24.02.2011

Panama-City-Cartagena de Indias (Kolumbien)

Die letzten Tage in Panama genossen wir mit einer viertägigen Pause. Wir besichtigten per Velo die Stadt und fuhren zu den Miraflores-Locks, wo die Schiffe vom Atlantik zum Pazifik und umgekehrt durchgeschleust werden. War super interessant und zufälligerweise passierte auch ein riesiges Containerschiff die Schleusen. Es war eines der grössten Schiffe, welches im Panama-Kanal überhaupt zugelassen wird. Wir hatten uns den besten Platz auf der Zuschauerterrasse geschnappt und Milena musste den sogar gegen ein panamesisches Fernsehteam verteidigen. Da ging mächtig die Post ab…

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Wir haben uns in Panama für die einfachste Variante nach Kolumbien zu kommen entschieden; per Flugzeug. Mittlerweile ist es für Radler etwas schwieriger geworden per Schiff nach Kolumbien zu gelangen. Es hätte mit bis zu 3 Monaten Wartezeit bestimmt geklappt, aber die Kosten und der Aufwand wären einfach zu hoch ausgefallen. Wir haben somit einen Flug für den 23. Februar nach Cartagena gebucht…

Nun sind wir endlich in Südamerika und das Feeling kam auch gleich schon am Flughafen:

In Panama wurden unsere Räder gekonnt verpackt und dummerweise bekamen wir keine Kartonschachten, wo wir noch unsere Packsäcke reinstopfen konnten. Somit durften wir einen Grossteil unserer warmen Kleider (Faserpelz bei 40°) anziehen und hatten dennoch Übergepäck. In Cartagena angekommen fanden wir natürlich einige Taxis, aber irgendwie war keines gross genug um unsere Räder zu transportieren. Die erste Frage war: Ward ihr schon mal in Kolumbien? Nein! Und schon kam der horrende Taxi-Preis. Dumm nur, dass wir zwar das erste mal in Kolumbien sind, nicht aber in Südamerika. Milena feilschte um den Preis und fragte noch andere Taxifahrer. Unser “Amigo” wartete geduldig und grinste vor sich hin. Er wusste wohl, dass kein anderer Taxifahrer unsere Räder mitnehmen wollte. Trotzdem blieben wir bei unserem Preis und er willigte ein. Eigentlich hatte er nur ein kleines Auto und die Sitze konnte er auch nicht herunterlassen, aber in Kolumbien ist nichts unmöglich…

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Zu zweit stopften sie unser Gepäck auf den Vordersitz, banden eines der Räder auf das Dach und das andere ragte über einen Meter aus dem Kofferraum heraus. Wir beiden sassen auf dem Rücksitz, die Fenster offen und hielten das Rad auf dem Dach fest. Der Taxifahrer flitzte nur so durch das Menschengewühl der Stadt und bog in eine der engen und bunten Altstadtgassen ab. "Hier ist das Casa Viena". Wegen unserem Gepäck konnte er den Rückwärtsgang nicht mehr einlegen, aber wer braucht den schon? Er schob uns rückwärts beinahe ins Hotel. Wir wollten eigentlich in diese sehr beliebte Backpacker-Absteige die uns auch sehr empfohlen wurde, doch leider war das Hotel schon voll. Wir dachten eine Reservation sei nicht nötig, aber hier hat es ganz schön viele Traveller unterwegs. Die Dame von der Reception war aber sehr hilfsbereit und telefonierte in zwei andere Hotels und reservierte uns auch gleich ein Zimmer 200m weiter der Strasse entlang. Zudem durften wir unser Gepäck in der Lobby lagern, damit wir in Ruhe unsere Räder wieder zusammenbauen und bepacken konnten. Neben uns stand ein deutscher Tourist und der kam beim Anblick unserer beladenen Drahtesel fast nicht mehr runter…”Boah! Nach Argentinien…?!? Wie geil…! Das möchte ich auch mal machen…wenn ich doch nur nicht so schiss hätte…!” Naja, eben hatten wir auch schiss, nämlich um unsere Räder im und auf dem Taxi…!

