Die letzten Tage in Panama genossen wir mit einer viertägigen Pause. Wir besichtigten per Velo die Stadt und fuhren zu den Miraflores-Locks, wo die Schiffe vom Atlantik zum Pazifik und umgekehrt durchgeschleust werden. War super interessant und zufälligerweise passierte auch ein riesiges Containerschiff die Schleusen. Es war eines der grössten Schiffe, welches im Panama-Kanal überhaupt zugelassen wird. Wir hatten uns den besten Platz auf der Zuschauerterrasse geschnappt und Milena musste den sogar gegen ein panamesisches Fernsehteam verteidigen. Da ging mächtig die Post ab…
Wir haben uns in Panama für die einfachste Variante nach Kolumbien zu kommen entschieden; per Flugzeug. Mittlerweile ist es für Radler etwas schwieriger geworden per Schiff nach Kolumbien zu gelangen. Es hätte mit bis zu 3 Monaten Wartezeit bestimmt geklappt, aber die Kosten und der Aufwand wären einfach zu hoch ausgefallen. Wir haben somit einen Flug für den 23. Februar nach Cartagena gebucht…
Nun sind wir endlich in Südamerika und das Feeling kam auch gleich schon am Flughafen:
In Panama wurden unsere Räder gekonnt verpackt und dummerweise bekamen wir keine Kartonschachten, wo wir noch unsere Packsäcke reinstopfen konnten. Somit durften wir einen Grossteil unserer warmen Kleider (Faserpelz bei 40°) anziehen und hatten dennoch Übergepäck. In Cartagena angekommen fanden wir natürlich einige Taxis, aber irgendwie war keines gross genug um unsere Räder zu transportieren. Die erste Frage war: Ward ihr schon mal in Kolumbien? Nein! Und schon kam der horrende Taxi-Preis. Dumm nur, dass wir zwar das erste mal in Kolumbien sind, nicht aber in Südamerika. Milena feilschte um den Preis und fragte noch andere Taxifahrer. Unser “Amigo” wartete geduldig und grinste vor sich hin. Er wusste wohl, dass kein anderer Taxifahrer unsere Räder mitnehmen wollte. Trotzdem blieben wir bei unserem Preis und er willigte ein. Eigentlich hatte er nur ein kleines Auto und die Sitze konnte er auch nicht herunterlassen, aber in Kolumbien ist nichts unmöglich…
Zu zweit stopften sie unser Gepäck auf den Vordersitz, banden eines der Räder auf das Dach und das andere ragte über einen Meter aus dem Kofferraum heraus. Wir beiden sassen auf dem Rücksitz, die Fenster offen und hielten das Rad auf dem Dach fest. Der Taxifahrer flitzte nur so durch das Menschengewühl der Stadt und bog in eine der engen und bunten Altstadtgassen ab. "Hier ist das Casa Viena". Wegen unserem Gepäck konnte er den Rückwärtsgang nicht mehr einlegen, aber wer braucht den schon? Er schob uns rückwärts beinahe ins Hotel. Wir wollten eigentlich in diese sehr beliebte Backpacker-Absteige die uns auch sehr empfohlen wurde, doch leider war das Hotel schon voll. Wir dachten eine Reservation sei nicht nötig, aber hier hat es ganz schön viele Traveller unterwegs. Die Dame von der Reception war aber sehr hilfsbereit und telefonierte in zwei andere Hotels und reservierte uns auch gleich ein Zimmer 200m weiter der Strasse entlang. Zudem durften wir unser Gepäck in der Lobby lagern, damit wir in Ruhe unsere Räder wieder zusammenbauen und bepacken konnten. Neben uns stand ein deutscher Tourist und der kam beim Anblick unserer beladenen Drahtesel fast nicht mehr runter…”Boah! Nach Argentinien…?!? Wie geil…! Das möchte ich auch mal machen…wenn ich doch nur nicht so schiss hätte…!” Naja, eben hatten wir auch schiss, nämlich um unsere Räder im und auf dem Taxi…!
Cartagena de Indias hat rund 1,2 Millionen Einwohner und ist eine auf Anhieb sehr sympatische Stadt mit viel Charme. Auf den Strassen werden von freundlichen und erstaunlich unaufdringlichen Menschen Früchte, Zigaretten, Kaugummis, Arepas, ja sogar Werkzeug und Telefone verkauft. Die haben hier rollende Küchen und belagern die ohnehin schon sehr engen Gassen, so dass man sich regelrecht vorbeidrücken muss. Und dann noch die herrlichen Fruchtsäfte... Da kann man echt kaum mehr aufhören zu schwärmen...!
Cartagenas Altstadt ist wunderschön und man kommt sich vor wie wenn man am Set von Fluch der Karibik wäre. Ein riesiges Piratenschiff mit dem offenbar teure Touren angeboten werden und herausragende Kanonen an der begehbaren Stadtmauer, die wunderschön bunten Fassaden und die toll geschmückten Plazas... Das alles wird es uns schon etwas schwieriger machen in Richtung Süden loszufahren. Insbesondere das leckere Angebot an Essen (sorry, ist bei Radlern nun mal so) ist einfach unglaublich und wird uns wohl noch ein paar Tage hier behalten. Wir müssen (bzw. dürfen) uns sowieso zuerst einmal an die Gegebenheiten Kolumbiens gewöhnen und uns langsam einleben. Das ist uns eigentlich schon ziemlich gut gelungen und wir fühlen uns schon fast wie zuhause...
Endlich haben wir die lauten, chaotischen und bunten Städte Südamerikas vor uns. Von jetzt an geht es nur noch südwärts und wir freuen uns darauf, Kolumbien zu entdecken. Ein Land, über das die Meisten nicht viel wissen und von dem jeder schwärmt, der es bereist hat.
Cartagena de Indias