29.11.2011

Paraty-Itaguai

Da bei Milena’s Fahrrad der Ständer auch langsam etwas instabil aussah, schraubten wir den in Paraty ab und dann der Schock: Beinahe ein Rahmenbruch! Der Rahmen ist total eingedrückt und rostig und als nächstes wäre er bestimmt gebrochen. Ja, die super Konstruktion zur Befestigung des Veloständers von unserem Velomechaniker hat nun einen ziemlich blöden Schaden angerichtet. Nicht dass er diese Reise nicht mehr halten würde, ist es aber in Zukunft wohl eine grosse Schwachstelle.

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Am nächsten Morgen suchten wir als erstes einen Bankomaten und der war so nett, und schenkte Milena noch 50 Reais (rund CHF 25.-). Milena konnte es kaum fassen und redete den ganzen Weg von dem ach so lieben Bankomaten. Nach nur 40km fanden wir ein paar nette Strände. Bei einem assen wir zu Mittag und beim nächsten verbrachten wir dann den ganzen Nachmittag. Dort beobachteten wir dann ein Szenario, von dem wir in Argentinien gehört hatten, es aber kaum glauben konnten:

Eine schwarze Wespe betäubte eine Spinne, grub eine Höhle und legte die Spinne dort hinein. So wie wir erfahren haben besteht der Sinn darin, dass die Wespe die nur betäubte Spinne auf den Rücken legt und ihre Eier auf ihr ausbrütet. Schlüpfen die Eier, haben die Neuankömmlinge an der Spinne gleich genug zu fressen. Das üble der Geschichte: Die Spinne überlebt das Ganze und wacht irgendwann auf. Sie wird ja nur angeknabbert… Völlig fassungslos sassen wir da im Sand und beobachteten das Szenario mit etwas Gänsehaut. Eine zweite Wespe wollte die Spinne klauen, aber Oli klaute sie zurück und gab sie der Wespe wieder. Danach lieferten sich die Beiden noch einen Kampf. Wir hätten nie geglaubt dass das stimmt, wenn wir es nicht mit eigenen Augen gesehen hätten…

Der Strand war mal abgesehen von dem gruseligen Schauspiel natürlich traumhaft schön. Wir hatten die kleine Bucht ganz für uns allein und schwammen mit unzähligen Meeresschildkröten im kühlen Meer. Immer wieder streckte eine der Schildkröten keine zwei Meter von uns entfernt den Kopf aus dem Wasser. Von sehr gross bis ganz klein waren sie vertreten.

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Wir fanden einen Zeltplatz direkt am Meer und wurden gleich von zwei Dauercamper zum Bier eingeladen. Was wir mit den unerwarteten 50 Reais übrigens angestellt hatten, müssen wir wohl nicht erwähnen…

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Am nächsten Morgen fuhren wir über ein paar Berge mit toller Aussicht weiter nach Angra dos Reis. Es lohnt sich halt schon die Berge hoch zu kraxeln und dann solch eine hübsche Aussicht zu haben…

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Die Stadt gefiel uns aber überhaupt nicht und so fuhren wir gleich weiter zu einem Strand rund 6km ausserhalb der Stadt. Hier ist es schön angenehm ruhig und friedlich. Hier blieben wir auch einen Tag lang und lagen etwas am Strand rum. In der Nacht machte uns allerdings eine einzige, aber wohl sehr schlaue Stechmücke das Leben schwer. Dauernd erwachten wir, weil das Viech neben unserem Ohr herum surrte. Das ging dann so weit, dass wir einen Schlachtplan entwickelten. Oli lag mit seiner Stirnlampe und einem Handtuch im Bett. Wenn das Surren wieder kam, stellte er die Lampe ganz schnell an und versuchte den Moskito mit dem Handtuch zu erschlagen. Der Moskito war aber schlauer und er überlebte alle Attacken schadenfrei. Im Gegensatz zu uns natürlich, denn das Mistviech holte sich natürlich was es wollte…

Von Angra dos Reis fuhren wir über ein paar ziemlich grosse Berge nach Mangaratiba. Auf den 50km ging es wirklich keinen Meter weit geradeaus. Immer bergauf, bergab. Als wir kurz stoppten freuten wir uns schon, weil nur noch 9km fehlten. Aber für diesen “Katzensprung” benötigten wir satte 1,5 Stunden, weil eben noch ein brutal steiler und langer Berg dazwischen lag. Da brauchten wir halt viele Pausen und Erfrischungen…

