Um nicht dieselbe Strecke nochmals zu fahren, nahmen wir den Bus nach Riobamba. Mit laut dröhnender Musik flitzten wir Kurve um Kurve wieder hoch in die Anden.
Bananefutternder Papagei in Puyo
Riobamba ist eigentlich mit 100’000 Einwohner eine ziemlich grosse Stadt. Trotzdem hatten wir so unsere Mühe ein Restaurant zu finden, welches nicht die fettigen frittierten Poulets und die noch fettigeren Pommes Frites serviert. Die gab es schon in Kolumbien immer und inzwischen sind wir “Pollo broaster”-Totalverweigerer geworden. Vor allem die Pommes sind meistens grauenhaft.
Am nächsten Morgen waren wir endlich wieder auf der Strasse. Die Touristenzentren liegen vorerst hinter uns und Ecuador gehört (zumindest bis Cuenca) uns ganz alleine… Bei Sonnenschein radelten wir los und kaum waren wir aus Riobamba heraus, hörten wir vereinzelt ein “HOLA…!” Weit weg sahen wir dann die bunt gekleideten Indiofrauen, welche am Schafe hüten waren und sie winkten uns von weit weg freudig zu. Die sonst so zurückhaltenden Indios freuen sich regelrecht über uns “Gringitos”. Es sieht fantastisch aus wenn man die blauen, pinken, roten oder gelben Farbflecken der Ponchos in den grünen Feldern sieht.
Die Strecke von Riobamba nach Guamote ging erst einmal 30km bergauf. Aber wir waren einigermassen fit und somit machte uns das 3400müM-Pässchen wenig Schwierigkeiten. Die Höhe merken wir inzwischen kaum noch. Nur das Wetter ist etwas extremer geworden. Wir ziehen uns schon fast alle 10min um. Regenklamotten an, Regenklamotten aus, Windstopper an, Windstopper aus… Das Klima da oben ist schon sehr extrem und ändert fast schon von Minute zu Minute. Es kann in der Sonne brutal warm sein und kaum kommen Wolken schlottert man vor Kälte. Regen war da natürlich ganz übel und kaum hatte es 5min geregnet, kam sofort wieder die Sonne und wir schwitzten unter den Regenklamotten.
Guamote ist ein herziges, verschlafenes Städtchen in dem die Zeit offenbar stehengeblieben ist. Zuerst sahen wir gar keinen Menschen und dachten die Stadt sei verlassen worden. Ganz anders sah es am nächsten Morgen aus… Jeden Donnerstag ist hier ein riesiger Tier- und Gemüsemarkt. Da kommen aus allen erdenklichen Nachbardörfern die Indios mit Lamas, Schafen, Kühen, Pferden, Gemüse und zu Milena’s entsetzen auch mit Hühnern und Meerschweinchen in Plastiksäcken…
Wir schlenderten am Morgen etwas durch den bunten Markt und bestaunten die riesigen Stiere. Diese Viecher sind ja abartig gross! Dichtgedrängt zwischen den äusserst kleinen Menschen und den grossen Kühen kamen wir uns schon etwas komisch vor. Milena wurde noch fast von einem Bullen vertrampelt, der mitten in der Menschenmenge eine Kuh besteigen wollte. Alle Frauen versteckten sich hinter Milena und die Männer versuchten verzweifelt den riesigen Stier von der Kuh zu bekommen. Das ging ja mächtig ab.
Dann fuhren wir weiter nach Alausi. Natürlich wieder lange bergauf, aber diesmal war es besonders für Milena nicht so locker. Der Husten von ihrer Erkältung kam erst jetzt und dazu fuhren wir auch noch im Nieselregen und bei eiskaltem Gegenwind über die weiss nicht wievielen Berge praktisch nur bergauf. Alle 200m suchte sie in ihrer Lenkertasche ein Nastuch. Ihre Stimmung war dementsprechend kaum aufzuheitern. Zwei halbverweste Kadaver von Hunden sorgten noch für einen unangenehmen Würgereiz. Bei Abfahrten ist uns das ja mittlerweile egal geworden und wir haben uns wohl oder übel daran gewöhnt, aber wenn man auf 3300müM mit nur 5km/h den Berg hoch hechtet, kann man kaum den Atem anhalten…
Die Ecuadorianer haben die Panamericana immer schön über die Berge gebaut, dabei hätte es ein wunderbar flaches Tal daneben. Die Gleise der alten Zugverbindung Riobamba-Alausi haben sie ja auch im Tal gebaut! Netterweise sieht man die auch fast die ganze Fahrt über. Ob sie das zum Ärger der Radfahrer extra gemacht haben…? Kurz vor Alausi flitzten wir innerhalb von nur 5km extrem steil den Berg hinunter. Alles was wir uns fast 3h lang erkämpft hatten, wurde innerhalb von 5min zunichte gemacht. Und morgen dürfen wir das ganze wieder hoch fahren…ist ja logisch…!
In Alausi wurde dann die Stimmung schlagartig aufgeheitert. Das Städtchen ist wohl eines der nettesten aller bisher gesehenen und auf 2400müM ist auch das Klima weitaus erträglicher als auf den windigen Pässen. Bei Sonnenschein fuhren wir runter in das lebendige Städtchen und kauften uns als erstes ein leckeres Eis. Der Berg, der sich wie ein König vor uns auftürmt und den wir morgen auch hochfahren dürfen, ignorieren wir gekonnt.