“Und, wie ist das Essen in Peru?” Die Peruaner wollen nicht wissen, wie einem das Land gefällt, sondern wie leckerdas Essen ist. Vielleicht wissen sie selber, dass Peru schön ist?
Am frühen Sonntag Morgen stand eine zierliche Dame neben uns und fragte mal wieder wie wir Peru’s Küche finden. Die Peruaner sind unheimlich stolz auf ihr Essen und das auch zu Recht. Es ist wirklich sehr lecker! Für uns als Vielfrasse ist das schon ein ziemliches Paradies hier. Die Dame stellte sich dann als Jesus vom Himmel vor. Ach so ist das… er war eben doch eine Frau mit kurzen Haaren…!
Mit neu gekauften Schläuchen und jede Menge Flicken im Gepäck (jetzt können die Platten wieder kommen) fuhren wir los Richtung Pacasmayo. Links und rechts gab es nur noch Sand und wir standen gerade am Strassenrand und bestaunten eine Fata-Morgana am Horizont, da hielt ein Polizeiauto neben uns. “Alles klar bei euch? Braucht ihr etwas? Wir fahren hier hin und her und schauen etwas auf euch!” Wow, nett! Milena war total überzeugt, dass sie am Horizont das Meer sehen kann, doch es war nicht möglich. Das ist wirklich eine unheimliche Täuschung des Auges!
Betreten verboten; Lebensgefahr…
…immer schön geradeaus…
Nach gut 110km fuhren wir bei sattem Gegenwind im netten Dorf Pacasmayo ein und kamen somit am Pazifischen Ozean an. Dort übernachteten wir und am nächsten Morgen fuhren wir bei noch stärkerem Gegenwind weiter Richtung Huanchaco. Nach 50km kam endlich wieder ein kleiner Laden, wo wir auch gleich einen Stopp einlegten und etwas zu Essen kauften. Die nette Frau (Marie) rief bei unserem Anblick gleich die Polizei. “Ich habe hier zwei Touristen die mit Fahrrädern unterwegs sind! Kommen sie vorbei!” Verdutzt schauten wir uns an. Dass jemand bei unserem Anblick gleich die Polizei ruft, haben wir nun doch noch nicht erlebt…
Nach dem Essen wollten wir unbeirrt weiter fahren, doch die Frau liess uns nicht gehen. Momentan sei die Strecke eine der gefährlichsten Peru’s und wir sollten doch auf die Polizei warten. Sie begleite uns dann einige Kilometer. In diesem Moment fuhr ein Mann mit einem schwarzen Pick-Up vor und die Frau fragte ihn, ob er uns nicht mitnehmen würde. Da wurden wir schon ziemlich misstrauisch. Ob er uns dann überfallen will? Tatsächlich kam dann aber auch die Polizei und fragte den Mann, ob er uns mitnehme. “Ja, ich bringe die Beiden nach Huanchaco. Ich muss sowieso nach Trujillo.” Na dann, wenn die Polizei weiss, dass wir mit dem Mann nach Huanchaco fahren, können wir wohl unbeirrt einsteigen. Die Einheimischen sagen einem noch schnell einmal, dass ein Ort gefährlich ist. Wir wurden auch vor Chiclayo gewarnt, da es dort viele “Ladrones” (Diebe) gibt. Tatsächlich beobachteten wir dort zwei mal, wie eine ganze Horde einem Dieb hinterher rannte. War ziemlich amüsant… Aber das gibt es alles auch in Zürich und solange keine Waffen im Spiel sind, interpretieren wir das noch lange nicht als gefährlich. Wenn aber jemand so Angst um uns hat dass er die Polizei ruft, nehmen wir das schon ernst. Marie war froh dass wir mit dem Mann mitfuhren und wir bedankten uns ganz herzlich bei ihr. So fuhren wir los, die Räder inkl. Gepäck im Anhänger und begleitet von der peruanischen Polizei in Richtung Huanchaco. Wahnsinn wie hilfsbereit diese Menschen hier sind!
Der Mann hiess Rudolfo und seine Frau Maribel. Die Beiden waren sehr nett und wir unterhielten uns die ganze Fahrt über. Maribel wollte noch etwas Deutsch lernen. Nach einer Stunde erreichten wir Huanchaco und sie luden uns direkt am Strand aus. Geld wollten sie keines, aber unsere E-Mail Adressen. Wir werden die Beiden dann als Dankeschön in Trujillo mit einer Torte überraschen.
Huanchaco zeigte sich auf Anhieb sehr sympatisch. Super nette Leute umzingelten uns, stellten Fragen und hiessen uns herzlich Willkommen in Peru. Huanchaco ist ein Surferparadies und wir beobachteten schon ein paar Touristen, die versuchten eine Welle zu erwischen. Scheint nicht so einfach zu sein. Bekannt ist der Ort aber wegen der “Binsenpferdchen”. Das sind eine Art Surfbretter aus Totora-Schilf, welche die Fischer zum Fische fangen benötigen. Diese Schilfsurfbretter sehen toll aus. Die Fischer sitzen darauf wie auf Pferden und paddeln ins Meer hinaus. Wir bepackten in Ruhe unsere Räder und gingen erst etwas essen. Danach riefen wir Elisabeth und Rolando an. Die Beiden leben seit zwei Wochen hier und sind die Eltern eines Freundes von Oli. Bis vor kurzem lebten sie noch in Guadalupe, wo wir am Tag zuvor vorbeifuhren. Oli besuchte sie im Jahr 2007 schon einmal. Nun sind sie hierhin umgezogen, rund 400m vom Meer entfernt. Was für ein toller Ort zum leben!
Rolando kam uns dann mit seinem Fahrrad am Hafen abholen und wir wurden sehr herzlich empfangen. Momentan ist hier eine kleine Baustelle und diverse Techniker und Bauarbeiter gehen ein und aus, aber es ist trotzdem einer der gemütlichsten und angenehmsten Orten seit unserer Reise. Kurz gesagt, wir fühlen uns hier sehr wohl und geniessen mal wieder das häusliche Zusammenleben. Am Abend gingen wir alle zusammen ein ziemlich leckeres Raclette essen.
Milena hatte ihren Süssigkeitenkonsum nicht mehr ganz unter Kontrolle und nach drei Kugeln Glace (sie hatte schon am Nachmittag zwei Kugeln), Popcorn, Schokotörtchen und Zuckerwatte hatte sie wohl einen kleinen Zuckerschock. Aber egal…! Wie lange hatten wir schon keine so leckeren Sachen mehr…?!
Momentan ist in Huanchaco das Fest “San Pedro”, wo die Statue aus der Kirche runter zum Strand getragen wird und auf einem Schilfboot ins Meer hinaus fährt. Gestern Abend gingen wir das Feuerwerk anschauen, welches allerdings zwei Stunden Verspätung hatte. Heute als wir das Boot mit San Pedro sehen wollten, waren sie natürlich zu früh und wir sahen lediglich wie sie die Statue wieder zur Kirche hoch trugen. Tja, das peruanische Timing haben wir halt noch nicht so im Griff…
Und weil es so schön ist, hier noch ein paar Fotos von Huanchaco:
Nach dem hübschesten Lama Südamerikas fanden wir nun auch den wohl hübschesten Hund Südamerikas…