Cartagena de Indias hat rund 1,2 Millionen Einwohner und ist eine auf Anhieb sehr sympatische Stadt mit viel Charme. Auf den Strassen werden von freundlichen und erstaunlich unaufdringlichen Menschen Früchte, Zigaretten, Kaugummis, Arepas, ja sogar Werkzeug und Telefone verkauft. Die haben hier rollende Küchen und belagern die ohnehin schon sehr engen Gassen, so dass man sich regelrecht vorbeidrücken muss. Und dann noch die herrlichen Fruchtsäfte... Da kann man echt kaum mehr aufhören zu schwärmen...!

Cartagenas Altstadt ist wunderschön und man kommt sich vor wie wenn man am Set von Fluch der Karibik wäre. Ein riesiges Piratenschiff mit dem offenbar teure Touren angeboten werden und herausragende Kanonen an der begehbaren Stadtmauer, die wunderschön bunten Fassaden und die toll geschmückten Plazas... Das alles wird es uns schon etwas schwieriger machen in Richtung Süden loszufahren. Insbesondere das leckere Angebot an Essen (sorry, ist bei Radlern nun mal so) ist einfach unglaublich und wird uns wohl noch ein paar Tage hier behalten. Wir müssen (bzw. dürfen) uns sowieso zuerst einmal an die Gegebenheiten Kolumbiens gewöhnen und uns langsam einleben. Das ist uns eigentlich schon ziemlich gut gelungen und wir fühlen uns schon fast wie zuhause...

Endlich haben wir die lauten, chaotischen und bunten Städte Südamerikas vor uns. Von jetzt an geht es nur noch südwärts und wir freuen uns darauf, Kolumbien zu entdecken. Ein Land, über das die Meisten nicht viel wissen und von dem jeder schwärmt, der es bereist hat.

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Cartagena de Indias

20.02.2011

Chame-Panama-City

 

In Chame kamen wir in einem netten Hotel eines pensionierten, kanadischen Paares unter welches zu unserer riesen Freude sogar einen Pool hatte. Den verliessen wir fast nicht mehr und überlegten uns sogar, die Nacht darin zu verbringen. Zu unserer noch grösseren Freude hatte dieses unscheinbare Kaff auch das wohl beste Restaurant unserer ganzen Reise und wir konnten ein superleckeres Rindsfilet verdrücken.

War auch nötig, denn am nächsten Tag bäumte sich die Panamericana in riesigen, ekligen Wellen vor uns auf. Zum krönenden Abschluss gab’s kurz vor La Chorrea auch noch einen ziemlich anstrengenden Pass und natürlich kämpften wir mit dem Gegenwind. Geschlafen haben wir danach aber sehr gut und auch das war nötig, denn der Endspurt zur Puente de las Americas begann und der Schwerverkehr nahm gewaltig zu. Die Strecke war wohl die schlimmste unserer ganzen Reise denn die Lastwagenfahrer waren ziemlich gereizt und schossen uns regelrecht von der Fahrbahn ab. Nicht einmal auf unserem von Schlaglöchern übersäten Seitenstreifen waren wir sicher denn die Lastzüge holten dort jeweils aus für die scharfen Kurven. Schon 5km vor der Brücke begann aber der Verkehr etwas zu stocken und somit begann auch unsere Rache… Jetzt waren wir die, die schneller fahren konnten und Milena hatte reichlich Arbeit mit Lastwagen ausbremsen und abdrängen. Ja, dafür reichte unsere Energie noch und es machte ziemlich Spass…!

Ein netter Lastwagenfahrer war aber unter den Tausenden. Er hupte sturm und wir flüchteten instinktiv nach rechts (normalerweise warnen sie einen damit). Er winkte uns aber auf die Fahrbahn und wir durften gut einen Kilometer auf der tollen Teerstrasse rollen und er hielt uns den Rücken frei. Leider konnte er das nicht ewig machen, denn hinter ihm stieg der Ärger an…

Dann kam die Puente de las Americas. Riesig und doch kleiner als wir dachten. Sie wirkt unglaublich, so wie wenn sie schweben würde. Das tat sie nicht, aber sie wackelte beängstigend. Wir konnten leider nicht fahren, da es zu schmal war und mit Lastzügen ist ja offensichtlich nicht zu spassen. Darum schoben wir unsere Räder über die Brücke und so sahen wir auch mehr von der tollen Umgebung.

