller zurückgeben mussten, weil da Haare drin waren!” Wir schickten die Kleine dann freundlich weg mit der Begründung, dass Erika und Fer hier vorzüglich gegessen hatten. Wir hätten ihr ja durchaus erzählen können, dass wir in den letzten acht Monaten in rund einem Viertel der bestellte Essen Haare drin fanden und diese jeweils wortlos entfernten, bevor wir uns über das Essen hermachten, aber das hätte das arme Ding wohl eh nicht verstanden. So etwas in einem Land der Dritten Welt ist einfach nur unanständig und wir hoffen, dass diese Mädchen ihr Heimatland nie wieder verlassen werden. In diesem Alter kann man einfach zur dankbar sein, dass man einer Generation angehört, in der es überhaupt möglich ist so weit reisen zu dürfen und Bolivien erleben zu können. Hoffentlich lernen die das noch! Wir jedenfalls genossen unser Essen sehr und es war wahnsinnig lecker!
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