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In Mangaratiba suchten wir dann das erstbeste Restaurant um etwas zu essen. Unser bewährtes System bei der Restaurantsuche funktioniert hier in Brasilien nicht mehr. Wir wählten nämlich immer das Restaurant aus, wo die meisten Einheimischen sassen. Dort muss es gut und günstig sein. In Brasilien aber hat das Restaurant am meisten Gäste, welches einen TV hat wo gerade Fussball gezeigt wird. So assen wir zusammen mit ein paar emotional sehr aufgebrachten brasilianischen Fussballfans und wir amüsierten uns prächtig. Wenn es hier schon bei den kleinen Fussballspielen so abgeht dann lohnt es sich vielleicht doch, an der WM 2014 hierhinzu kommen…! Das Essen war aber trotzdem sehr lecker!

Am nächsten Morgen standen wir ganz früh auf, um die Fähre zur Ihla Grande zu erwischen. In eineinhalb Stündiger Fahrt schipperte man uns auf die sehr paradiesische Insel. Auf Ihla Grande verkehren ausser die Ambulanz keine Autos und es existieren lediglich ein paar Wanderwege auf denen man durch dichten Urwald von Traumstrand zu Traumstrand wandern kann. Hier könnte man sich durchaus zwei Wochen lang austoben und wir werden hier ganz bestimmt einmal einen längeren Urlaub verbringen denn die Insel hat, wie alle Anderen auch, uns ziemlich verzaubert. Wir wählten einfach eine Richtung und landeten beim wunderschönen Strand “Palmas” auf der Ostseite der Insel. Blöderweise war da noch ein Hindernis zwischen uns und dem Traumstrand und das war natürlich ein Berg. Dank den vielen Bäumen war kein Wind und wir schwitzten wie blöd. Aber die Abkühlung danach im erfrischenden Meer war super. Wir lagen den ganzen Tag rum, gingen wieder baden, hängten wieder rum….. Es war zwar bewölkt, aber hier in Brasilien ist es dann erst recht warm. Bewölkt heisst nämlich meistens auch höhere Luftfeuchtigkeit und da schwitzt man gleich doppelt.

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Nur ungern verliessen wir die Insel wieder und fuhren am nächsten Morgen bei blauem Himmel und Sonnenschein (typisch) über die nächsten Berge. Kurz vor einem offenbar längeren Anstieg stärkten wir uns noch bei einer eiskalten Cola, bevor wir uns bei brütender Hitze da hinauf quälten. Aber schon um die nächste Kurve die Überraschung: Es geht mitten am Anstieg bergab. Hä? Was geht da ab? Dann sahen wir völlig schockiert der Grund dafür. Ein Tunnel…! Radler mögen Tunnels nicht sonderlich gut leiden. Meistens fehlt nämlich der Seitenstreifen, die Fahrbahn ist nur einspurig, die Beleuchtung fehlt und die Truckfahrer geben mächtig gas. Wir hatten aber keine andere Wahl… Am Rande der Fahrbahn hatte es auch noch Sand. So waren wir damit beschäftigt einerseits die von hinten heranrasenden Truckfahrer per Seitenspiegel im Auge zu behalten und gleichzeitig nicht in die Sanddünen zu fahren. Zudem hatte es noch einen Randstein zwischen uns und der Wand so dass wir auch noch darauf aufpassen mussten, dass wir nicht zu fest rechts fuhren damit wir nicht mit den Vorderradtaschen dort einhängten. Dies hätte nämlich einen üblen Sturz verursachen können. Milena fuhr hinten und kaum donnerten die ersten Trucks unmittelbar an uns vorbei, bekam sie Panik: “OLI…! GIB GAS!!!!! SCHNELL!!!”, schrie sie von hinten und wir traten ordentlich in die Pedalen. Überall sonst hätten wir uns nämlich nur auf unser Fahrweg konzentriert, aber hier in Brasilien trauen wir mit einem sehr guten Grund Niemandem, der ein motorisiertes Fahrzeug steuert. Nach gut einem Kilometer hatten wir es geschafft bzw. überlebt und wir bekamen wieder eine nette grosse Autobahn mit einem breiteren Seitenstreifen als die Fahrbahnen selbst. Milena allerdings musste erst ihre zitterigen Beine beruhigen und das dauerte eine ganze Weile…

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In Itaguai suchten wir uns dann kurz nach Mittag eine Pousada. Es war so heiss und zudem haben wir noch immer sehr viel Zeit. Eigentlich wollten wir erst am Sonntag in Rio sein, aber wir könnten im Prinzip morgen schon da sein.

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