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Das folgende Elendsviertel von welchem wir so gewarnt wurden entpuppte sich als weniger gefährlich. Zumindest wenn man solche Viertel von anderen lateinamerikanischen Städten kennt. Den Weg fanden wir auch auf Anhieb und schon bald zeigte sich die Skyline Panama-City’s in seiner vollsten Pracht. Unten an der Küste kam überraschend ein kitschig schöner Radweg mit hübschem Rasen und Palmen an der Seite. Mit ständigem Blick auf die riesigen Hochhäuser rollten wir locker und ohne Verkehr (zurückgeschaut haben wir aus Gewohnheit aber trotzdem ständig) mitten in den Grossstadtdschungel. Wir haben in einem Backpacker-Hotel ein Zimmer reserviert und fanden auch das Viertel auf Anhieb. Das allerbeste hier ist unser zimmereigener Kühlschrank (wir freuten uns wie kleine Kinder). Jetzt können wir endlich Butter und Getränke kalt lagern… Es hat hier auch einen riesigen Supermarkt und wir deckten uns mit Joghurt, Orangensaft, Bier und Coca-Cola ein. Ein wahres Paradies und wir verbrachten mehr als eine Stunde in dem kühlen Supermarkt.

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Panama-City ist erstaunlich ordentlich und vor allem ziemlich sauber. Auch das Verkehrschaos hält sich in Grenzen und die Autofahrer sind wieder erstaunlich vorsichtig uns gegenüber. Hier werden wir mal wieder eine kleine Pause einlegen, Kleider waschen, Schläuche nachkaufen, gut essen und vor allem uns überlegen, wie wir nach Kolumbien weiterreisen werden. Da gehen nämlich die Meinungen der bisher gefragten Einheimischen sehr weit auseinander.

17.02.2011

David-Chame

Leider wurden wir die letzten Tage etwas vom Pech verfolgt. Milena hatte sage und schreibe 4 Platten innerhalb von 2 Tagen (!) und das auf einer der besten Teerstrassen Lateinamerikas…

Zuerst auf der Strecke von Aguadulce nach Penonomé, nach nur ca. 16km schwand plötzlich die Luft aus ihrem vorderen Reifen. Dann nach 42km tatsächlich auch noch aus dem Hinteren… In Penonomé quartierten wir uns im allerersten Hotel des Dorfes ein (wer weiss wie weit sie noch gekommen wäre) und gingen der Sache auf den Grund. Zwischen dem vorderen Pneu und dem Schlauch fanden wir dann tatsächlich ein kleines Stück Draht, welches wohl den ersten Platten verursacht hat, dasselbe fanden wir auch im hinteren Pneu. Vermutlich feine Drähtchen vom Geflecht eines zerfetzten Autopneus. Überglücklich die Ursache gefunden zu haben, flickten wir die Schläuche und weil wir den nicht-kevlarverstärkten Reifen nicht mehr trauten, montierten wir zur Sicherheit sogar unsere Ersatzreifen mit eben dieser Verstärkung. Als wir aber nach dem Essen zurückkamen, sagte die Dame an der Reception dass eines der Velos laut “Pffft” gemacht hätte. Wir konnten es nicht fassen, aber Milena’s Liebling stand tatsächlich wieder mit einem Platten am Hinterrad da! Ratlos machten wir uns wieder an die Arbeit und inspizierten die Schläuche wie Detektive. Die beiden Platten unterwegs waren eindeutig vom Draht, denn das Loch war sehr klein. Der Plattfuss im Stand aber hatte ein grössers, rissartiges Loch welches unmöglich von dem Draht stammen konnte. Der nächste Schlauch musste her und wir schauten immer wieder nach. Dieser aber er hielt bis am nächsten Tag. In drei Tagen werden wir über den Panama-Kanal und dann durch ein Elendsviertel fahren. Währe schon sehr blöd, genau dort einen Platten zu bekommen…

Als wir einen Supermarkt suchten, fuhr der chinesische Alleinfahrer (mittlerweile wissen wir er ist Japaner), den wir schon an der Grenze gesehen haben an uns vorbei. Kämpferisch im fiesen Gegenwind trampelte er wie ein Besessener im ersten Gang schnurstracks Richtung Dorfzentrum. Der schaute weder nach links, noch nach rechts. Da hatte wohl einer hunger… Die Versorgungsmöglichkeiten lassen hier etwas zu wünschen übrig. Uns ging es auch nicht anders…

Auf der Interamericana sieht man leider sehr üble Sachen. Dutzende von überfahrenen Hunden, ein Opossum, eine ziemlich grosse Boa Constrictor und heute sogar noch ein totes Pferd, welches schon halb-verwest die Zähne herausstreckte und vermutlich für den einen oder anderen Alptraum bei Milena sorgen wird. Oli träumte mal wieder beim fahren, denn er hatte das riesige Pferd erst gar nicht bemerkt.

IMG_0756 Wellenreiten auf der Interamericana

Die Strecke Richtung Chame fing ziemlich locker an. Wir flogen schon fast über den blanken Teer und als wir eine Coca-Cola Pause machten trampelte mal wieder der Alleinfahrer an uns vorbei. Wieder mit starrem Blick nach vorne und im ersten Gang. Wir rätselten und waren uns einig, dass dies nur ein Alaska-Feuerland-Hetzer sein kann…

Als wir sein Rad vor einem Restaurant sahen freuten wir uns, denn bis anhin hatte kein Restaurant geöffnet oder etwas Essbares im Hause. Er hatte offenbar etwas gefunden. Wir setzten uns natürlich zu ihm und versuchten uns auf Englisch und Spanisch zu unterhalten. Er konnte aber weder Englisch, noch richtig Spanisch und wir mussten seine spanischen Sätze etwas erraten denn der japanische Dialekt stiess ziemlich hervor. Aber er war wirklich sehr nett und soviel wie wir herausfanden ist er ein Jahr und 8 Monate unterwegs. Ob das die Dauer seiner gesamten, vergangenen oder zukünftigen Reise ist fanden wir aber nicht heraus (die blöde Zukunfts-/ und Vergangenheitsform des Spanisch checken auch wir nicht ganz). Aber wie erwartet, ist er ein Alaska-Feuerland Radler und er flitzt (im Gegensatz zu uns) alles auf der Panamericana. Nach dem Essen fuhren wir zusammen los. Das heisst, zuerst kam noch sein Zähneputz-Ritual welches ziemlich intensiv ausfiel. Er hatte 6 Zahnbürsten in einem Plastiksack in der Seitentasche und noch eines griffbereit an seinem Packsack angezurrt. Während er sich die Zähne putzte inspizierte er unsere Räder und dank der schäumenden Zahnpasta war sein Spanisch nun total unverständlich. Natürlich hatte er auch Zahnseide dabei und nach der ganzen Reinigungs-Prozedur trank er einige Schlücke einer völlig übersüssten, panamesischen Soda. Wirklich ein sehr lustiger Kerl. Er fuhr langsamer als wir, dafür aber weiter. Das lag vielleicht daran, dass Milena nach 10km einen weiteren Platten (nr. 6) am Hinterrad hatte… “Arghhh…!!!”

Mittlerweile fanden wir heraus, dass alle unsere Ersatz-Schläuche eine Schwachstelle haben. Immer an der selben Faltstelle, beinahe gegenüber des Ventils ist der Gummi viel dünner, etwa 1cm in der Breite und Schlitzförmig. Auch der erste Platten im Stand in Bahia Drake wies an dieser Stelle das ominöse Loch auf. Der eine, der vom Draht kaputt ging und diese Schwachstelle nicht aufweist ist jetzt frisch geflickt an Milena’s Hinterrad. Zu Testzwecken, versteht sich…

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Platten Nr. 6

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Klares Warnschild…

14.02.2011

Puerto Jimenez-David (Panama)

 

Von Puerto Jimenez aus fuhren wir mit der Fähre nach Golfito. Unsere Räder durften auf dem Dach mitfahren.

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In Golfito wurden unsere Räder mal wieder sehr genau inspiziert. Die Schaltungen mit den vielen Gängen und die Lenker, den man kippen kann beeindruckte einen taubstummen Mann am meisten. Er konnte es kaum glauben…

Von Golfito fuhren wir los in Richtung Rio Claro, wo unsere längste Panamericana-Etappe beginnt. Bis nach Panama-City werden wir auf dieser Strasse radeln und wohl oder übel vom ganzen Schwerverkehr begleitet werden.

Unterwegs nach Rio Claro sah Milena einen Ast am Boden und wollte darüberfahren (ist ihre Lieblingsbeschäftigung auf Teerstrassen) und plötzlich kroch der Ast davon. Gerade noch konnte sie bremsen. Es war eine giftige Korallenschlange! Wir versuchten sie aufzuhalten um ein Foto zu machen, doch sie war schneller… Ein Jeep hielt an und zwei deutschen Touristen sprangen aus dem Auto. Sie dachten, wir spielen hier mit Nasenbären. Als wir ihnen sagten, dass wir mit einer Giftschlange spielen, gingen sie aber bald wieder…

Dann kam die Panamericana und bis nach Neily plagte uns die extreme Hitze. In Neily haben wir einen dummen Fehler gemacht: Anstatt uns erst etwas abzukühlen und etwas trinken, steuerten wir nassgeschwitzt das erstbeste Hotel an und landeten prompt in einem üblen Stundenhotel. Eigentlich warnte uns noch eine alte Dame vor der Türe, doch wir wollten nur noch eine kalte Dusche. Noch nie haben wir ein solch schimmliges, stinkendes Zimmer gesehen wie das. Wir trauten uns kaum etwas anzufassen (und wir sind ja nun wirklich nicht heikel). Eine junge Dame mit Pupillen wie Untertassen redete ziemlich wirres Zeug und tanzte und sang wie wild. Wir nahmen es mit einer grossen Portion Humor und konnten kaum aufhören mit Witze reissen. Wir machten uns einen Spass daraus, möglichst wenig anzufassen und über das Bett legten wir sogar zuerst unsere Hängematten und dann erst unsere leichten Schlafsäcke. Am nächsten Morgen (immerhin wurden wir von “Geräuschen” verschont) hatten wir unsere Räder rekordverdächtig schnell beladen und leider mussten wir den Hotelier noch wecken, da das Tor verriegelt war. Aber immerhin hat der sich noch ein Badetuch umgewickelt…

Dies war unsere letzte Nacht in Costa Rica und morgens um 8.00 standen wir schon an der Grenze. Satte 3h dauerte die Prozedur und einige Leute vor uns wurden zurückgewiesen, weil sie kein Ausreiseticket vorweisen konnten. Die Franzosen hinter uns kauften sich dann alle ein Busticket für 20 Dollar nach San José. Wir verzichteten darauf. Ist ja ein Witz, wenn wir mit Fahrrädern hier sind… Glücklicherweise wollten sie von uns keines sehen und Milena grinste beim obligatorischen Foto so übertrieben in die Kamera, dass der Zöllner lachen musste. Irgendwie ging dann das mit dem Ausreiseticket wohl vergessen… Auch die Gepäckkontrolle blieb uns erspart. Unsere dreckigen, verstaubten Taschen wollten sie wohl nicht anfassen und zudem standen die Fahrräder noch in der prallen Sonne…

IMG_0598 Noch 18 km zur Grenz nach Panama

Panama zeigte sich gleich nach der Grenze von seiner Schokoladenseite. Die Panamericana verläuft vierspurig mit einer weiteren Fahrspur, welche unser “Radweg” darstellt. Und der Asphalt rollt (mal abgesehen vom Slalom fahren wegen der vielen Zuckerrohrstangen auf der Fahrbahn) hervorragend! Da kommt man ziemlich gut vorwärts auf dieser Höllenstrasse… Nur die 45 Grad und die brütende Sonne machte uns ziemlich fertig…

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Zum ersten mal trafen wir auch andere Radtouristen. An der Grenze war ein chinesischer Alleinradler und hier in David trafen wir vor einem (leider ausgebuchten) Backpacker-Hotel zwei Amerikaner, welche auch nach Panama-City, Kolumbien dann aber weiter nach Venezuela radeln. Auch sie wissen noch nicht genau, wie sie nach Kolumbien kommen (per Schiff oder Flugzeug, eine Strasse existiert nicht wirklich). Die beiden sind heute weitergefahren. Wer weiss, vielleicht treffen wir die Beiden bei der Bootsuche wieder…

Hier in David teilen wir uns ein riesiges Hotel mit Kindern zwischen 5 und 14 Jahren von rund 3 Baseballmannschaften und deren Eltern. Ist ziemlich laut hier… Das Hotel hatte wohl einen gröberen Wasserschaden und ist jetzt im Rohbau. Heute Nachmittag brachten wir unsere Wäsche zum reinigen und als wir sie abholen wollten, stand ein Zettel an der Türe: Bin in 15min zurück. Jaja, wir kennen diese 15min… Beim Nachbarn der Lavanderia durften wir vor dem Haus im einzigen Schattenplatz weit und breit warten, beantworteten alle Fragen und wurden von dessen Familie spontan zu einem selbstgemachten Ananas-Eis eingeladen. Da wurde uns klar: Wir sind in Panama…!!!

IMG_0601 Kleiderständer?

10.02.2011

Bahia Drake-Puerto Jimenez

Die letzten zwei Wochen waren toll. Wir badeten im Meer (leider hatte es teilweise sehr hohe Wellen) und begleiteten Sabrina und ihre Stute Seraphita zum ersten mal zum Strand (die hohen Wellen waren auch dem Pferd unheimlich). Nur Oli fand die Wellen lustig und amüsierte sich darüber wenn Milena nicht mehr rechtzeitig aus dem Wasser flüchten konnte und unter den riesigen Wellen hindurch tauchen musste (herzlichen Dank, es kommt alles zurück). Milena entdeckte in Bahia Drake ihr neustes Hobby. Sie lernte, wie man Armbändeli knüpft und sie machte knapp 30 Stk., welche Sabi dann am Flughafen verkaufen kann. Oli hat auch ein neues Hobby entdeckt. Er ging fast täglich fischen.

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In der Lodge hatte es des öfteren Touristen. Darunter auch zwei nette Schweizerinnen, welche 3 Tage blieben. Gerade als die beiden unsere Räder bestaunten und wir bluffend sagten, dass wir mit denen bis nach Argentinien fahren geschah das Unfassbare: Ein lautes “Pffffffft” und Milena’s Rad hatte wieder einen Platten. Einfach so…im stehen! War ja gar nicht peinlich…Jedenfalls hatten wir ja genug Zeit, um der Sache auf den Grund zu gehen und tatsächlich fanden wir den Übeltäter. Die Felge hatte (vermutlich durch einen Steinschlag beim ersten Platten in Agujitas) eine kleine, aber spitzige Schramme. Oli schliff sie dann weg und Schlauch Nr. 3 wurde aufgepumpt. Immerhin, bis jetzt hat’s gehalten…

Wir durften anfangs Woche das Boot von Edu und Sabi ausleihen und unternahmen eine kleine Kanutour. War superschön! Nur ein kleiner Kapuzineraffe fand uns nicht sehr toll. Er schrie uns an, rannte uns am Ufer entlang nach und machte den Anschein als wolle er demnächst ins Boot springen und uns fressen. Wir hielten bei Angesicht seiner Zähne schon mal unsere schweren Holzpaddel parat, aber er liess uns dann doch in Ruhe… Wir sahen sehr viele schöne Vögel, Ara’s flogen laut krächzend über uns hinweg und die Gruppe Kapuzineraffen fanden wir weiter Fluss aufwärts auch wieder. Brüllaffen konnten wir auch mal wieder lautstark hören. War super schön…

Am Mittwoch morgen war es leider soweit. Wieder mussten wir traurig Abschied nehmen. Wer weiss, wie lange man sich nicht mehr sieht… Wir möchten uns hiermit nochmals bei Sabi und Edu für die tolle Gastfreundschaft bedanken. War echt super bei euch!

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Wir werden die zwei Wochen bei euch im Paradies vermutlich noch des Öfteren vermissen…

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Sabrina mit Seraphita und Panda am Strand

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Ara’s

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Neuer, nächtlicher Besucher (common heatet-snake)

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Schwarzer Habicht am jagen

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Von verschiedenen Seiten hörten wir, dass die Strasse nach Rincon nicht gerade ein fahrradtaugliches Terrain ist. Trotzdem machten wir uns frühmorgens auf den Weg und schon nach 2km wurde uns klar, dass es nicht gerade ein angenehmer Sonntagsspaziergang wird. Eigentlich war es dasselbe Spiel wie schon von Agujitas nach Drake. Wir stiessen die Räder zu zweit den Berg hoch, gingen wieder runter und holten das Zweite. Manchmal war es so steil, dass wir die Räder nicht mal stehen lassen konnten, denn sie rutschten rückwärts runter…und das ganze 10km weit… Nicht einmal die Autos kamen da problemlos hoch. Sabrina sagte uns, dass wenn wir oben bei der Antenne sind geht es danach nur noch runter. Zumindest bis zum nächsten Berg… Nach 5h erreichten wir die Antenne und freuten uns riesig zum runter flitzen. Die Freude währte aber nicht sehr lange, denn es ging noch viel krasser bergab… Nach nur 100m lag Milena neben ihrem Rad (es hat aber auch fies gebockt) und hat sich das Knie am Ritzel aufgeschnitten. Zudem riss sie sich eine bereits vorhandene Wunde am Finger nochmals auf. War ein bisschen blutig die Sache… Aber jetzt ist es nur noch etwas blau. Vermutlich auch weil sie am gleichen Abend noch in die Toilettentüre rannte und sich dasselbe Knie nochmals anschlug... :-)

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Irgendwann erreichten wir das Dorf Rancho Quemado und dort futterten wir erst einmal. Ein netter Mann sagte wir sollen ihm folgen und er führte uns zu einer kleinen Lagune hinter dem Haus. Sabi erzählte uns von ihm, aber wir waren trotzdem sehr überrascht als er “Macho, Macho” rief und ein Caiman quer über die Lagune direkt auf uns zu schwamm. Ein Caiman, der auf seinen Namen hört haben wir nun wirklich noch nie gesehen…

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Wir hatten das schlimmste Stück definitiv hinter uns und trotzdem entschieden wir uns für die zweite Hälfte den Bus zu nehmen. Wir hatten zum einen zu wenig Geld dabei, weil der nächste Bankomat 2 Tagesetappen entfernt war, und wir hier hätten übernachten müssen und zum anderen hatten wir auch nicht mehr die stärksten Nerven. Der Bus fuhr uns am Nachmittag bis nach La Palma und wir staunten wie schnell man mit so einem Bus ist. Viel zu schnell für uns und wir sind ziemlich froh, dass wir mit Fahrrädern hier sind. Da verpasst man wirklich eine ganze Menge. Die abenteuerlichen Flussdurchquerungen zum Beispiel sind schon ziemlich lustig, per Bus aber sehr unspektakulär…

In La Palma merkten wir beim beladen der Räder, dass hier wohl höchstens alle 10 Jahre solche bescheuerten Touristen wie wir hier vorbeiradeln. Die Menschen starrten uns ungläubig an und wir hatten kaum Platz, um unsere Taschen zu befestigen. In La Palma übernachteten wir und am nächsten Morgen flitzten wir mal wieder einmal im höchsten Gang auf einer fantastischen Teerstrasse und praktisch ohne Verkehr in das sympathische Kaff Puerto Jimenez. Von hier aus werden wir per Boot nach Golfito fahren und dann über Ciudad Neily in Richtung Grenze nach Panama fahren…

02.02.2011

Uvita-Bahia Drake

 

Wir fuhren über Palmar Norte nach Sierpe und von dort weiter mit dem Boot nach Bahia Drake, wo wir bei Milena’s Freundin Sabrina und ihrem Freund Edu in der “Rio Drake Lodge” etwa 2 Woche Pause machen wollen. Die Fahrt nach Bahia Drake war ziemlich abenteuerlich:

In Sierpe fanden wir ziemlich schnell ein Boot, welches auch unsere Räder mitnahm und flitzten los durch das grösste Mangrovengebiet Lateinamerikas. Die Fahrt war wunderschön und wir genossen es mal vorwärts zu kommen, ohne uns anstrengen zu müssen. Dann aber mussten wir vom Fluss ins Meer und die Wellen machten es unserem Captain nicht gerade einfach. Wir kurvten fast eine halbe Stunde hin und her bis er endlich eine Lücke fand, wo wir durch konnten. Hier kentern offenbar hin und wieder solche Boote. Wäre für unsere Räder nicht so toll gewesen…

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In Agujitas gab’s eine Wasserlandung und wir mussten die Fahrräder kopfüber an Land tragen, damit sie nicht voller Salzwasser wurden. Noch am Strand bepackten wir sie und die erste Strasse auf der Osa Peninsula war eine ziemlich steile Schotterpiste mit tennisballgrossen Steinen die uns immer die Vorderräder wegrutschen liessen. Zwangsläufig mussten wir sie schieben. Nach 100m hatte Milena’s Rad schon einen Platten (ausgerechnet beim Hinterrad) und dann hiess es erst einmal das gesamte Gepäck abschnallen, Hinterrad demontieren, Reifen wegnehmen (klemmte natürlich fest), Schlauch ersetzen, Rad wieder montieren, pumpen und wieder bepacken. Das ganze dauerte eine ganze Stunde (wir sind ja noch Anfänger) und natürlich verklemmte auch noch ihr Wechsler, weil sie sich so auf Sabrina freute und pressieren wollte. Das dauerte gleich nochmals eine halbe Stunde. Dann aber konnten wir los… naja, zumindest im Schritttempo denn die Strasse wurde ja nicht plötzlich besser. Wir überquerten 2 Flüsse (ohne Brücken) und Milena durfte noch einen halben Kilometer zu fuss zurück, weil sie ihren Wanderschuh verloren hatte. Der dritte Fluss war dann ziemlich tief und hatte so starke Strömung, dass wir lieber 3 Seitenarme überquerten. Dafür sanken unsere Räder etwas im Sand ein, aber da keine Krokodile in Sicht waren störte uns das weniger…

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Warten aufs Boot in Sierpe                         Schieben am Steilhang…

 

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Ein paar kleine Hindernisse…

Dann kam endlich die langersehnte Flughafenpiste. Aber zuerst mussten wir natürlich warten, weil ein Flugzeug kam und wir über die Landepiste fahren mussten, um zur Lodge zu kommen. Ein netter Mann (Edu’s Bruder wie wir später herausfanden) wollte unbedingt noch ein Foto von uns.

Dann endlich durften wir zur Rio Drake Lodge fahren…

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Kurz vor der Rio Drake Lodge

Wie erwartet ist es hier paradiesisch schön mit Hängematten und Blick auf den Pazifischen Ozean. Zuerst aber zeigte uns Sabrina alles und dann hatten die beiden viel zu erzählen…

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Hier sind wir nun seit gut einer Woche und helfen etwas mit beim heuen für die Pferde etc. Milena hilft Sabi beim trainieren der Pferde und Oli und Edu gehen öfters fischen. Aber erst heute (eine Woche später) fingen sie endlich 2 Fische.

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Hier leben nebst Sabrina und Edu auch 3 Pferde und 2 Hunde:

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Loba                                                      Balak

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Fohlen Panda                                      Stute Seraphita

 

Wir geniessen hier vor allem die Ruhe und sind aber auch etwas faul. Das wird sich ziemlich sicher bei unserer baldigen Weiterfahrt bemerkbar machen…

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Hübscher Sonnenuntergang               Jesus…???

                                        

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Fledermaus-Gehänge…                Spaziergang am Traumstrand…

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Traumstrand 200m von der Lodge entfernt

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Unsere nächtlichen Besucher beschränken sich hier nicht mehr auf Kröten und Geckos. Sie sind etwas hässlicher geworden…